"Unerträglich" Zentralrat der Juden kritisiert Ehrung von SS-Mann
Johann Niemann verwaltete im Nationalsozialismus das Vernichtungslager Sobibor – und wird bis heute auf einem Gedenkstein als ein gefallener Held erinnert. Nun regt sich Protest gegen den Namenszug.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland protestiert gegen ein Denkmal in Ostfriesland, auf dem der Name des Chefs eines NS-Vernichtungslagers verewigt ist. Zentralratspräsident Josef Schuster sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", der Name des stellvertretenden Leiters des Vernichtungslagers Sobibor, Johann Niemann, "sollte schnellstens von dem Gedenkstein entfernt werden".
Niemann starb beim Gefangenenaufstand im polnischen Sobibor am 14. Oktober 1943. In seinem Heimatort steht der Name des SS-Mannes gemeinsam mit gestorbenen Soldaten auf einer Tafel mit der Überschrift "Unseren Gefallenen Helden". Schuster teilte auf Anfrage der "NOZ" mit: "Dass ein hochrangiger SS-Mann wie Johann Niemann, der Tausende von Menschenleben auf dem Gewissen hat, auf einem offiziellen Gedenkstein seines Heimatortes geehrt wird, ist unerträglich."
Es gab Gerüchte über Niemann
Das Denkmal befindet sich im Besitz des Bürgervereins Völlen. Es habe zwar Gerüchte im Ort über den Namensgeber auf dem Bauwerk gegeben, versicherte der Vereinsvorsitzende auf Anfrage der "NOZ". "Konkretes Wissen gab es aber nicht." Diskussionen um das Denkmal waren dem Bericht zufolge offenbar erst mit der Veröffentlichung von Fotos aus dem Besitz Niemanns Anfang Januar aufgekommen.
Die zeithistorischen Dokumente beispielsweise aus Sobibor waren auf einem Dachboden in Völlen entdeckt worden. Auf seiner Vereinsversammlung im März wolle der Verein nun entscheiden, wie es mit dem Denkmal weitergehen soll, hieß es in dem Bericht weiter.
- Nachrichtenagentur AFP