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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Terre des Femmes zum Fall Lindemann "Aggressives Victim-Blaming ist furchtbar"
Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes warnt: Schon jetzt zeige die Debatte um Till Lindemann ein großes Problem in Deutschland auf.
Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes (TDF) befürwortet die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. "Terre de Femmes begrüßt, dass die Staatsanwaltschaft Berlin nun die Vorwürfe gegen Till Lindemann prüft, und wird den Fall weiter beobachten", sagte Sina Tonk, Bereichsleiterin Referate, t-online.
Schon jetzt aber zeige die Debatte um Till Lindemann: "Aggressives Victim-Blaming, dessen Wucht in diesem Fall im Internet noch vervielfacht wird, ist furchtbar", so Tonk weiter. "Für Betroffene wird es dadurch noch schwerer, über ihre Gewalterfahrung zu sprechen."
Dunkelziffer bei Vergewaltigungen bei geschätzt 90 Prozent
Terre des Femmes verweist darauf, dass 2022 rund 11.000 Frauen von sexueller Nötigung und Vergewaltigung betroffen waren. Dabei komme es in Deutschland nur in etwa drei Prozent der Fälle zu Falschbeschuldigungen. In den meisten Fällen gebe es jedoch überhaupt keine Anzeige, die Dunkelziffer werde auf bis zu 90 Prozent geschätzt. "Das Problem in Deutschland sind nicht Falschbeschuldigungen, sondern dass Frauen – wenn sie sich überhaupt trauen, Anzeige zu erstatten – sich nicht sicher sein können, dass ihnen dann Gerechtigkeit widerfährt."
Die Staatsanwaltschaft Berlin bestätigte am Mittwoch, dass sie gegen Lindemann ermittelt. Sie habe die Ermittlungen von Amts wegen sowie aufgrund mehrerer Strafanzeigen Dritter (nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen) eingeleitet. Es gehe dabei um Tatvorwürfe "aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln", erklärte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage von t-online.
Seit Tagen steht Rammstein wegen der Backstage-Partys von Frontmann Till Lindemann in der Kritik. Ihm werden Machtmissbrauch, Übergriffe und der mutmaßliche Einsatz von K.-o.-Tropfen vorgeworfen. Lindemann hat die Vorwürfe über eine Anwaltskanzlei zurückweisen lassen, sie seien "ausnahmslos unwahr". Es gilt die Unschuldsvermutung.
- Exklusives Statement von Terre des Femmes