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Trauzeugen-Affäre: Philipp Nimmermann soll Graichens Nachfolge antreten


Trauzeugen-Affäre
Dieser Mann soll Graichens Nachfolger werden

Von t-online, lw

Aktualisiert am 22.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Philipp Nimmermann im Jahr 2018: Er ist derzeit Staatssekretär des hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir.Vergrößern des Bildes
Philipp Nimmermann im Jahr 2018: Er ist derzeit Staatssekretär des hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir. (Quelle: Markus Scholz)

Patrick Graichen musste seinen Posten als Habecks Staatssekretär räumen. Nun steht fest, wer nachfolgen wird.

Vergangene Woche verlor Patrick Graichen nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft sein Amt im Wirtschaftsministerium. Nun steht ein Nachfolger fest: Philipp Nimmermann wird neuer Energie-Staatssekretär in Robert Habecks Ressort. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag in Berlin, zunächst berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) darüber.

Nimmermann ist derzeit Staatssekretär des hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir (Grüne). Anders als Graichen ist Nimmermann kein Energieexperte, sondern kommt aus der Finanzwelt. Der promovierte Ökonom war Chefvolkswirt der Frankfurter Privatbank BHF, ehe er 2014 Staatssekretär der schleswig-holsteinischen Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) wurde.

Aus dieser Zeit kenne ihn auch der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, seinerzeit stellvertretender Ministerpräsident in Kiel, heißt es im SZ-Bericht. 2019 wechselte Nimmermann wieder zurück in seine hessische Heimat, wo er seitdem im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen als Wirtschaftsstaatssekretär arbeitet, heißt es aus Habecks Ministerium. Nimmermann solle seine Arbeit "sehr zeitnah" aufnehmen.

Philipp Nimmermann ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Frankfurt. Er ist in Berlin geboren, machte in Frankfurt Abitur und studierte und promovierte dort. Er absolvierte Studienaufenthalte in Südamerika und Großbritannien.

Schnelle Nachfolge

Robert Habeck sagte, mit Nimmermann komme "ein erfahrener Staatssekretär mit ökonomischer Expertise, viel Verwaltungserfahrung und ein Kenner von politischen Prozessen ins BMWK". "Er wird mit einem frischen Blick die Prozesse neu durchdenken, mit seiner Erfahrung die unterschiedlichen Perspektiven einbinden und mit seiner Stringenz die Energiewende, die Wärmewende und die Transformation voranbringen", so der Minister. Nimmermann wisse, wie sich politische Entscheidungen auf Menschen auswirken, und wie man gemeinsame Lösungen finde.

Die Grünen-Obfrau im Energieausschuss, Lisa Badum, äußerte sich froh, dass die Nachfolge Graichens so schnell geregelt worden sei. Es sei gut, jemanden mit viel Verwaltungserfahrung in der Position zu haben.

Erst am vergangenen Mittwoch hatte Habeck seinen Staatssekretär Patrick Graichen in den einstweiligen Ruhestand versetzt – nachdem er fast drei Wochen lang trotz aller Rücktrittsforderungen an ihm festgehalten hatte. Graichen hatte Ende April eingeräumt, dass er seinem Trauzeugen zu einem Chefposten bei der staatseigenen Deutschen Energie-Agentur verholfen hatte.

"Zu angreifbar gemacht"

Im Zuge weiterer Untersuchungen war zudem ein von Graichen gebilligtes Klimaschutz-Projekt ans Licht gekommen. Beantragt hatte es der Berliner Landesverband der Umweltorganisation BUND – in dessen Vorstand Graichens Schwester sitzt. Graichen habe sich "zu angreifbar gemacht, um sein Amt noch wirkungsvoll ausüben zu können", befand Habeck. Lesen Sie hier mehr zu der Entlassung. Für Kritik hatte auch die enge Vernetzung Graichens mit dem Öko-Institut und der Berliner "Denkfabrik" Agora Energiewende gesorgt.

In dieser Hinsicht ist der 57-jährige Finanzmann Nimmermann völlig unverdächtig, so der SZ-Bericht. Einen Namen hatte er sich unter anderem in der Krise der norddeutschen Landesbank HSH Nordbank gemacht – die unter seiner Ägide privatisiert wurde. Zuvor hatten die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg die kriselnde Bank mit milliardenschweren Garantien stützen müssen.

In Hessen hatte er sich zuletzt vor allem um die diversen Hilfspakete gekümmert, seien es Corona-Hilfen für Unternehmen oder Härtefallfonds in der Energiepreiskrise. Zwischenzeitlich wurde er auch für einen Vorstandsposten bei der Bundesbank gehandelt, berichtete die SZ.

Medien hatten zuvor über eine Berufung von Netzagentur-Chef Klaus Müller spekuliert. Nach der Verkündung des neuen Staatssekretärs twitterte dieser: "Vielen Dank an alle, die sich meinen Wechsel nach Berlin gewünscht oder ihn befürchtet haben." Sein Platz sei und bleibe bei der Bundesnetzagentur in Bonn. Er danke Patrick Graichen für die gute Zusammenarbeit und freue sich auf Philipp Nimmermann, so Müller.

Verwendete Quellen
  • sueddeutsche.de: "Philipp Nimmermann soll Energie-Staatssekretär werden" (kostenpflichtig)
  • Nachrichtenagentur dpa
  • twitter.com: Profil von @Klaus_Mueller
  • Mitteilung des BMWK vom 22. Mai 2023
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