Teil der Wähler will Koalition mit AfD "Der Mut muss da sein"
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CDU-Chef Friedrich Merz will für die Regierungsbildung nur mit der SPD sprechen, nicht aber mit der AfD. Das halten etliche Menschen für undemokratisch.
Dem Wahlsieger Friedrich Merz bleibt nach den Wahlergebnissen vom Sonntag nur eine Möglichkeit der Regierungsbildung: eine Koalition seiner CDU/CSU mit der SPD. Zumindest ist das die einzige Option, die für ihn in Betracht kommt. Rechnerisch wäre eine Zusammenarbeit mit der AfD ebenfalls möglich, doch der 69-Jährige schließt diese kategorisch aus. Drei Wochen vor der Wahl erklärte Merz, die AfD stehe "gegen alles, was unsere Partei und unser Land in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Deutschland aufgebaut" hat.
Danach gefragt, mit wem die Union regieren sollte, gibt einer aktuellen Umfrage von Infratest dimap zufolge rund ein Drittel der Wähler die Sozialdemokraten an. Doch immerhin 17 Prozent – etwas mehr als ein Sechstel der Befragten – wollen, dass sich Friedrich Merz für die AfD öffnet. Auch in zahlreichen Zuschriften an t-online ist der Wunsch nach einem Niederreißen der Brandmauer zu lesen.
"Es ist höchst demokratiefeindlich und gefährlich"
Rainer Scherbaum mailt: "Auch wenn ich kein Freund der AfD bin, muss ich den Stimmen, die einen offeneren Umgang mit der AfD fordern, recht geben. Schließlich ist diese Partei mit 21 Prozent im nächsten Bundestag vertreten."
"Ich bin kein Sympathisant, geschweige denn Wähler der AfD", schickt Alfred Vollkomm voraus. "Doch wäre einwandfrei nachgewiesen und juristisch bestätigt worden, dass es sich bei der Partei um einen Verfassungsfeind handelt, wäre sie nicht zur Wahl zugelassen worden. Es ist höchst demokratiefeindlich und gefährlich dazu, die Stimmen von mehr als zehn Millionen AfD-Wählern zu ignorieren."
Martin Stoltenberg schreibt: "Mit der Brandmauer gegen die AfD habe ich meine Probleme. Es handelt sich um eine Partei, die juristisch geprüft und zur Wahl zugelassen wurde. Ihre Abgeordneten gingen aus demokratischen Wahlen hervor und wurden legitimiert." Solange es kein Gerichtsurteil gegen sie gebe, sei das Ignorieren der Partei nach Ansicht des t-online-Lesers illegitim. "Wenn man eine Partei weg haben will, muss man den Weg gehen, sie verbieten zu lassen. Jedoch besteht das Risiko, dass das schiefgeht – so wie bei der NPD vor einigen Jahren."
"Der Mut muss da sein"
"Es ist fast so, als hätte das tolle Wahlergebnis der AfD gar nicht stattgefunden", wundert sich Manuela Hollmann. "Sie ist zweitstärkste Partei geworden, aber findet in den Koalitionsverhandlungen gar nicht statt. Die Bürger haben so gewählt, doch Merz blendet dieses Ergebnis komplett aus. Das finde ich total falsch. Merz koaliert lieber mit denen, die gerade abgewählt wurden. Die AfD einfach zu ignorieren, hilft niemandem. Ich bin richtig enttäuscht."
Bernd Voit meint: "Wir leben in einer Demokratie, die wir doch alle hoch schätzen. Da muss mit allen gesprochen werden. Da kann man keine Brandmauer aufbauen. Und wenn eine Partei das tut, dann verlässt sie den Pfad der Demokratie. Man muss, auch wenn es einem noch so gegen den Strich geht, mit der AfD reden. Wenn wir ein demokratisches Land sein wollen, müssen alle an einen Tisch."
"Wir leben in Deutschland in einer Demokratie und müssen entsprechend handeln – auch wenn es manchmal schwerfällt oder ein Risiko bedeutet", sagt Sylvia Schukat. "Das müssen uns die Bürger unseres Staates wert sein. Und hier ist doch mehr als deutlich, was diese möchten. Wenn man die Wahlergebnisse so anschaut, kann es ja wohl nicht sein, dass so viele ignoriert werden. Was hat das noch mit Demokratie zu tun? Der Mut muss da sein, eine Koalition zwischen CDU/CSU und AfD zu bilden."
- Zuschriften von t-online-Lesern