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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sperrung aufgehoben Facebook gibt Russlands Berliner Medienzentrale wieder frei
Die aus Berlin gesteuerten Videokanäle des staatlichen russischen Medienkonzerns sind zurück auf Facebook. Zwischenzeitlich hatte der Weltjournalistenverband von Zensur gesprochen.
Die in Berlin sitzende Firma Maffick darf wieder ihre häufig amerikakritischen Videos auf Facebook ausspielen. Der Ableger des staatlichen russischen Senders hat mit mehreren Kanälen Millionen Fans gewonnen, aber Hinweise auf die Verbindungen zum russischen Staat verschleiert.
Facebook steht wegen russischer Einflussnahme auf die US-Wahlen unter Druck und hatte "IntheNow", sowie einen Geschichtskanal, eine Seite mit Beiträgen zu Umweltthemen und einen Kanal mit vor allem tagesaktuellen Beiträgen zu politischen Themen gesperrt. Auf den Seiten werden vor allem Videos gepostet, die sich viral verbreiten sollen. "IntheNow" allein hat 3,8 Millionen Fans.
t-online.de hatte Verbindung aufgedeckt
Die Beiträge wirken zum Teil wie die eines hippen Start-ups. Zuschauer bekamen allerdings nirgendwo Hinweise auf den russischen Staatsmedienkonzern im Hintergrund. Diese Verbindung hatten Recherchen von t-online.de im Oktober öffentlich gemacht.
Jetzt gibt es diese Transparenz zumindest auf der Facebook-Seite sehr deutlich. Am Montagabend waren die Seiten wieder freigeschaltet worden, nachdem die Verantwortlichen sie mit ganz klaren Hinweisen versehen hatten, wer dahinter steckt.
In der "Über"-Sektion der Seite ist gleich zweifach zu lesen, dass die Seiten zum Berliner Unternehmen Maffick GmbH gehören, das von der Chefin Anissa Naouai und der RT-Tochter Ruptly GmbH gehalten wird. Damit sind Facebooks Anforderungen offenbar Genüge getan. Ruptly hält die Mehrheit von knapp 51 Prozent.
Von der Sperrung bis zur Freischaltung ist über eine Woche vergangen. Chefin Naouai reagierte auch nach der Freigabe noch verstimmt. Man habe die Informationen in einer Art und Weise aktualisieren müssen wie keine andere Seite zuvor, schrieb sie auf Twitter. Es lasse sich sagen, dass man Facebook-Geschichte geschrieben habe oder "Opfer von eklatanter Doppelmoral" sei.
Maffick hatte nicht gegen Facebook-Regeln verstoßen
Facebook teilte t-online mit, man habe begonnen, "Seiten mit potenziell irreführendem Verhalten zu bitten, ihre Zugehörigkeit zu ihrer Muttergesellschaft offenzulegen". Nachdem Maffick die erforderliche Information hinzugefügt habe, könnten Nutzer nun sehen, wer hinter der Seite steckt, so eine Sprecherin. Dieses Vorgehen sei neu. Facebook werde dazu zeitnah noch mehr verkünden.
Bei den Verantwortlichen von Maffick hatte Unmut ausgelöst, dass Facebook zuvor keine entsprechende Regel hatte, gegen die Maffick verstoßen haben könnte. Facebooks Sperrung ohne Vorwarnung hatte auch Philippe Leruth, belgischer Präsident der International Federation of Journalisten (IFJ) kritisiert, Dachverband gewerkschaftlicher Journalistenverbände. Gegenüber der russischen Agentur RIA Novosti sprach er von einem "Akt der Zensur", den der IFJ verurteile.
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Die Sperrung hatte Facebook beschlossen, als CNN die Informationen von t-online.de aufgriff und für eine eigene Sendung "Russland fördert eine Firma für Viralvideos, die sich an amerikanische Millenials richtet" recherchierte. Zur Ausstrahlung waren die Seiten bereits gesperrt.
Dieser Text wurde mit einer Stellungnahme von Facebook aktualisiert.
- eigene Recherchen
- Twitter-Account Maffick-Chefin Anissa Naouai