Merz über die CDU "Haben bei keinem Thema mehr die Meinungsführerschaft"
Friedrich Merz geht mit seiner eigenen Partei ins Gericht: Der Kandidat um den CDU-Vorsitz sieht die Unterstützung bei den Wählern in fast allen Bereichen schwinden. Er will als Vorsitzender auf einen Politikbereich setzen.
Der Bewerber um den CDU-Vorsitz Friedrich Merz sieht seine Partei in einer schwierigen Lage. Sie sei in ihrem Charakter als Volkspartei gefährdet, sagte Merz der "Bild am Sonntag". "Wir haben bei keinem Thema mehr die Meinungsführerschaft, nicht einmal mehr in der Wirtschaftspolitik. Wir haben in keiner Altersgruppe mehr den höchsten Wähleranteil, nicht einmal mehr bei den über 60-Jährigen."
Wenn er Parteichef würde, wolle Merz die CDU für eine möglichst kurze Oppositionszeit rüsten. Die Partei müsse "darauf vorbereitet sein, jederzeit die Verantwortung als Regierung zu übernehmen. Das kann früher passieren als in vier Jahren, das kann aber auch sehr viel länger dauern."
Embed
Für einen CDU-Chef gelte aus Merz' Sicht außerdem, dass er grundsätzlich immer in der Lage sein müsse, "auch das Amt des Bundeskanzlers zu übernehmen". Die Frage, ob er bei der regulär 2025 stattfindenden Bundestagswahl CDU-Kanzlerkandidat werde, stelle sich aber "jetzt nicht".
Neben Merz wollen auch der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun und der Außenpolitiker Norbert Röttgen die Nachfolge von Armin Laschet antreten. Das Trio soll sich kommende Woche den Parteimitgliedern jeweils in einem live im Internet übertragenen Format präsentieren.
Schwerpunkt auf Familienpolitik
Die vorentscheidende Befragung der rund 400.000 CDU-Mitglieder beginnt am 4. Dezember. Die endgültige Entscheidung über den Nachfolger des erst seit Januar amtierenden CDU-Vorsitzenden Laschet sollen die 1001 Delegierten bei einem Parteitag am 21. Januar in Hannover treffen.
Merz kündigte in der "Bild am Sonntag" an: "Zuallererst wird die CDU mit mir als Vorsitzendem ein sehr familienfreundlicher Arbeitgeber werden. Wir gehen mit gutem Beispiel voran. Auszeiten, die sich junge Mütter und Väter für ihre Kinder nehmen, dürfen nicht länger als Karriereknick im Lebenslauf gesehen werden." Sie müssten anerkannt werden wie die Tätigkeit im Job. "Es braucht zudem eine ordentliche Kinderbetreuung überall im beruflichen Umfeld, auch in unserer Parteizentrale."
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP