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Zu russlandfreundlich: AfD zieht im Fall Moosdorf erste Konsequenzen


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Außenpolitischer Sprecher
Zu enge Kontakte nach Moskau: AfD zieht erste Konsequenzen


Aktualisiert am 12.11.2024Lesedauer: 3 Min.
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Matthias Moosdorf: Neben seinem Job als Bundestagsabgeordneter ist er Honorarprofessor in Russland. (Quelle: IMAGO/Mikhail Kireev/imago)

Seine Honorarprofessur in Moskau gab den Ausschlag: Die AfD setzt Matthias Moosdorf als Leiter des Arbeitskreises Außen ab. Die Entscheidung fiel zunächst im Arbeitskreis selbst, die Gesamtfraktion muss sie noch bestätigen.

Der Arbeitskreis Außen der AfD im Bundestag hat Matthias Moosdorf als seinen Vorsitzenden und damit als außenpolitischen Sprecher der Fraktion abgesetzt. Entsprechende Informationen von t-online bestätigte der Sprecher der Fraktion, Marcus Schmidt, nach der Sitzung des Arbeitskreises am Dienstag. Die Entscheidung fiel mit sechs Stimmen für Moosdorfs Absetzung, drei Gegenstimmen und einer Enthaltung.

Damit die Entscheidung jedoch Gültigkeit erlangt, muss die Gesamtfraktion sie mit Zweidrittelmehrheit noch bestätigen. Die Abstimmung soll vermutlich nächste Woche stattfinden. Die Bestätigung der Fraktion gilt allerdings als relativ sicher. Auch der Fraktionsvorstand um Alice Weidel und Tino Chrupalla dringt hinter den Kulissen auf Moosdorfs Absetzung.

Als Moosdorfs Nachfolger im Arbeitskreis wurde der Bundestagsabgeordnete Stefan Keuter bestimmt, der in der Vergangenheit ebenfalls gute Kontakte nach Russland pflegte. Die Entscheidung für Keuter fiel knapp aus: Vier Abgeordnete stimmten für ihn, drei gegen ihn, drei enthielten sich.

Kritik: "Unwahrheiten" und unabgestimmte Reisen nach Russland

Ausschlaggebender Grund für Moosdorfs Absetzung ist seine Honorarprofessur an einer Moskauer Musikhochschule, die er seit September bekleidet und über die t-online berichtete. Die Unzufriedenheit mit Moosdorf war in Teilen der Fraktion aber bereits zuvor groß. So soll Moosdorf entgegen des Willens der Fraktionsspitze im Namen der Fraktion schon früher nach Russland gereist sein.

Den Antrag auf Moosdorfs Abwahl, über den nun erst entschieden wurde, datiert denn auch schon auf Mitte September. Gestellt hat ihn sein Nachfolger Keuter. In dem Schreiben, das t-online vorliegt, werden unter anderem "eine mangelnde Abstimmung von parlamentarischen Initiativen und nicht abgestimmte Auftritte und Reisen" als Gründe genannt.

Moosdorf versuche "regelmäßig an verabredeten Kommunikationswegen vorbei Tatsachen zu schaffen", heißt es weiter. Es werde "mit Unwahrheiten gearbeitet".

Honorarprofessur an kremlnaher Hochschule

Der Titel als Honorarprofessor an der Moskauer Gnessin-Musikhochschule wurde Moosdorf, der vor seiner Zeit im Bundestag Berufsmusiker und Cellist war, im September in Moskau verliehen. Der Rektor der kremlnahen Schule empfing Moosdorf in einer dazugehörigen Meldung mit warmen Worten: "Für uns ist das wirklich eine große Ehre, eine große Freude!", heißt es da.

Die Moskauer Gnessin Russian Academy of Music ist eine international bekannte Musikhochschule in Russland. Sie wird vom russischen Kulturministerium finanziert. 2022, nur wenige Tage nach Putins Invasion in der Ukraine, machte sie wegen Kriegspropaganda Schlagzeilen.

Bezahlung nach "international völlig üblichen Honoraren"

Auf Anfrage von t-online erklärte Moosdorf im Oktober, dass er mit der Übernahme der Professur ein "Zeichen der Verständigung" senden wolle. "Musik kennt keine ideologischen Grenzen." Eine politische Ausrichtung der Gnessin-Hochschule könne er nicht erkennen, sie interessiere ihn auch nicht.

Er bestätigte zudem, dass die Stelle bezahlt werden soll. "Die Ausgestaltung des weiteren Vertrages ist noch offen, richtet sich aber nach international völlig üblichen Honoraren", so Moosdorf. Er beabsichtige, "einmal im Vierteljahr mehrere Tage" in Moskau Ensembles in Kammermusik zu unterrichten.

Moosdorf sitzt seit 2021 für die AfD im Bundestag und erhält als Abgeordneter ein monatliches Gehalt von rund 11.000 Euro. In seinem sächsischen Wahlkreis Zwickau holte er mit 25,6 Prozent das Direktmandat. Vor seiner Zeit als Abgeordneter war er erfolgreicher Cellist und Berufsmusiker.

Moosdorf folgte als außenpolitischer Sprecher auf Petr Bystron, als der ins EU-Parlament wechselte. Gegen Bystron wird wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche ermittelt. Er soll laut Medienberichten Zahlungen aus dem pro-russischen Desinformationsnetzwerk "Voice of Europe" angenommen haben, dem mehrere AfD-Politiker Interviews gaben.

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