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Habeck will jährlich 100.000 Gebäude ans Fernwärmenetz anschließen


Umbau der Wärmeversorgung
Habeck will Fernwärme für 100.000 Gebäude pro Jahr

Von dpa, fls

Aktualisiert am 12.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Robert HabeckVergrößern des Bildes
Bundeswirtschaftsminister Habeck: Habeck und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) haben zu einem Treffen in Berlin zum Thema Fernwärme eingeladen. (Quelle: Michael Kappeler/dpa/dpa)

Die Fernwärme soll beim klimaneutralen Umbau der Wärmeversorgung eine wichtige Rolle spielen. Dafür aber muss zunächst das Wärmenetz wachsen.

Die Bundesregierung plant "mittelfristig" jährlich 100.000 Gebäude neu ans Fernwärmenetz anzuschließen. Das geht aus der Beschlussvorlage zum "Fernwärmegipfel", zu dem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag zahlreiche Verbände einlädt, hervor. Das Papier liegt t-online vor.

Demnach soll sich die Zahl der ans Wärmenetz angeschlossenen Gebäude bis 2045 gegenüber dem heutigen Stand "in etwa verdreifachen". Ziel sei ferner, dass die Fernwärme anders als heute viel stärker auf grüne Energieträger setzt.

"Für das Jahr 2030 streben wir insgesamt einen Anteil von 50 Prozent Wärme aus erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme an", heißt es konkret in dem Papier. Derzeit betreiben viele lokale Fernwärmeanbieter ihre Kraftwerke mehrheitlich mit fossilen Energieträgern, dabei vor allem Erdgas.

Wer Fernwärme hat, braucht keine Wärmepumpe

Werden ganze Straßenzüge oder Stadtteile an das Fernwärmenetz angeschlossen, sollen Hausbesitzer beim Heizungstausch keine Wärmepumpe einbauen müssen. Diese Ausnahmeregelung ist bereits seit dem ersten Durchsickern des sogenannten "Heizungsgesetzes" bekannt.

Auch in dem Beschlusspapier stellt das federführende Wirtschaftsministerium darauf ab: "Wenn ein Wärmenetzbetreiber einen solchen Ausbau verbindlich verfolgt, sollten daran interessierte Gebäudeeigentümer:innen (...) von der Pflicht zum Einbau einer die 65-Prozent-Vorgabe für erneuerbare Energien erfüllenden Heizung befreit werden."

Teilnehmer des Fernwärmegipfels am Montag sind Expertinnen und Branchenvertreter, darunter unter anderem der Stadtwerkeverband VKU, der Städte- und Gemeindebund sowie Verbraucherschützer und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Für den Nachmittag ist ein gemeinsames Pressestatement von Habeck und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) geplant.

"Viele Hemmnisse für Ausbau der Fernwärme"

Der VKU sieht noch Hürden für einen Ausbau der Fernwärme. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing fordert unter anderem eine längere, milliardenschwere staatliche Förderung. Liebing sagte der Deutschen Presse-Agentur vor dem "Fernwärmegipfel": "Es ist gut, dass die Bundesregierung erklärt, wir wollen die Fernwärme voranbringen. Aber dann müssen auch Hürden beseitigt werden. Ich erwarte vom Fernwärmegipfel einen wesentlichen Impuls und konkrete Vorschläge."

"Es gibt noch viele Hemmnisse für den Ausbau der Fernwärme", sagte Liebing. "Aber die Fernwärme soll und wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten müssen, dass wir insgesamt die Wärmewende hinbekommen." Es dürfe keine Fokussierung nur auf die Wärmepumpe geben. "Sie wird, das wissen auch alle, bei realistischer Betrachtung nur eine Lösung sein."

Die Bundesregierung plant zum einen eine Reform des Gebäudeenergiegesetzes – das sogenannte Heizungsgesetz – sowie eine Reform der kommunalen Wärmeplanung. Laut Gesetzentwurf sollen Länder und Kommunen in den kommenden Jahren konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Dies soll Bürgern eine wichtige Orientierung geben, indem sie erfahren, ob ihr Haus bald an ein Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen wird – oder sie ihre Heizung absehbar auf eine Wärmepumpe oder andere Optionen umrüsten sollten.

Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, forderte in der "Rheinischen Post" ebenfalls eine Verzahnung der kommunalen Wärmeplanung mit dem Gebäudeenergiegesetz. "Gleichzeitig müsste über die Länder geregelt werden, dass bei der Etablierung eines Nah- oder Fernwärmenetzes im Regelfall auch ein Anschluss- und Benutzungszwang besteht, um die Wirtschaftlichkeit der Systeme zu sichern", sagte Landsberg.

Verbraucherzentralen fordern mehr Transparenz

Der Vize-Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Achim Dercks, sagte der dpa: "Viele Betriebe sehen in der Fernwärme eine Chance für die klimafreundliche Versorgung ihrer Gebäude oder ganzer Gewerbegebiete." Darum sei es richtig, den Aus- und Umbau der leitungsgebundenen Wärmeversorgung stärker in den Fokus zu nehmen. "Wie uns die Rückmeldungen aus den Unternehmen vor Ort zeigen, hängt die Akzeptanz dafür aber an wichtigen Voraussetzungen: Im Zentrum stehen dabei wettbewerbsfähige und langfristig kalkulierbare Preise."

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht Fernwärme als "zentralen Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende". Das gelte nicht nur für Städte, sondern biete auch Potenziale im ländlichen Raum, sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, der "Rheinischen Post" (Montag). "Um den Ausbau zu beschleunigen, braucht es aber Rückenwind von der Bundesregierung", mahnte Andreae. Aus Sicht der Energiewirtschaft sei ein stabiler, planungssicherer und auskömmlicher Förderrahmen notwendig.

Die Verbraucherzentralen fordern mehr Transparenz auf dem Fernwärmemarkt. Wärmenetze seien ein Markt, "wo die Anbieter praktisch unregulierte Monopole haben", sagte Verbandschefin Ramona Pop den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Fernwärme kann ein wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung sein", betonte Pop. Es seien aber dringend bessere Rahmenbedingungen für Verbraucherinnen und Verbraucher notwendig.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
  • Beschlussvorlage zum Fernwärmegipfel
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