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Thüringen: Vater soll während Geburt abgeschoben werden


Klinik-Mitarbeiter verhindern es
Vater soll während Geburt abgeschoben werden

Von t-online, dpa, sth

24.10.2018Lesedauer: 2 Min.
Baby im Krankenhaus: Der Vater des Babys sollte aus dem Kreißsaal abgeschoben werden. (Symbolfoto)Vergrößern des Bildes
Baby im Krankenhaus: Der Vater des Babys sollte aus dem Kreißsaal abgeschoben werden. (Symbolfoto) (Quelle: getty-images-bilder)

Ein werdender Vater sollte während der Geburt seines Kindes abgeschoben werden. Die Mitarbeiter des Thüringer Krankenhauses

Mitten in der Nacht sollte ein Mann aus dem Kreißsaal abgeschoben werden. Obwohl seine Frau gerade in den Wehen lag, stand die Polizei an jenem 10. Oktober plötzlich vor der Klinik in Saalfeld. Statt die Geburt seines Babys mitzuerleben, wurde der Asylbewerber abgeführt. Er sollte nach Italien gebracht werden, teilte der Flüchtlingsrat Thüringen mit.

Dass der Mann doch nicht abgeschoben wurde, war offenbar den Hebammen zu verdanken. Die schafften es nach einigen Stunden, die zuständigen Behörden zu erreichen. Am Ende durfte der Mann wieder zu seiner Frau und dem Neugeborenen zurückfahren.

Schutz von Ehe und Familie

Ehe und Familie gelten laut Grundgesetz als besonders geschützt. Das sollten auch Behörden respektieren, so der Flüchtlingsrat. Außerdem ist ein Krankenhaus ein "geschützter Raum", sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Thüringer Landesärztekammer, Helmut Krause.

"Den Behörden war bekannt, dass das junge traditionell verheiratete Paar ein gemeinsames Baby erwartet und es lag sogar eine (...) Vaterschaftsanerkennung vor", sagte Gertraud Jermutus von der Caritas Sozialberatung in Saalfeld. Die Ausländerbehörde sah dies allerdings anders: "Ein familiäres Verhältnis besteht nach deutschem Recht nicht", sagte die Behörde laut "Ostthüringer Zeitung".

Die Mitarbeiter der Ausländerbehörde stehen bei Abschiebungen unter erheblichem Druck, schrieb Peter Lahannam vom Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt am Mittwoch t-online.de. "Überstellungen und Abschiebungen werden langfristig vorbereitet. Dass in diesem Fall der Termin auf den konkreten Termin der Niederkunft der Frau fiel, war nicht abzusehen", schrieb Lahannam. Inzwischen wurde die Abschiebung für das Ehepaar von der Elfenbeinküste ausgesetzt. Für das Kind wurde ein Asylantrag gestellt.

Schon der zweite Fall in diesem Jahr

Es war allerdings nicht das erste Mal, dass eine geplante Abschiebung aus einem Krankenhaus in Thüringen für Diskussionen sorgte. Mitarbeiter eines Krankenhauses im thüringischen Arnstadt hatten schon im Mai die Abschiebung einer Frau mit Risikoschwangerschaft verhindert. Die Polizei wollte die Frau ebenfalls nach Italien abschieben, teilte damals der Flüchtlingsrat Thüringen mit.


Die Polizei sei in Begleitung einer Ärztin nachts in die Klinik gekommen, um die Frau aus Nigeria mitzunehmen, sagte Christina Fischer, stellvertretende Geschäftsführerin der Kliniken. Wegen der Risikoschwangerschaft hätten die Ärzte im Krankenhaus die Abschiebung nicht verantworten können und die Schwangere daher in der Klinik behalten.

Der Flüchtlingsrat Thüringen kritisierte das Vorgehen der Behörde und der Polizei scharf. "Wir finden es absolut unmenschlich, die Abschiebung einer Frau mit Risikoschwangerschaft und gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen mitten in der Nacht aus einem Krankenhaus heraus zu veranlassen", hieß es in einer Stellungnahme.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche, dpa
  • "Ostthüringer Zeitung": "Aus dem Kreißsaal in Saalfeld in die Abschiebung"
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