Über 100 Fotos und Videos Polizei startet Großfahndung nach G20-Gewalttätern
Im Juli gingen die Bilder von den G20-Krawallen in Hamburg um die Welt. Nun hat die Polizei eine große Öffentlichkeitsfahndung gestartet – die Reaktion der linken Szene löst Empörung aus.
Mit einer bislang beispiellosen Öffentlichkeitsfahndung sucht die Hamburger Polizei seit heute nach Gewalttätern der G20-Krawalle vom Juli. Am Vormittag stellten die Sicherheitsbehörden der Hansestadt mehr als 100 Fotos und Videosequenzen ins Netz, auf denen mutmaßliche Gewalttäter zu erkennen sind.
Die Aufnahmen zeigen Szenen von den Schwerpunkten der Ausschreitungen: Angriffe auf Polizeibeamte, Plünderungen von Geschäften, Würfe mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen. Sie sind geordnet nach fünf Tatkomplexen, etwa Elbchaussee, Rondenbarg oder Plünderungen.
Nach den Tatverdächtigen hatte die Polizei zuvor erfolglos gefahndet. Polizeisprecher Timo Zill bat die Bürger um Mithilfe. Sachdienliche Hinweise könnten direkt an die Soko "Schwarzer Block" gerichtet werden, erreichbar unter 040-428676543, oder über das Online-Formular der Polizei.
Tausende Hinweise von Bürgern
Die Polizei wertete für die Fahndung riesige Datenmengen im Umfang von mehr als zehn Terabyte aus. Neben eigenen polizeilichen Aufnahmen sahen die Behörden auch Aufnahmen von Überwachungskameras von Bussen, Bahnen und Bahnhöfen durch. Außerdem hätten zahlreiche Bürger Tausende Dateien auf ein Hinweis-Portal hochgeladen.
Bei der Auswertung nutzt die Polizei Geodaten, erstellt Bewegungsprofile und setzt Gesichtserkennungssoftware ein.
3000 Ermittlungsverfahren gegen Verdächtige
Der G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg war von schweren Ausschreitungen mit Hunderten Verletzten überschattet worden. Randalierer lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, zündeten Autos an und plünderten mehrere Geschäfte. Die Polizei schätzt, dass in den drei Tagen vom 6. bis zum 8. Juli 5000 bis 6000 Täter aktiv waren. Die Soko "Schwarzer Block" führe 3000 Ermittlungsverfahren, hatte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer Anfang Dezember gesagt.
Überwiegend geht es dabei um Sachbeschädigung, gefährliche Körperverletzung und Landfriedensbruch. In jeweils weit über 100 Fällen wird wegen schwerem Landfriedensbruch und Brandstiftung ermittelt.
Linksautonome veröffentlichen Fotos von Polizisten
Als Reaktion auf die Großfahndung im Netz veröffentlichten Berliner Linksautonome am Montag Fotos von Polizisten. Gleichzeitig drohten sie den Polizeibeamten auf der Interntseite indymedia.org indirekt. Die Polizeigewerkschaften reagierten am Montag entsetzt und sprachen von einer Gefahr durch "linksextremistische Terroristen".
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklärte: "Diese Zeilen sind abscheulich, diffamierend und das Resultat gewaltverherrlichender und -ausübender Grundhaltung. Die Verantwortlichen, und damit meine ich Verfasser und Betreiber der Plattform, schüren Hass. (...) Das muss strafrechtliche und politische Konsequenzen haben."
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) forderte: "Das muss beendet werden und zwar schnell und nachhaltig. Zum Schutz von Einsatzkräften gehört auch der Schutz der Privatsphäre und der Familien."