Anschlag in Hanau Video aus der Tatnacht: Flüchtet hier der Angreifer vom Tatort?
Der Attentäter von Hanau handelte aus Rassenhass, sind sich die Behörden sicher. Doch Tobias R. bereitete seine Tat offenbar auch gut vor. Nun gibt es auch Überwachungsbilder aus der Tatnacht.
Aus der Nacht des Anschlags in Hanau gibt es nun erste Bilder einer Überwachungskamera, die den mutmaßlichen Todesschützen in der Nähe des Tatorts zeigen sollen. Auf den Videobildern, die laut Zeitstempel am Mittwoch um 21.53 Uhr aufgenommen wurden, sieht man eine Person in heller Hose und grünlicher Jacke mit heller Kapuze durch das Bild rennen. Die Aufnahmen sehen Sie oben im Video.
In ähnlicher Kleidung soll der mutmaßliche Täter Tobias R. auf einem Foto zu sehen sein, das vier Tage vor der Tat in der "Arena Bar" in Hanau entstand. Die Aufnahme einer Überwachungskamera zeigt einen Mann mit grüner Jacke und gelber Kapuze. Er trägt eine blaue Wollmütze sowie eine blaue Jeans, die auf der Vorderseite ausgewaschen ist.
Das Bild aus der "Arena Bar", das Sie ebenfalls oben im Video sehen können, legt den Verdacht nahe, dass Tobias R. sich intensiv auf die Tat vorbereitet haben könnte und dafür sein späteres Anschlagsziel ausspähte. In der Bar und einem angeschlossenen Kiosk waren in der Tatnacht fünf Menschen erschossen worden.
Tödliche Schüsse an mehreren Orten
In der Nacht zum Donnerstag hatte der 43 Jahre alte Deutsche im hessischen Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Nach Angaben des Landeskriminalamts hatten drei eine deutsche Staatsangehörigkeit und zwei eine türkische. Je eines der Opfer hatte eine bulgarische, eine rumänische und eine bosnisch-herzegowinische Staatsangehörigkeit, ein weiteres sowohl eine deutsche als auch eine afghanische.
Zudem soll der Sportschütze seine 72 Jahre alte Mutter und sich selbst getötet haben. Wann die Mutter erschossen wurde, ist noch unklar. Tobias R. hatte im Internet wirre Gedanken und abstruse Verschwörungstheorien sowie rassistische Ansichten geäußert. Die Tat sei "eindeutig ein rassistisch motivierter Terroranschlag", sagte Innenminister Horst Seehofer am Mittwoch in Berlin.
R. stellte Strafanzeige wegen "unbekannter Organisation"
Bereits im November hatte R. eine Strafanzeige bei der Bundestaatsanwaltschaft gestellt, wie t-online.de exklusiv berichtete. Dabei sei es um eine "unbekannte geheimdienstliche Organisation" gegangen, die sich nach Überzeugung des Absenders "in die Gehirne der Menschen" einklinke, um "das Weltgeschehen zu steuern". Sie ist in großen Teilen identisch mit seinem Bekennerschreiben nach der Tat.
Generalbundesanwalt Peter Frank bestätigte t-online.de den Eingang des Schreibens. Es habe aber keine rechtsextremistischen oder rassistischen Ausführungen enthalten. Man habe wegen des Briefes kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Generalbundesanwalt: Kein Kontakt mit anderen Personen
Bei der Bundesanwaltschaft geht man weiter davon aus, dass R. niemandem von seinen Anschlagsplänen erzählt hatte. Bislang gebe es keine Erkenntnisse, dass der 43-Jährige vorher "mit anderen Personen geredet oder um Unterstützung gebeten hat", sagte Frank.
Es sei aber noch Gegenstand der Ermittlungen herauszufinden, ob der mutmaßliche Täter sich "in der realen Welt" oder virtuell über das Internet über seine Pläne ausgetauscht oder Unterstützung bekommen habe, fügte Frank hinzu.
Die Ermittler durchleuchten derzeit Handy- und Computerdaten des mutmaßlichen Täters. Abgeklärt werden soll, mit wem er im In- und Ausland Kontakt hatte und wo er sich aufhielt. Mittlerweile seien 40 Zeugen angehört worden, um den genauen Tathergang abzuklären, erklärte Frank. Noch habe man keine Hinweise auf Mitwisser oder Unterstützer.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP