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Markus Lanz: Was zunehmende Veralterung für das Rentensystem bedeutet


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Demografie-Talk bei "Markus Lanz"
Forscher sieht "Opakalypse" und "Omageddon"


Aktualisiert am 22.12.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein alter Mann (Symbolbild): Die Überalterung führt nach Meinung eines Soziologen zu einer gefährlichen Schieflage.Vergrößern des Bildes
Ein alter Mann (Symbolbild): Die Überalterung führt nach Meinung eines Soziologen zu einer gefährlichen Schieflage. (Quelle: NADOFOTOS/getty-images-bilder)
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Bei "Markus Lanz" ging es in launigem Ton um die alternde Gesellschaft, die Folgen fürs Rentensystem – und die Frage, ob die Politik vor "Silver Surfern" kuscht.

"Furchtbar unsinnlich" klinge das Thema Demografie ja, räumte Markus Lanz zu Beginn ein, versprach aber mit Blick auf seine Gäste, es werde "so kreislaufanregend wirken wie seit Langem nichts mehr". Diesem Unterhaltungsanspruch schien sich auch der Soziologe Stefan Schulz verpflichtet zu fühlen und warf direkt seine Wortschöpfungen "Opakalypse" und "Omageddon" in die Runde. Ein paar Zahlen konnte der Autor des Buches "Die Alten-Republik" allerdings ebenfalls beisteuern: In den nächsten 13 Jahren gingen 18 Millionen Menschen in Rente, während nur 11 Millionen neue Erwerbstätige in den Arbeitsmarkt kämen. Die fehlenden sieben Millionen führten zu einer "Schieflage", die unsere Zukunft gefährde.

Die Gäste

  • Johannes Winkel, Bundesvorsitzender der Jungen Union
  • Vanessa Vu, Journalistin ("Zeit Online")
  • Stefan Schulz, Soziologe
  • Rainer Hank, Wirtschaftsjournalist

Setzt die Demografie die Demokratie schachmatt?

Schon im jetzigen Umlagesystem gebe es nur ein "Minipolster", so Schulz. "Manchmal ist es nur eine Woche zwischen 'Wir zahlen ein' – 'Die Rentner kriegen raus'." Daraus ergebe sich die Frage, wo künftig die volkswirtschaftliche Kraft herkommen solle, um die Renten der Babyboomer-Jahrgänge zu erwirtschaften. Der Soziologe benannte neben dem ökonomischen allerdings auch noch einen politischen Aspekt des Problems: "Wir haben demnächst Bundesländer, in denen gibt's mehr Wähler mit Pflegestufe als Wähler unter 30." Das betreffe speziell den Osten Deutschlands und führe dazu, dass "die Demografie die Demokratie schachmatt" zu setzen drohe, weil sich Wahlkämpfer überlegten, ob es überhaupt noch sinnvoll sei, junge Themen anzusprechen.

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Dafür erntete er zustimmendes Nicken bei Johannes Winkel. Der Bundesvorsitzende der Jungen Union monierte, die Politik habe den einst gültigen Generationenvertrag "einseitig zulasten der jungen Generation" aufgekündigt. Er verwies darauf, dass derzeit der mit Abstand größte Posten des Bundeshaushalts, mehr als 100 Milliarden Euro, in die Rente fließe – obwohl diese eigentlich nicht aus dem Bundeshaushalt bestritten werden sollte. Allein die Rente mit 63 schlage jedes Jahr mit rund zwölf Milliarden Euro zu Buche – die man stattdessen etwa in die Digitalisierung stecken könnte. "Wird Politik für alte Leute gemacht?", wandte sich Lanz an den JU-Mann. "Ja, natürlich", antwortete Winkel. "Mit 'Silver Surfern' legt man sich nicht an", fasste der Moderator zusammen.

Der Wettbewerb um junge Einwanderer

Dass der Generationenvertrag aufgekündigt worden sei, wollte wiederum Rainer Hank so nicht stehen lassen. Der Wirtschaftsjournalist, offenbar als eine Art Optimismus-Beauftragter eingeladen, sah keinen Grund für "Demografie-Panik". Zwar fand er ebenfalls, dass die Rente mit 63 "der allergrößte Blödsinn" sei: "Man kann doch nicht 50 Jahre lang nur Kreuzfahrtschiffsreisen machen." Er verwies aber darauf, dass die Lebensarbeitszeit sich in Deutschland insgesamt verlängert habe. Außerdem sei es ein Glück, "dass wir gesünder und glücklicher" geworden seien und die Lebenserwartung steige. Und auch wenn es nicht mehr die klassische Großfamilie gebe, kümmerten sich doch Großeltern weiterhin um ihre Enkel.

Um den Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsentwicklung und der daraus resultierenden Notwendigkeit von Zuwanderung in den Arbeitsmarkt zu erhellen, war die "Zeit"-Journalistin Vanessa Vu geladen. Die in Niederbayern geborene Tochter vietnamesischer Einwanderer verwies darauf, dass bereits heute 25 Prozent der Deutschen einen Migrationshintergrund hätten. Bei den unter 10-Jährigen seien es sogar 40 Prozent. Sie betonte, dass Deutschland im Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte aber "nicht mehr ganz vorne dran" sei, um "die Leute zu uns zu bringen".

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Eine Schlüsselfunktion bei der Integration von Einwandererkindern schrieb die Runde den Schulen zu. Stefan Schulz nannte das Bildungssystem "das primäre Integrationssystem in unserer Gesellschaft".

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Johannes Winkel bezeichnete die Sprache als "Eingangstür in die Gesellschaft". Während der JU-Politiker daraus allerdings den Schluss zog, es dürfe keine Schulen geben, an denen 95 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund hätten, setzte "Zeit"-Journalistin Vu einen anderen Akzent: Sie forderte, dass es Teil der Lehrerausbildung werden müsse, Deutsch nicht nur als Mutter-, sondern auch als Fremdsprache zu unterrichten.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Markus Lanz" vom 21. Dezember 2023
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