Nach Wartung in Kanada Insider: Russland bremst bei Rücknahme der Gasturbine
Die Turbine für die Pipeline Nord Stream 1 steckt wohl in Deutschland fest. Wirtschaftsminister Robert Habeck zweifelt an Russlands Willen zur Kooperation.
Die fehlende Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 steckt Insidern zufolge nach ihrer Wartung in Kanada in Deutschland fest. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Russland habe die Genehmigung für einen Weitertransport in das Land noch nicht erteilt, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Am Freitag dementierte der Kreml: Dmitri Peskow bezeichnet den Bericht als "Unsinn". Die dort zitierten Insider lägen falsch. Diese hatten gesagt, Russland habe den Rücktransport der Turbine von ihrem Zwischenstopp in Deutschland noch nicht genehmigt.
Die Turbine, wegen deren verzögerter Rückführung nach russischen Angaben weniger Gas durch die Pipeline fließen kann, sei am 17. Juli von der Logistikfirma Challenge Group von Montreal nach Köln geflogen worden, so Reuters. Es sei unklar, wann die rund zwölf Meter lange Turbine nach Russland gebracht werden könne. Es könne Tage oder auch noch Wochen dauern, sagten die Insider.
Von Challenge Group war zunächst keine Stellungnahme zu erreichen. Das Wirtschaftsministerium wollte sich dazu nicht äußern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Donnerstag allerdings, die "Kabalen um die Turbine aus Kanada" seien ein Beispiel für die Politisierung technischer Fragen durch Russland. "Man hat manchmal den Eindruck, Russland will sie gar nicht mehr zurücknehmen", sagte der Grünen-Politiker.
Gazprom: Verzögerung wegen fehlender Unterlagen
Bisher habe Moskau nicht die notwendigen Dokumente für einen Import der von Siemens Energy gebauten Turbine zur Verfügung gestellt, sagte einer der Insider. Russlands Energieriese Gazprom, deren Tochter Nord Stream AG die Turbine gehört, nennt seinerseits fehlende Unterlagen als Grund für die Verzögerung.
Siemens Energy erklärte, die Wartung von Turbinen sei unter normalen Umständen ein absoluter Routinevorgang. "Natürlich wollen wir die Turbine so schnell wie möglich wieder an ihren Einsatzort transportieren. Wie lange das dauert, liegt aber nicht ausschließlich in unserem Einflussbereich." Auch von Gazprom war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Bundesregierung setzte sich für Lieferung der Turbine ein
Die Turbine befand sich zu einer routinemäßigen Wartung in Kanada. Das Land hatte sich mit Blick auf die internationalen Sanktionen gegen Russland zunächst gegen eine Rückgabe gesperrt. Auf Druck der Bundesregierung wurde die Turbine aber nach Deutschland gebracht, um von dort nach Russland transportiert zu werden.
Die Regierung in Moskau hatte die reduzierten Gasflüsse über die Pipeline Nord Stream 1 mit dem Fehlen der Turbine begründet. Die Bundesregierung hielt dies für ein vorgeschobenes Argument, setzte sich aber dennoch für eine Lieferung der Turbine ein, um Russland keinen Vorwand zu liefern.
Wirtschaftsminister Habeck ließ offen, wo sich die Turbine befindet: "Die Turbine war Anfang der Woche in Deutschland. Und wenn sie russisches Gebiet erreicht hat und Gazprom übergeben wurde, dann werden wir das mitteilen."
- Nachrichtenagentur Reuters