"Dann bräuchten wir neue Impfstoffe" Kanzleramtschef spricht von gefährlichster Phase der Pandemie
Kanzleramtsminister Helge Braun warnt vor einem Auftauchen impfresistenter Coronavirus-Mutanten. Zu frühe Lockerungen könnten jetzt einen normalen Sommer gefährden. Auch zur Testpflicht für Firmen hat sich Braun geäußert.
Wenn Infektionszahlen steigen, bedeutet dies auch die Gefahr neuer Mutationen. Darauf hat Kanzleramtsminister Helge Braun hingewiesen. "Wir sind in der gefährlichsten Phase der Pandemie", sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag" laut Vorabmeldung. "Wenn jetzt parallel zum Impfen die Infektionszahlen wieder rasant steigen, wächst die Gefahr, dass die nächste Virus-Mutation immun wird gegen den Impfstoff", erläuterte der promovierte Arzt. "Dann bräuchten wir neue Impfstoffe, dann müssten wir mit dem Impfen wieder ganz von vorne beginnen."
"Wir dürfen die Chance auf einen weitgehend normalen Sommer nicht dadurch gefährden, dass wir jetzt ein paar Wochen zu früh lockern", sagte Braun. "Ich rechne damit, dass die entlastende Wirkung durch das Impfen und durch den Beginn der warmen Jahreszeit im Mai spürbar sein wird." Er halte es für realistisch, dass im August Reisen wieder möglich seien. In den vergangenen Monaten hatten Bund und Länder allerdings Hoffnungen vieler Menschen auf Urlaubsreisen zu Weihnachten und Silvester sowie zu Ostern enttäuscht.
Firmen sollen zwei Mal pro Woche testen
Der Zeitung zufolge sollen Unternehmen nach Auffassung des Kanzleramtes zu Corona-Tests verpflichtet werden, wenn bis Anfang April nicht mindestens zwei Drittel der Unternehmen ihre Mitarbeiter zweimal in der Woche testen. Das Blatt zitierte den Kanzleramtschef mit dem Hinweis auf eine Selbstverpflichtung der Unternehmen, jeden Mitarbeiter, der nicht im Homeoffice sei, zwei Mal pro Woche zu testen. "Wir haben keine Quote festgelegt. Klar ist, wenn es nicht zwei Drittel bis drei Viertel der Firmen sind, ist es zu wenig", fügte Braun hinzu.
Unternehmerverband für Lockdown und gegen Testpflicht
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat seine Bereitschaft für einen harten Lockdown gezeigt. "Es wäre mir lieber, wenn wir noch mal zehn Tage bundesweit in einen harten Lockdown gehen und danach überall öffnen können, anstatt über Monate keine klaren Strukturen zu haben", sagte Wolf der "Welt am Sonntag" laut Vorabbericht. Die Ministerpräsidentenrunde und die Bundeskanzlerin hätten das Gefühl für die Wirtschaft verloren. Angesichts aktueller Öffnungsschritte in einzelnen Regionen forderte Wolf einheitliche Regelungen. Eine Testpflicht für Betriebe lehnte der Gesamtmetall-Chef ab.
Keine Corona-Pille in Sicht
Derweil hat Forschungsministerin Anja Karliczek die Hoffnungen auf eine rasche Entwicklung neuer Medikamente gegen Corona gedämpft. "Wir können hier in den nächsten Monaten keine Wunder erwarten", sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der "Funke"-Mediengruppe (Sonntag). "Eine einzige Pille gegen Covid-19 wird es so wohl nicht geben."
Es gäbe jedoch vielversprechende Ansätze. "Am Geld wird die Entwicklung von hoffnungsvollen Therapeutika nicht scheitern", so Karliczek. Und auch ohne die Entwicklung spezieller Medikamente könne schwerkranken Covid-19-Patienten heute viel besser geholfen werden als zu Beginn der Pandemie.
- Nachrichtenagentur Reuters