Newsblog zum Anschlag in Magdeburg Zahl der Toten steigt auf vier – wohl mehr als 200 Verletzte
Ein Autofahrer rast in Magdeburg in eine Menschenmenge. Dutzende Menschen werden verletzt. Behörden gehen von einem Anschlag aus. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Zahl der Toten steigt auf vier
- "Es hat uns weinen lassen"
- Anwohnerin: "Noch 45 Minuten vor der Tat war ich auf dem Weihnachtsmarkt"
- Leere Straßen am Morgen nach der Tat
- Gedenkveranstaltung am Abend im Dom
- Saudi-Arabien warnte offenbar deutsche Behörden vor dem mutmaßlichen Attentäter
- SEK-Einsatz am Wohnort des mutmaßlichen Attentäters
- Täter ein Regime-Kritiker Saudi-Arabiens?
- Haseloff: Mindestens zwei Tote in Magdeburg
- Bürgermeisterin: Mindestens ein Toter und viele Verletzte auf Weihnachtsmarkt
Zahl der Toten steigt auf vier
9.58 Uhr: Die Zahl der Toten nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist auf vier gestiegen. Das berichten der WDR, NDR und die "Bild" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Zahl der Verletzten habe sich derweil auf mehr als 200 erhöht.
"Es hat uns weinen lassen"
9.39 Uhr: Jens Niemeyer ist wegen eines Termins in der Nähe des Tatorts am Morgen in der Stadt. Er habe am Abend zu Hause in Hohenwarsleben nahe der sachsen-anhaltinischen Hauptstadt das Spiel des 1. FC Magdeburg geschaut, als die Nachrichten über den Anschlag auf die Handys seiner Familie kamen. "Es hat uns weinen lassen", erzählt Niemeyer dem t-online-Reporter. Der Lehrer sei in Magdeburg zur Schule gegangen, habe hier studiert und dann auch gearbeitet. "Magdeburg ist meine Stadt", sagt der 57-Jährige.
"Das Leiden der Menschen, der Schwerverletzten und Angehörigen erschüttert uns", sagt Niemeyer. Seine heute 27-jährige Tochter habe selbst vor zehn Jahren einen schweren Verkehrsunfall gehabt. Sie habe damals einige Zeit im Koma gelegen. "So wie wir uns damals als Eltern fühlten, fühlen sich jetzt viele Menschen hier." Er sei traurig, fassungslos und auch wütend.
Er könne sich nicht vorstellen, wie man sich in den kommenden Wochen und Jahren fühlen soll, wenn man rund um den Tatort unterwegs sei. "Hier auf dem Rathausbalkon feiern unsere Fußballer und Handballer ihre Erfolge." Dann seien Tausende Menschen dabei. "Das ist ein Ort der Freude und der Identität der Stadt." Er habe das Gefühl, dass dieser Ort nun "entweiht und befleckt" sei. "Es wird nie wieder so sein wie vorher", sagt Niemeyer.
Sachsen-Anhalt ordnet Trauerbeflaggung an
9.14 Uhr: Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat das Land Sachsen-Anhalt Trauerbeflaggung an allen Dienstgebäuden angeordnet. Wie das Innenministerium in Magdeburg am Samstagmorgen mitteilt, gilt die Anordnung bis einschließlich Montag für alle obersten Landesbehörden, die ihnen nachgeordneten Behörden und von ihnen beaufsichtigte Einrichtungen – sowie für Landkreise und Gemeinden in Sachsen-Anhalt. Dies sei ein "Zeichen der Anteilnahme mit den Opfern des Anschlags".
AfD zweifelt an Sicherheitskonzept
9.03 Uhr: Die AfD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt fordert eine Sondersitzung des Innenausschusses – auch zur Aufklärung möglicher Verfehlungen oder Versäumnisse. Es müsse deutlich werden, was man wisse, wer gehandelt habe und wer nicht, sagt der innenpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Matthias Büttner, im Landtag in Magdeburg.
Auch sei zu hinterfragen, ob das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts so aufgestellt worden sei, dass man die Tat hätte verhindern können, so Büttner. "Ich denke, dass es eben nicht der Fall war, ansonsten hätten wir eben keinen Attentäter mit einem Auto auf den Weihnachtsmarkt hier in Magdeburg gehabt, der so viele Menschen verletzt hat und leider Gottes auch töten konnte."
Anwohnerin: "Noch 45 Minuten vor der Tat war ich auf dem Weihnachtsmarkt"
8.42 Uhr: Am Morgen nach dem Anschlag sind Markus und Boguslawa in der Nähe des Tatorts unterwegs. Sie zeigen sich schockiert von der Tat, sagen aber, nicht davon überrascht zu sein. Der Magdeburger und die gebürtige Polin wohnen unweit des Weihnachtsmarkts. "Noch 45 Minuten vor der Tat war ich auf dem Weihnachtsmarkt", erklärt Boguslawa einem t-online-Reporter. Ihr Mann habe noch gearbeitet. Zum Tatzeitpunkt hätten sie gemeinsam zu Abend gegessen. Von der Tat haben sie zunächst von Kollegen des 60-Jährigen erfahren.
"Mein Neffe war aber vor Ort, als der Anschlag geschah", erzählt Markus. Der Neffe soll das Auto des Täters gesehen haben. Das habe er von seiner Schwester erfahren.
"Ich bin nicht überrascht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es uns trifft", sagt er. Der Magdeburger macht die "verfehlte Migrationspolitik" für den Anschlag verantwortlich. "Es wird wieder passieren", befürchtet er.
Bisher ist über den mutmaßlichen Täter bekannt, dass er aus Saudi-Arabien stammt, aber bereits seit 2006 in Deutschland lebt, als Arzt arbeitet und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis hat. Ersten Berichten zufolge soll es sich bei ihm um einen Islam-Kritiker handeln. Verbindungen zu Terrororganisationen sind nicht bekannt.
Sächsisches Innenministerium: Keine konkrete Gefahr auf Weihnachtsmärkten
8.31 Uhr: Das sächsische Innenministerium sieht nach der tödlichen Attacke auf dem Magdeburger Markt derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr für die Weihnachtsmärkte in Sachsen. "Wir wollen auch für die kommenden Tage den unbeschwerten Besuch der Weihnachtsmärkte möglich machen", sagt Innenminister Armin Schuster. Die Polizei stehe für die Gemeinden und Veranstalter parat, um nach den Geschehnissen in Magdeburg noch einmal genau zu überprüfen, wo die sorgfältig vorbereiteten Sicherheitskonzepte noch weiter angepasst werden sollten, betont der CDU-Politiker.
Polizei erhöht Präsenz auf Berliner Weihnachtsmärkten
8.07 Uhr: Die Polizei erhöht ihre Präsenz auf den Berliner Weihnachtsmärkten nach der tödlichen Attacke auf den Magdeburger Markt. Das teilt Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) mit. Polizei und Feuerwehr hätten den Magdeburger Kolleginnen und Kollegen zudem umgehend ihre Unterstützung angeboten. Die Sicherheitsbehörden stünden im engen Austausch miteinander, um über das weitere Vorgehen zu beraten. "Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt jetzt in dieser schweren Zeit den Opfern und ihren Angehörigen", sagt die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.
Die Attacke in Sachsen-Anhalt erfolgte fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. Am 19. Dezember 2016 war ein Terrorist am Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche mit einem Lastwagen in die Menschenmenge gefahren. Dabei starben insgesamt 13 Menschen, einer von ihnen Jahre später an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Magdeburg lässt Kultureinrichtungen geschlossen
7,47 Uhr: In Magdeburg bleiben nach dem mutmaßlichen Anschlag öffentliche Kultureinrichtungen in den kommenden Tagen zu. Als Zeichen der Trauer bleiben alle städtischen Kultureinrichtungen, darunter das Theater, das Puppentheater und die Museen geschlossen, teilt die Stadt am Samstag mit. Die Schließung gelte für "die kommenden Tage". Nähere Angaben machte die Stadt nicht.
Leere Straßen am Morgen nach der Tat
7.43 Uhr: Am Morgen nach dem Anschlag sind in Magdeburg nur wenige Menschen auf den Straßen unterwegs, berichtet ein t-online-Reporter von vor Ort. Die Polizei hat unterdessen die Zugänge zum Weihnachtsmarkt abgesperrt, auch als Sichtschutz.
Scholz und Faeser kommen
7.31 Uhr: Nach der Todesfahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt wollen Kanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) heute nach Magdeburg kommen. Sie nehmen dort an der Gedenkveranstaltung im Dom teil.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP