Exklusive Umfrage So bewerten die Deutschen den Koalitionsvertrag
Die Ampelspitzen haben ihren Koalitionsvertrag gelobt, die künftigen Oppositionsparteien kritisieren ihn scharf. So weit, so erwartbar. Aber: Wie zufrieden sind eigentlich die Parteianhänger mit dem Papier? Eine exklusive Umfrage gibt Antworten.
Die Ampelparteien haben den Koalitionsvertrag vorgestellt. Der Fahrplan für die kommenden vier Jahre sieht unter anderem vor, dass der Mindestlohn von 9,60 Euro auf 12 Euro steigt, Hartz IV zum Bürgergeld umgebaut wird und der Erneuerbare-Energie-Anteil bis 2030 auf 80 Prozent wächst.
Mehr Flüchtlinge dürfen dem Papier zufolge künftig ihre Angehörigen nach Deutschland holen. Cannabis wird legalisiert. Rentenniveau und -eintrittsalter sollen konstant bleiben, die Schuldenbremse ab 2023 wieder eingehalten werden – und das ohne Steuererhöhungen.
Die Ampelkoalitionäre feierten sich für ihre Einigung. Die künftige Opposition schimpfte hingegen. Der Linken ist der FDP-Anteil am Vertrag zu hoch, die AfD spricht wiederum von einem "linken Projekt", bei dem die FDP nur Anhängsel sei.
Umfrage: Kritik überwiegt
Aber: Wie sehen eigentlich die Menschen im Land den Vertrag? Im Auftrag von t-online fragte das Meinungsforschungsinstitut Civey die Leser: "Sind Sie ganz allgemein mit den Vorhaben im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition im Bund eher zufrieden oder unzufrieden?"
Insgesamt überwiegt die Kritik. 39 Prozent der Befragten sind unzufrieden, lediglich 34 Prozent zeigten sich zufrieden.
Bei den Anhängern der Oppositionsparteien ist der Missmut besonders stark ausgeprägt. AfD-Anhänger sehen den Ampelvertrag mit der größten Bitterkeit (81 Prozent), Wähler der Union sind im Vergleich nicht ganz so unzufrieden (63 Prozent). Die der Linken lehnen das Papier zwar mehrheitlich ebenfalls ab (40 Prozent), sind aber zu weiten Teilen auch unentschieden.
Die Wähler einer Ampelpartei sind deutlich weniger zufrieden
Spannend ist der Blick ins Regierungslager. Während die Anhänger von SPD und Grünen fast identisch urteilen und zu jeweils mehr als 60 Prozent zufrieden sind, können die FDP-Wähler dem Vertrag deutlich weniger Positives abgewinnen. Nur 39 Prozent glauben, dass das Papier insgesamt gut ist, 31 Prozent sind unentschieden, 28 Prozent lehnen es ab.
Woran das unter anderem liegen könnte, zeigt ein Blick auf die Haltung zum steigenden Mindestlohn. In der Bevölkerung gibt es hierzu eine breite Zustimmung von 70 Prozent. SPD- und Grünen-Anhänger sagen sogar zu jeweils mehr als 90 Prozent, dass sie die Entscheidung positiv aufgenommen hätten.
Die FDP-Wähler sind hingegen deutlich verhaltener. Sie finden mehr Geld für Geringverdiener zwar mehrheitlich ebenfalls richtig – dies allerdings nur zu 55 Prozent.
Zur Methodik: In die Umfrage flossen die Antworten von mehr als 5.000 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Menschen ein, die zwischen dem 24. und 26. November 2021 online gefragt wurden: "Sind Sie ganz allgemein mit den Vorhaben im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition im Bund eher zufrieden oder unzufrieden? Wie bewerten Sie, dass die Ampelkoalition im Bund den Mindestlohn auf 12 Euro erhöhen will?" Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse bei der Frage nach der Zufriedenheit mit dem Koalitionsvertrag beträgt 2,5 Prozent, für Teilgruppen kann er abweichen.
- Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online