Minister, Virologe und Politiker-Kind Diese Prominenten wollen in den Bundestag
Die Ampel ist gescheitert, im Februar stehen Neuwahlen an. Einige bekannte Persönlichkeiten haben bereits angekündigt, dabei antreten zu wollen. Ein Überblick.
Die Ampelregierung ist gescheitert, Kanzler Olaf Scholz will im Dezember die Vertrauensfrage stellen, und danach könnte es schnell gehen. Der aktuelle Plan: Neuwahlen am 23. Februar 2025. Für die Parteien heißt das vor allem, dass es ein kurzer, aber intensiver Wahlkampf werden dürfte.
Gerade für Neuanwärter auf ein Bundestagsmandat keine leichte Aufgabe. Da kann es hilfreich sein, wenn die Bürgerinnen und Bürger den eigenen Namen schon kennen. t-online gibt einen Überblick, welche prominenten Kandidaten antreten wollen.
Virologe Hendrik Streeck
Während der Corona-Pandemie wurde er zum Gegenspieler seines Virologen-Kollegen Christian Drosten stilisiert, nun will Hendrik Streeck andere Wege gehen und kämpft um ein Mandat für die CDU. Er tritt dabei im ehemaligen Wahlkreis von Konrad Adenauer in Bonn an.
Lange war gar nicht bekannt, dass er ein Parteibuch hat. "Als mich Armin Laschet in den Expertenrat berief, habe ich ihm gesagt, dass ich CDU-Mitglied bin", erzählt er der Deutschen Presse-Agentur. Der einstige NRW-Ministerpräsident habe ihm aber geraten, das nicht öffentlich zu machen. "Das war sehr weise von ihm", sagt Streeck. "Weil es sonst noch eine weitere Ebene gegeben hätte. So in die Richtung: 'CDU-Virologe kritisiert Merkel'." Mehr zu seiner Kandidatur lesen Sie hier.
Verfassungsschutz-Chef Haldenwang
Auch der bisherige Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang möchte in die aktive Politik wechseln. Er wird für die CDU kandidieren. Nachdem er seine Pläne Innenministerin Nancy Faeser mitgeteilt hatte, gab er seinen Posten im Bundesamt für Verfassungsschutz auf. Der Inlandsgeheimdienst soll den Angaben zufolge zunächst durch seine beiden Vizepräsidenten, Sinan Selen und Silke Willems, geleitet werden.
Für viele CDU-Bundestagsabgeordnete kam die Ankündigung des 64-Jährigen überraschend. Dass Haldenwang dem Ruhestand entgegenstrebt, war zwar in Berlin schon seit Monaten ein offenes Geheimnis. Über den Wunsch nach einem Mandat ließ er aber nichts verlauten. Dass er seine Kandidatur nun schon vor dem Ausscheiden aus dem Amt angekündigt hat, liegt wohl an dem früheren Termin der Bundestagswahl.
Haldenwang war nach dem Ausscheiden von Hans-Georg Maaßen 2018 zum Chef der Behörde gemacht worden, und zwar von Faesers Vorgänger im Amt, Horst Seehofer (CSU). Maaßen war früher Mitglied der CDU. Nachdem er in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden war, kam es jedoch allmählich zu einer Entfremdung zwischen ihm und der Partei. Heute ist Maaßen Vorsitzender der rechtskonservativen Kleinpartei Werteunion.
Innenministerin Nancy Faeser
Auch Innenministerin Nancy Faeser selbst wird sich um ein Bundestagsmandat bewerben. Die SPD-Politikerin sitzt zwar im Kabinett von Kanzler Olaf Scholz und tritt in dieser Funktion auch im Bundestag auf, aber hat derzeit keinen Sitz im Haus.
Das will sie nun ändern, berichtete die Deutsche Presse-Agentur noch vor dem Ende der Ampelregierung. "Wir hoffen, dass sie einen vorderen Platz bekommt", hieß es in Faesers SPD-Unterbezirk Main-Taunus.
Vor ihrer Tätigkeit als Ministerin war sie Abgeordnete des hessischen Landtags. Außerdem trat sie im Herbst 2023 als Spitzenkandidatin der hessischen SPD zur Wahl an. Nach ihrer Niederlage entschied sie, in der Bundespolitik zu bleiben.
Verteidigungsminister Boris Pistorius
Faeser ist nicht die einzige Ministerin im aktuellen Kabinett ohne Bundestagsmandat. Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat bisher keinen Sitz im Haus. Vor seiner Amtszeit war er Mitglied des niedersächsischen Landtags.
Pistorius könnte sich in zwei Bundestags-Wahlkreisen um die Kandidatur bewerben, wie der "Tagesspiegel" unter Berufung auf SPD-Kreise schon im September berichtete. Demnach wäre die SPD in den Wahlkreisen Hannover II und Celle-Uelzen bereit, eine Bewerbung von Pistorius zu unterstützen, heißt es in Parteikreisen.
Viele Bürger und auch einige Parteifreunde würden Pistorius nicht nur gerne im Bundestag sehen, sondern halten ihn auch für den besseren Kanzlerkandidaten anstelle von Olaf Scholz. Mehr dazu lesen Sie hier.
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger
Der Chef der Freien Wähler und stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger kann sich wohl ebenfalls vorstellen, seinen Dienstsitz zumindest teilweise nach Berlin zu verschieben. Das berichtet die "Passauer Neue Presse" unter Berufung auf Parteikreise. Er würde dann im Wahlkreis Niederbayern antreten.
Die Freien Wähler streben bei der Bundestagswahl an, drei Direktmandate zu erringen und dadurch Fraktionsstärke zu erreichen. Dieses Ziel verfolgt die Partei schon länger. Nach den Erfolgen der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sagte Aiwanger: "Die Freien Wähler sind das Rezept gegen Extremismus von links und rechts. Deswegen müssen wir nächstes Jahr in die Bundesregierung, und die Roten und Grünen müssen raus."
Politiker-Tochter Caroline Bosbach
Ebenfalls schon länger plant Caroline Bosbach, Tochter von Wolfgang Bosbach, für die CDU zu kandidieren. Derzeit ist sie Bundesvorsitzende der Lobbyorganisation Junger Wirtschaftsrat der CDU. Im kommenden Jahr will sie das Direktmandat im rheinisch-bergischen Wahlkreis für sich entscheiden und damit in die Fußstapfen ihres Vaters treten, der das Mandat von 1994 bis 2017 ausfüllte.
In der Vergangenheit hat sie sich immer wieder medienwirksam geäußert, etwa mit ihrem zweiten Buch "So geht Zukunft: Warum wir sofort eine neue Politik brauchen." Darüber hinaus war sie in zahlreichen Fernsehshows wie "7 Töchter", "Quizduell" oder "Let's Dance" zu sehen.
- Eigene Recherche
- spiegel.de: "Tochter von Wolfgang Bosbach will in seinem Ex-Wahlkreis antreten"
- sueddeutsche.de: "Nancy Faeser will in den Bundestag"
- pnp.de: "Infos aus Parteikreisen: Hubert Aiwanger tritt bei Bundestagswahl im Wahlkreis Rottal-Inn an"
- tagesspiegel.de: "Bislang kein Mandat im Bundestag: Boris Pistorius hat 2025 die Wahlkreis-Wahl"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa