Auf Grundlage einer Verschwörungserzählung Tennessee will ein Gesetz gegen "Chemtrails"
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein neues Beispiel, was in den USA alles möglich ist: Der Staat Tennessee will "Chemtrails" verbieten. Das wird sicher ein Erfolg, denn es gibt sie gar nicht.
Der Senat von Tennessee hat einen Gesetzentwurf gegen "Chemtrails" verabschiedet. Zwei republikanische Politiker, Monty Fritts und Steve Southerland, haben ihn im Senat eingebracht, nun kann und muss er noch im Repräsentantenhaus eingebracht werden. Dies wird am kommenden Mittwoch geschehen.
Laut Gesetzentwurf geht es um "Geo-Engineering-Experimente" der Regierung, bei denen absichtlich Chemikalien in der Atmosphäre verteilt würden. Dies soll künftig im Bundesstaat Tennessee verboten sein. "Die absichtliche Injektion, Freisetzung oder Verbreitung von Chemikalien, chemischen Verbindungen, Substanzen oder Apparaten innerhalb der Grenzen dieses Staates in die Atmosphäre mit irgendeinem Mittel und dem ausdrücklichen Zweck, die Temperatur, das Wetter oder die Intensität des Sonnenlichts zu beeinflussen, ist verboten", so der Gesetzesentwurf.
Das Gesetz reagiert auf eine Verschwörungserzählung
Dies ist exakt der Inhalt der bekannten Verschwörungserzählung zu "Chemtrails". Die Anhänger glauben daran, dass die Regierung aus Flugzeugen heimlich giftige Chemikalien in die Atmosphäre einbringt, diese sollen den Kondensstreifen ähneln. Dies soll, je nach Verschwörungserzählung, die Bevölkerung sterilisieren, die Lebenserwartung reduzieren, die Gedanken kontrollieren oder eben das Wetter.
Eine Forschungsgruppe der Universität Harvard, aus dem Bereich der Klimawissenschaften, hat übrigens alle diese Annahmen überprüft und keinen Beweis für die Existenz von "Chemtrails" gefunden. Außerdem gibt es auch keine Belege, dass solche Experimente bisher jemals stattgefunden hätten.
Harvard wiederlegt Verschwörungstheorie
Trotzdem hätten die Forschenden alle Möglichkeiten durchdacht. Laut Harvard müsste es, wenn es wirklich ein groß angelegtes Programm gäbe, bei dem Flugzeuge gefährliche Chemikalien verteilen würden, zunächst ein Betriebssystem für die Herstellung, Beladung und Verteilung der Materialien geben.
Die Existenz eines solchen Systems würde die Arbeit und Zusammenarbeit Tausender Menschen erfordern, was die Wahrung eines Geheimnisses erschweren würde. Schon eine einzige Person könne ein solches Programm an die Öffentlichkeit bringen.
Bisher gebe es aber lediglich Behauptungen, dass Flugzeugkondensstreifen "anders" aussähen, "ohne dass eine vergleichende Analyse erfolgt." Die Forscher fügten hinzu: "Das ist genauso überzeugend wie die Aussage, dass außerirdische Wesen als Menschen verkleidet herumlaufen, weil sich manche Menschen sehr seltsam verhalten." Kondensstreifen sind einfach weiße Wasserdampfstreifen, die Flugzeuge am Himmel hinterlassen.
- The Tennessean: Tennessee Senate passes bill based on 'chemtrails' conspiracy theory (englisch)
- Harvard University, David Keith's Research Group: Chemtrails Conspiracy Theory (englisch)
- View from the wing: Conspiracy In Tennessee: State Senate Votes To Ban Weather Controlling Chemtrails From Planes (englisch)