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Autor Gysi über Sahra Wagenknecht: "Wie sie Politik macht, macht mir Angst"


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"Klar, dass man das nicht mehr sagen darf"
Gysi sorgt bei Lanz für Rassismus-Eklat


Aktualisiert am 29.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Gregor Gysi (Die Linke) in der Bundespressekonferenz (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Gregor Gysi (Die Linke) in der Bundespressekonferenz (Archivbild). (Quelle: IMAGO/Jürgen Heinrich)
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Gregor Gysi rechnet damit, dass Sahra Wagenknecht eine eigene Partei gründen wird. Dann sorgt der Linke-Politiker plötzlich mit einem Wort für Aufregung.

Seit einiger Zeit wird spekuliert, dass Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht sich von der Partei abspalten und eine eigene politische Bewegung gründen wird. Auch Partei-Urgestein Gregor Gysi "befürchtet" das, erklärte er Donnerstagabend bei "Markus Lanz" – hofft aber, es ihr noch ausreden zu können.

Die Gäste:

  • Gregor Gysi, Politiker (Die Linke)
  • Deborah Feldman, Schriftstellerin
  • Manfred Lütz, Psychiater und Theologe

Gregor Gysi machte an diesem Abend keinen Hehl aus seiner Meinung zu einer möglichen Wagenknecht-Partei. "Ich halte Abspaltungen für falsch", so der Linke-Politiker. Eine große Erfolgschance sieht er auf Dauer nicht: "Man denkt, man baut etwas Eigenes auf, das nur auf die eigene Person zugeschnitten ist. In der Regel scheitert es".

Eine von Lanz zitierte Umfrage, nach der Wagenknecht "aus dem Stand 19, 20 Prozent der Stimmen" bekommen könnte, relativiert Gysi: "Sie wird, wenn sie wirklich diesen Weg geht, bei der Europawahl erfolgreich sein, vielleicht noch bei den Landtagswahlen im Osten. Aber nicht bei der Bundestagswahl".

"Bereit, für die Existenz meiner Partei zu kämpfen"

Dann nennt er die seiner Meinung nach große Schwäche seiner (Noch-)Parteikollegin: "Wenn sie etwas nicht kann, ist es organisieren". Dass Gysi um die Zukunft seiner eigenen Partei bangt, gibt er offen zu – auch, dass er Wagenknecht vom Gegenteil überzeugen möchte. "Ich versuche, es ihr auszureden. Ich weiß natürlich nicht, ob es mir gelingt. Wenn nicht, bin ich bereit, für die Existenz meiner Partei zu kämpfen", erklärt er.

Der 75-Jährige stellt aber auch klar: Den Fraktionsvorsitz der Linken würde er, trotz seiner Popularität in der Bevölkerung, nicht mehr übernehmen. Lanz’ Anmerkung, dass sich Wagenknecht nicht umstimmen lassen wird, kommentiert er wie folgt: "Das befürchte ich auch".

Wagenknecht-Partei "Sammelbecken der Unzufriedenen"

Die anderen Gesprächsteilnehmer stehen der Möglichkeit einer Wagenknecht-Partei durchaus positiv gegenüber – aus einem ganz bestimmten Grund. "Ich finde es von Vorteil, wenn im Sammelbecken der Unzufriedenen mehrere fischen", erklärt die Schriftstellerin Deborah Feldman etwa.

Die AfD habe "im Kampf gegen die Unzufriedenen" derzeit keine Konkurrenz, meint sie. Feldman räumt aber auch ein: "Dennoch halte ich Sahra Wagenknecht für nicht ungefährlich. Die Art und Weise, wie sie Politik macht, macht mir Angst."

Gysi: "Es ist alles so kleinkariert"

Der Psychiater und Theologe Manfred Lütz pflichtet ihr bei: "Ich bin ähnlich wie Frau Feldmann der Meinung, dass es gut wäre, wenn die Unzufriedenen noch eine andere Möglichkeit hätten". Dann führt er aus: Die Gefahr der AfD sei, dass sie "gegen Rechtsextreme, wenn überhaupt, ganz spät reagieren und versuchen, diese braune Sauce mitzunehmen". Sein Fazit: "Deswegen wäre mir eine andere Partei der Unzufriedenen lieber."

Anschließend steht das Erstarken der AfD auf dem Gesprächsprogramm. Geht es nach Gysi, liegt dies vor allem an den Fehlern der etablierten Parteien. "Sie reden immer nur darüber, was die AfD macht, wie sie es macht. Nicht über unsere Fehler, die ermöglicht haben, dass die AfD so stark wird", meint er – und spricht von der Notwendigkeit von Gesprächskreisen der anderen Parteien. Dann kritisiert er: "Es ist alles so kleinkariert".

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Lütz sieht indes die "Brandmauer", das kategorische Ausschließen von Gesprächen mit der AfD kritisch. Man müsse mit AfD-Leuten reden, dies umfasse sowohl Funktionäre als auch deren Wähler. "Wir haben ja Argumente. Aber der Eindruck entsteht, dass wir gar nicht mit denen reden. Jeder redet nur mit dem eigenen Stammtisch.“ Dies führe zum Erstarken der AfD.

Dann benutzt Gysi das N-Wort

Als im weiteren Verlauf des Gesprächs das Thema Religion diskutiert wurde, kam es zu einer kontroversen Situation: Gysi nutzte, vermeintlich ohne groß darüber nachzudenken, das "N-Wort", wie Lanz es formulierte. "Im Süden der USA, wo die Neger ja furchtbar behandelt wurden und auch heute noch nicht wirklich gleichberechtigt behandelt werden", begann Gysi einen Satz.

"Herr Gysi, Sie benutzen das Wort jetzt im historischen Kontext?", fragte Lanz nach – Gysi machte den Eindruck, als wäre ihm die Brisanz seiner Wortwahl nicht bewusst. "Es war gerade ein interessanter Moment: Sie haben gerade das N-Wort genutzt", legte Lanz nach. Gysi, scheinbar verwundert: "Ich habe nur von Schwarzen gesprochen".

Dann gab er an, nur den von ihm erwähnten Priester in seiner Wortwahl zitiert zu haben.

Das N-Wort gilt als rassistische und abwertende Bezeichnung für Schwarze. Im 18. Jahrhundert bürgerte es sich im Kontext von Sklaverei und Kolonialismus auch in der Umgangssprache ein. Unmarkiert, also ohne entsprechende Einordnung, ist es schon lange nicht im Sprachgebrauch akzeptiert.

"Es ist klar, dass man dieses Wort nicht mehr sagen darf", analysierte auch der Psychiater Manfred Lütz. Gysi betonte daraufhin einmal mehr, ein Zitat verwendet zu haben und meinte: "Ich bin sehr dafür, dass wir die Sprache ändern".

Verwendete Quellen
  • ZDF: "Sendung Lanz vom 28. September 2023"
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