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Ärztechef Reinhardt schlägt Flohmarkt für Medikamente vor


Medikamentenknappheit
Ärztechef: "Nachbarn aus der Hausapotheke versorgen"

Von t-online, wan

Aktualisiert am 18.12.2022Lesedauer: 2 Min.
Klaus ReinhardtVergrößern des Bildes
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (Archivbild): (Quelle: Sina Schuldt/dpa/Archivbild/dpa)

Der Chef der Bundesärztekammer ruft zur Selbsthilfe bei Medikamenten auf. Bürger sollen sich untereinander aus der Hausapotheke helfen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich gegenseitig mit Medikamenten aus der Hausapotheke auszuhelfen. Hintergrund ist die aktuelle Knappheit bei bestimmten Arzneimitteln. "Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben", sagte Reinhardt dem Berliner "Tagesspiegel". "Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft."

Reinhardt wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dafür auch Arzneimittel infrage kommen könnten, deren Haltbarkeitsdatum bereits einige Monate abgelaufen sei. In der Not könne man zahlreiche Medikamente immer noch gefahrlos verwenden. Zur kritischen Lage in den Krankenhäusern sagte der Ärzte-Präsident, hier müssten klare Prioritäten gesetzt werden. Menschen mit schweren Infektionskrankheiten sollten in ganz Deutschland vorrangig behandelt werden.

"Vier bis sechs Wochen die Zähne zusammenbeißen"

Mit Blick auf planbare Eingriffe appellierte Reinhardt an Patienten, "vier bis sechs Wochen die Zähne zusammenzubeißen, wenn das irgend möglich ist". Dann sei die aktuelle Infektionswelle mit aller Wahrscheinlichkeit überwunden.

Reinhardt sagte, es gehe auch darum, wieder zu lernen, "Krisenzeiten pragmatisch und standfest abzuwettern". Danach könne und müsse man wieder Grundsätzliches angehen, wie die Reform der Arzneimittelproduktion. Die Idee eines weiteren milliardenschweren "Wumms" zum Aufkauf von Medikamenten weltweit sieht der Präsident der Bundesärztekammer kritisch: "Das hilft nicht. Andere Länder der Welt haben dasselbe Problem. Denen können wir doch die Arzneien nicht wegkaufen."

Besonders betroffen sind Fiebersäfte für Kinder. Hier hat selbst das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Angebotsprobleme gemeldet. Es rät allerdings Verbrauchern sowie Apotheken und Händlern von einer Bevorratung ab. Geprüft wird stattdessen, ob Kindern auch Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprufen in Tablettenform gegeben werden können.

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Intensivmediziner: Staat soll auf Vorrat kaufen

Gestern hatte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, dafür plädiert, dass der Staat in Kooperation mit hiesigen Pharmaherstellern bestimmte Medikamente auf Vorrat produzieren lässt, damit diese immer in ausreichenden Mengen verfügbar sind. "Das wird für das Land zwar teuer, aber ich finde es bedenklich für ein Land wie Deutschland, dass wir seit langer Zeit immer wieder mit solchen Engpässen zu kämpfen haben und sich dieser Mangel wegen der vielen Infekte in diesem Jahr besonders verschärft hat", sagte Karagiannidis.

Apotheker beklagen Bürokratie

Angesichts der Engpässe von bestimmten Medikamenten klagt die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) über unnötige Bürokratie. "Ein individuell hergestellter Fiebersaft in der Apotheke kostet natürlich mehr und die Krankenkassen erstatten das nicht, wenn es nicht auf dem Rezept verordnet steht. Der Arzt kann aber nicht wissen, dass es in der Apotheke keinen Fiebersaft geben wird", sagte Gabriele Overwiening der Deutschen Presse-Agentur. So entstehe nur wegen der Krankenkassen eine völlig unnötige Bürokratie.

Es wäre ihrer Ansicht nach sinnvoll, dass Apotheken entscheiden könnten, wann sie das Mittel selbst herstellen. Ein weiteres Problem sei der zeitliche Mehraufwand, sagte Overwiening. Denn: "Wir dürfen das auch nicht im Voraus herstellen."

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Verwendete Quellen
  • Vorabmeldung des "Tagesspiegel"
  • Nachrichtenagentur dpa
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