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Fall Walter Lübcke: Tatverdächtiger könnte aus rechter Szene stammen


Tatverdächtiger polizeibekannt
Verhaftung im Mordfall Lübcke – Spur in die rechtsextreme Szene?

Von dpa, dru

Aktualisiert am 16.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Beisetzung in Wolfhagen-Istha: Ein Bild Walter Lübckes steht hinter dem Sarg des ermordeten Politikers.Vergrößern des Bildes
Beisetzung in Wolfhagen-Istha: Ein Bild Walter Lübckes steht hinter dem Sarg des ermordeten Politikers. (Quelle: Swen Pförtner/dpa)
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Zwei Wochen nach der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke ist ein dringend Tatverdächtiger gefasst worden. DNA-Spuren führten die Ermittler zu dem 45-Jährigen. Er war offenbar in der rechtsextremen Szene unterwegs.

Im Fall der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) hat die Polizei einen dringend Tatverdächtigen festgenommen. Ein 45-jähriger Mann sei von Spezialeinheiten der hessischen Polizei in Kassel gefasst worden, teilten Staatsanwaltschaft Kassel und das hessische Landeskriminalamt mit. Der dringend Tatverdächtige wurde am Sonntag in Untersuchungshaft genommen. Laut Medienberichten könnte er der rechtsextremen Szene angehören. Lübcke war vor seinem Tod Ziel von rechten Morddrohungen gewesen.

Spezialeinheiten der Polizei nahmen den dringend tatverdächtigen Mann nach Ermittlungen der Sonderkommission "Liemecke" bereits am frühen Samstagmorgen gegen 02.00 Uhr fest. "Die Festnahme erfolgte aufgrund eines DNA-Spurentreffers", berichteten die Behörden. Der Mann sei am Sonntagnachmittag dem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Kassel vorgeführt worden. "Aufgrund der Indizienlage" sei ein Untersuchungshaftbefehl erlassen worden. Der Tatverdächtige wurde in die Justizvollzugsanstalt Kassel I gebracht.

Spur ins rechtsextreme Milieu?

Medienberichten zufolge führen Spuren ins rechtsextreme Milieu. Die "Bild"-Zeitung meldete unter Berufung auf Ermittler, dass der festgenommene 45-Jährige der rechtsextremen Szene angehören könnte. Auch nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" stammt der unter Mordverdacht stehende Mann aus dem rechtsextremistischen Milieu.

Die "Süddeutsche Zeitung" und der "Tagesspiegel" berichteten unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass der Tatverdächtige vermutlich früher Kontakte in die rechte Szene gehabt habe. Es sei aber nicht klar, ob das auch aktuell noch der Fall sei. Der "Tagesspiegel" schrieb, es sei unklar, ob Lübcke aus einem rechtsextremen Motiv getötet worden sei. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu den Medienberichten äußern.

Die Ermittler fanden laut "Bild" DNA-Spuren an der Kleidung des erschossenen Regierungspräsidenten. Es habe zu der Spur einen Treffer in der DNA-Analyse-Datei gegeben, die beim Bundeskriminalamt liegt. Der 45-Jährige ist demnach polizeibekannt und hat bereits eine schwere Straftat begangen. Damals sei ihm eine DNA-Probe entnommen und in der Datenbank gespeichert worden.

Ermittler wollen zu Wochenbeginn informieren

Ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft wollte sich auf Anfrage zu diesen Berichten nicht äußern. Weitere Informationen zur Festnahme und zum aktuellen Sachstand der Ermittlungen wollten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt in der kommenden Woche bekannt gegeben.

Nach Lübckes Tod hatten hasserfüllte und hämische Reaktionen aus der rechten Szene im Internet für Empörung gesorgt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, wie sich manche in sozialen Netzwerken geradezu hermachten über dessen Tod, sei "zynisch, geschmacklos, abscheulich, in jeder Hinsicht widerwärtig".

Schon zu Lebzeiten hatte Lübcke Morddrohungen erhalten. Als Chef des Regierungspräsidiums Kassel, einer Art Mittelbehörde zwischen der Landesregierung und den Kommunen, hatte der politische Spitzenbeamte sich in der Flüchtlingskrise vor vier Jahren für die Unterbringung von Flüchtlingen in Nordhessen ausgesprochen. Eine Verbindung zu der Bluttat hatten die Ermittler zwar bislang nicht gesehen, sie aber auch nicht ausgeschlossen.

Der 65-jährige Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni gegen 0.30 Uhr auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha entdeckt worden. Er hatte eine Schussverletzung am Kopf und starb kurz darauf. Eine 50-köpfige Sonderkommission "Limecke" nahm die Ermittlungen auf. Auch bei "Aktenzeichen XY" war der Fall Thema.

Für Aufregung sorgte am vergangenen Wochenende ein Polizeieinsatz an der Nordseeküste. Die Polizei stoppte den Fährbetrieb und nahm einen Mann in Gewahrsam, ließ ihn nach der Befragung aber wieder gehen. Der nun Festgenommene sei nicht der Mann von der Fähre, betonen die Ermittler am Sonntag.


Lübcke hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder. Am Samstag - dem Tag der Festnahme des Tatverdächtigen - wurde der 65-Jährige in seinem Heimatort beigesetzt. Am Donnerstag hatte es in Kassel einen Trauergottesdienst mit über 1.300 Besuchern für den CDU-Politiker gegeben. "Zur Grausamkeit der Tat kommt die Ungewissheit: Wer war es, der diesem Leben kaltblütig und hinterrücks ein Ende setzte?", sagte Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Vielleicht bringen die nächsten Tage Licht ins Dunkel der Vermutungen.

Die Innenpolitikerin der Linken, Martina Renner, denkt schon einen Schritt weiter. "Sollte sich bewahrheiten, dass der Täter aus der rechtsextremen Szene stammt, wäre meine Erwartung, dass der Innenausschuss des Bundestages für nächste Woche eine Sondersitzung anberaumt", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Dabei müsse es dann nicht nur um den Hintergrund des mutmaßlichen Täters gehen, sondern auch um das aktuelle Gefährdungspotenzial im Bereich des Rechtsextremismus.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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