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Corona-Impfungen: Diese Folgen hat der Astrazeneca-Stopp für Deutschland


Corona-Impfungen
Diese Folgen hat der Astrazeneca-Stopp für Deutschland

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 16.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit: Auch Deutschland setzt Corona-Impfungen mit dem Präparat des Herstellers Astrazeneca vorsorglich aus.Vergrößern des Bildes
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit: Auch Deutschland setzt Corona-Impfungen mit dem Präparat des Herstellers Astrazeneca vorsorglich aus. (Quelle: dpa)
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Der Stopp der Corona-Impfungen von Astrazeneca in Deutschland ist ein schwerer Rückschlag für die Impfkampagne. Aber welche Folgen hat die Vorsichtsmaßnahme genau? Ein Überblick.

Die Entscheidung platzte mitten hinein in einen laufenden Impftag. Das war auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) klar, wie er am Montag in Berlin sagte. Deutschland setzt jetzt wie schon einige andere europäische Länder den Corona-Impfstoff von Astrazeneca vorerst nicht mehr ein. Als "reine Vorsichtsmaßnahme", um Auffälligkeiten in seltenen Fällen wissenschaftlich zu überprüfen, wie Spahn deutlich machte. Wichtige Fragen sind damit aber offen – was die Hoffnung auf Impffortschritte angeht und das Impfvertrauen.

Warum nun der vorläufige Stopp für Astrazeneca?

Das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) meldete sich am Mittag mit einer entsprechenden Empfehlung, wie Spahn erläuterte. Hintergrund seien sieben in Deutschland gemeldete Fälle von Thrombosen der Hirnvenen, die im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen stünden – bei inzwischen mehr als 1,6 Millionen Impfungen mit Astrazeneca. Der Tragweite dieser Entscheidung sei er sich sehr wohl bewusst, sagte der Minister. Leichtgefallen sei sie ihm nicht. Es gehe aber klar um eine fachliche und keine politische Entscheidung. Daher folge er der Empfehlung des PEI. Und am wichtigsten für das Vertrauen in Impfungen sei Transparenz.

Wie lange soll der Stopp für Astrazeneca dauern?

Der vorgesehene Fahrplan liegt nun erst einmal auf Eis. Als nächstes prüft die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Sache. Ihr Sicherheitsausschuss will am Donnerstag entscheiden, wie die EMA mitteilte. Schon an die Länder ausgelieferte Dosen sollen zunächst dort bleiben, anstehende weitere Lieferungen will der Bund vorerst in seinem Zentrallager lassen und nicht weiterverteilen.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußert die Hoffnung, dass die Prüfung des Astrazeneca-Impfstoffs nur "ganz kurz" dauern werde. Dann könnten "wir schon in der nächsten Woche den Impfstoff Astrazeneca wieder einsetzen", sagte er der Sendergruppe RTL/n-tv. "Wenn der Impfstoff dauerhaft nicht zur Verfügung stehen sollte, was ich jedoch nicht glaube, wäre die Impfstrategie über die Hausärzte ernsthaft gefährdet."

Wie wichtig ist Astrazeneca für die Corona-Impfungen?

Für den Fortschritt der Impfungen sollte das Mittel von Astrazeneca eigentlich eine immer bedeutendere Rolle spielen. Es ist leichter auch in normalen Praxen zu lagern und muss nicht so aufwendig gekühlt werden wie das Präparat von Biontech. Gerade erst wurde Astrazeneca nach neuen Studiendaten auch für Ältere empfohlen und nicht nur wie beim Start nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren. Und bis Ende März sollen mehr als zwei Millionen frische Dosen hinzukommen. Allerdings sollen auch die Mengen der anderen Impfstoffe vor allem von Biontech/Pfizer und Moderna stark hochgehen.

Bei den bislang in Deutschland verabreichten Dosen macht der Impfstoff von Astrazeneca einen Anteil von 17 Prozent aus.

Was wird nun aus den Impfzielen für Deutschland?

Wie hart der Dämpfer für den Impffortschritt ausfallen wird, ist ungewiss. Und zwar auch für die Zusicherung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), allen Bürgern bis zum Ende des Sommers am 21. September eine Impfung anbieten zu können – das stand ausdrücklich unter dem Vorbehalt, dass Lieferungen und Zulassungen wie geplant kommen. An diesem Mittwoch will Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder eigentlich über einen Impfturbo beraten – die Einbeziehung des Netzes der Arztpraxen wohl ab Mitte April. Nun ist auch das offen.

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Das vorübergehende Aussetzen der Impfungen wird nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet die Impfpläne durcheinanderbringen. "Das wird viele Strategien wieder verändern", sagte der CDU-Bundesvorsitzende am Montag in der ZDF-Sendung "Was nun, Herr Laschet?". "Wir haben darauf gesetzt, dass wir jetzt sehr schnell, sehr breit impfen, den Stoff sogar zu den Hausärzten geben. Und jetzt ist er gar nicht mehr da, jedenfalls nicht die nächsten Tage." Hier müsse die Politik wieder reagieren. In Nordrhein-Westfalen seien die Impfungen sofort gestoppt und die Bürger informiert worden.

Könnte man ein anderes Mittel für die nötige zweite Dosis nutzen?

Noch läuft es so: Wer die erste Spritze mit Astrazeneca-Impfstoff erhält, bekommt auch die zweite von Astrazeneca. Theoretisch wäre es auch möglich, verschiedene Impfstoffe zu spritzen – das wäre Experten zufolge immunologisch wahrscheinlich kein Problem. Jedoch liegen zu einer solchen Mischung keine Studiendaten vor, auch eine Zulassung gibt es nicht. Der vorläufige Stopp dürfte aber zunächst kaum für Probleme bei der zweiten Dosis sorgen, so er nicht länger dauert: Zwischen Erst- und Zweitimpfung sollen bei Astrazeneca möglichst zwölf Wochen liegen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko). Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Montag haben bisher gut 1,6 Millionen Menschen in Deutschland eine Erstimpfung erhalten – bei vielen ist noch Zeit, bis die zweite Dosis ansteht. Eine Zweitimpfung mit Astrazeneca erhielten bisher erst 217 Menschen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp
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