Einheit von Ost- und Westdeutschland Umfrage: Mehrheit der Deutschen widerspricht Bundesregierung
Laut einer Umfrage bestehen noch immer große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Die Bundesregierung hingegen bewertet das Zusammenwachsen von Ost und West positiv.
Ein Großteil der Bundesbürger ist der Ansicht, dass Ost- und Westdeutschland nicht zusammengewachsen sind, sondern stattdessen weiter auseinanderrücken. Das hat eine Forsa-Umfrage für den "Stern" ergeben. Demnach meinen nur 37 Prozent der Befragten, dass die Menschen in Ost und West inzwischen weitgehend zu einem Volk zusammengewachsen seien. 60 Prozent der Deutschen sind hingegen der Meinung, dass das Trennende überwiege.
Eine besonders negative Sicht auf die Einheit herrscht der Umfrage zufolge im Osten des Landes sowie unter den älteren Bundesbürgern vor. In Ostdeutschland sehen demnach 34 Jahre nach dem Mauerfall 75 Prozent der Befragten vor allem das Trennende. Nur 21 Prozent in den neuen Ländern finden, dass beide Seiten zusammengewachsen sind. Bundesweit überwiegen für 69 Prozent der Deutschen, die 60 Jahre und älter sind, die Unterschiede.
Schlechtester Wert seit 2008
Die Befragung zur deutschen Einheit hat in den vergangenen 20 Jahren regelmäßig stattgefunden. Ähnlich negativ wie heute waren die Einschätzungen der Bundesbürger zuletzt im Jahr 2008 gewesen. Vor vier Jahren fiel die Bilanz noch positiv aus: 2019 sah eine Mehrheit von 51 Prozent ein Zusammenwachsen. Für 45 Prozent überwog das Trennende.
SPD-Wähler sind demnach am skeptischsten: 71 Prozent von ihnen sehen mehr Unterschiede als Gemeinsames. Als einzige Parteianhänger sehen FDP-Wähler die Einheit mehrheitlich positiv: 48 Prozent von ihnen empfinden ein Zusammenwachsen Deutschlands, etwas weniger (46 Prozent) sehen mehr Unterschiede.
Widerspruch zum Jahresbericht der Bundesregierung
Die Bundesregierung hingegen bewertet das Zusammenwachsen von Ost und West in ihrem neuen Jahresbericht zur Deutschen Einheit – eine Woche vor dem Nationalfeiertag am 3. Oktober – positiv.
Wie "The Pioneer" am Montag vorab berichtete, heißt es im Jahresbericht der Bundesregierung: "Bei genauem Hinsehen erweisen sich Ost- und Westdeutschland – trotz zahlreicher fortbestehender Unterschiede – nach 33 Jahren gemeinsamer Geschichte als Regionen eines vereinten Landes." Der Jahresbericht soll in Gänze am Mittwoch vorgestellt werden.
- Nachrichtenagentur AFP