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Als Attraktion gedacht
Grünen-Politikerin will Esel-Taxis einrichten


24.01.2018Lesedauer: 3 Min.
Esel als Zugpferde: In Zweibrücken sollen Esel-Taxis nach dem Willen einer Grünen-Politikerin zu einer Attraktion werden.Vergrößern des Bildes
Esel als Zugpferde: In Zweibrücken sollen Esel-Taxis nach dem Willen einer Grünen-Politikerin zu einer Attraktion werden. (Quelle: Ibraheem Abu Mustafa/reuters)

Mit Esel-Taxis will eine Grünen-Politikerin Leben in einen Ort in der Pfalz bringen. Beim Spott über sie geht ein Punkt unter.

In der Stadt Zweibrücken in der Pfalz soll noch in diesem Jahr Personenverkehr mit Esel-Wagen eingerichtet werden. Die Ortsvorsteherin Susanne Murer sucht deutschlandweit nach Eseln – um sie für eine weitergehende Idee vor den Karren zu spannen.

Zweibrücken hat einen der größten Rosengärten Deutschland und eine bekannte Pferdezucht mit Besamungsstation. Der 1000-Seelen-Ortsteil Mörsbach dagegen habe eine Deponie vor der Tür und sonst nichts, sagt Susanne Murer von den Grünen, die bei den letzten Kommunalwahlen hier 48,4 Prozent geholt haben.

Aufwerten sollen den Ort deshalb jetzt: Eseltaxis. "Wir wollen nicht nur jammern", sagt Murer.

"Die Partei" bietet Mitgliedschaft an

Noch in diesem Jahr soll es in Mörsbach mindestens zwei Esel geben, die Menschen durch den Stadtteil, oder sogar nach Zweibrücken oder ins saarländische Homburg bringen. Das sei keine Fantasterei, erklärte die Naturheilpraktikerin auf dem Neujahrsempfang des Ortsteils.

Was in ihren Augen ein Beitrag zur Entschleunigung ist und den Ort aufwerten könnte, löste umgehend auch Spott aus. Die Satirepartei „Die Partei“ hat ihr bereits die Mitgliedschaft angetragen, „wir erkennen politisches Talent sofort“. Die westpfälzische Provinz würde „weitaus authentischer mit Transportmitteln aus dem Mittelalter“, heißt es vom Kreisverband.

Murer reagiert souverän: „Es dürfen ruhig auch Witze darüber gemacht werden“, sagt sie. "Aber inzwischen wird das aus dem Kontext gerissen. Wir wollen niemanden auf Bestellung mittags um 15 Uhr zum Einkaufen fahren."

"Aktion von Menschen des Dorfes"

Ein Sprecher der Stadt Zweibrücken stellt klar: „Das ist eine Privatsache, mit der die Verwaltung nichts zu tun hat.“ Sollte es einen politischen Vorstoß geben, dann habe der wenig Aussichten auf Erfolg: „Das wäre eine freiwillige Aufgabe, da würde die Aufsichtsbehörde bei unserer Haushaltssituation niemals mitspielen.“ Deutschlandweit gibt es wenige Städte mit höherer Pro-Kopf-Verschuldung.

Tatsächlich hat Murer nach eigenen Worten nie daran gedacht, um Geld der Stadt zu bitten, sagt sie zu t-online.de: Was sie bei dem Neujahrsempfang vorgetragen habe, sei ihre persönliche Vision gewesen. "Das ist keine Aktion des Dorfes, sondern von Menschen des Dorfes für das Dorf, um ihn touristisch attraktiver zu machen." Hätte sie den Vorschlag in anderem Rahmen ohne Vermischung mit ihrer Funktion vorgetragen, es hätte kaum Wirbel darum gegeben.

Sie selbst hat einen Hof zur Selbstversorgung und ist in Kontakten mit anderen Höfen. "Wir wollen dann privat die Esel beschaffen, einen Verein gründen oder ein Geschäft anmelden." Auch Personenbeförderungsschein und Genehmigung sollen Privatsache sein.

Stadtteil soll "Arche-Dorf" werden

Die ersten Tiere vor der Kutsche sollen Poitou-Esel sein, eine gefährdete Großesel-Art. Murer will den eingemeindeten Stadtteil vor den Toren Zweibrückens zu einem "Arche-Dorf" machen, das beim Erhalt bedrohter Nutztierrassen hilft. Vorbild ist das rund 600 Einwohner zählende Steinlah in Niedersachsen. Nachdem sich fünf Höfe beteiligt hatten, hat die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen den Ortsteil zu Deutschlands erstem Arche-Dorf ernannt.

Die Esel sollen vor allem bei Festen im Dorf zwischen den Höfen im Einsatz sein oder Menschen zu Festen in der Umgebung bringen, sagt Murer. Vorgestellt hatte sie die Idee als Beitrag zum Thema "Scheitern erlaubt". "Ich wollte die Idee säen und schauen, was daraus wird. Und ein Esel bleibt auch mal stehen und will nicht weiter."

Quellen und weiterführende Informationen:
- Erster Bericht über die Idee im "Pfälzischen Merkur"
- Informationen zum "Arche-Dorf" bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen

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