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US-Wahl 2024: Könnten die Demokraten Joe Biden ersetzen?


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Zweifel an Gesundheit des Präsidenten
Was, wenn Biden doch nicht antritt?


15.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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US-Präsident Joe Biden vor Kurzem im Weißen Haus: Auch unter Demokraten wachsen die Zweifel an seinem Gesundheitszustand. (Quelle: Michael Reynolds /imago-images-bilder)

Joe Biden sieht wie der sichere Präsidentschaftskandidat der Demokraten aus. Doch die Stimmen, die ihn ersetzen wollen, werden lauter. Aber ginge das überhaupt?

Joe Biden ist angeschlagen. Da sind zum einen die Umfragen: Seine Beliebtheitswerte sind so schlecht wie die von Donald Trump vor der vergangenen Präsidentschaftswahl: Nur etwas mehr als ein Drittel der US-Amerikaner befürwortet Bidens Präsidentschaft. Und die US-Meinungsforschungsinstitute bescheinigen Trump derzeit einen Vorsprung in der Gunst der Wähler.

Zum anderen sind da die Zweifel um Bidens Gesundheit, besonders um seine geistigen Fähigkeiten. Vergangene Woche bescheinigte ihm ein Bericht eines Sonderermittlers zu Bidens Geheimdokumentenaffäre ein "schlechtes Gedächtnis", das Erinnerungsvermögen des 81-Jährigen sei "signifikant eingeschränkt". Biden fiel zuletzt wiederholt mit sprachlichen Aussetzern auf, vergangene Woche verwechselte er etwa Angela Merkel und Helmut Kohl. Konkurrent Trump, mit 77 Jahren selbst kein Jungspund, stürzt sich dankbar auf jeden Lapsus.

Video | Nato oder Ukraine? Biden patzt bei Rede erneut
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Quelle: t-online

Ist Biden noch fit genug für das Weiße Haus? Immer mehr US-Amerikaner bezweifeln dies, auch unter Anhängern der demokratischen Partei wachsen die Zweifel. Und die Stimmen, die Bidens Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf fordern, werden lauter. Doch könnten die Demokraten Biden überhaupt ersetzen, wenn sie wollten?

Keine Konkurrenz in den Vorwahlen

Tatsächlich wäre das gar nicht so einfach. Da sind zum einen die Vorwahlen, in denen die Anhänger der Demokraten ihren Präsidentschaftsbewerber küren. Derzeit sieht Biden wie der sichere Sieger aus, auch wenn erst drei der 50 Bundesstaaten ihre Vorwahl abgehalten haben. In South Carolina gewann er 96 Prozent der Stimmen, in Nevada rund 89 Prozent.

In New Hampshire, wo die Bundespartei aufgrund von Terminstreitigkeiten mit dem örtlichen Ableger der Demokraten die Vorwahl für nichtig erklärt hatte, gewann Biden sogar, ohne auf dem Stimmzettel zu stehen: 79.455 Wählerinnen und Wähler trugen seinen Namen auf ihren Zetteln ein, das entsprach 63,9 Prozent der Stimmen.

Bidens gute Ergebnisse rühren vor allem daher, dass er keine ernst zu nehmenden Herausforderer hat. Neben ihm bewirbt sich nur Dean Philipps, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, um die demokratische Präsidentschaftskandidatur. Die Autorin Marianne Williamson, die schon 2020 erfolglos kandidierte, hat sich mittlerweile zurückgezogen.

Andere namhafte Demokraten, etwa Bidens Verkehrsminister Pete Buttigieg oder Vizepräsidentin Kamala Harris, treten gar nicht erst an. Harris war lange eine Hoffnungsträgerin der Demokraten, doch die 59-Jährige ist bei den US-Amerikanern ähnlich unbeliebt wie Biden selbst. Auch die ehemalige First Lady Michelle Obama, unter demokratischen Wählern sehr beliebt, hat eine Kandidatur mehrfach ausgeschlossen.

Biden wäre Konkurrenten im Wahlkampf Monate voraus

Theoretisch wäre es zwar denkbar, dass doch noch ein ernst zu nehmender Konkurrent ins Vorwahlrennen einsteigt und Biden so die Nominierung des demokratischen Parteitags streitig machen könnte. Doch davon gehen Beobachter derzeit nicht aus. "Niemand will die Person sein, die die Partei gespalten und Donald Trump zur Wahl geholfen hat", sagte etwa der US-amerikanische Politikwissenschaftler Casey Dominguez der "New York Times".

Jetzt noch eine Präsidentschaftskampagne aufzustellen, wäre ohnehin risikoreich: Die Wahlkämpfe sind immens teuer. Biden hat bereits 97 Millionen US-Dollar für sich gesammelt. Biden hätte gegenüber neuen Bewerben einen großen organisatorischen Vorsprung, er bereitet seine Kandidatur seit Monaten vor. Experten rechnen deshalb damit, dass aufstrebende Demokraten erst zur nächsten Wahl 2028 ihre Hüte in den Ring werfen werden, wenn sie bessere Chancen für sich sehen.

Dazu kommt, dass in den meisten Bundesstaaten die Anmeldefrist zur Vorwahl bereits verstrichen ist. Selbst wenn also noch ein Bewerber ins Rennen einsteigen würde, wäre ein Sieg alleine schon rechnerisch unwahrscheinlich. Es bräuchte etwa mehrere erfolgreiche "Write-in"-Aufrufe, also zahlreiche Wähler, die einen eigenen Vorschlag auf dem Stimmzettel machen, wie bei Biden in New Hampshire geschehen. Oder aber, in Staaten ohne "Write-in"-Möglichkeit, müssten viele Wähler strategisch für Philipps stimmen, um Biden zu schwächen.

Was, wenn Biden selbst sich zurückzieht?

Doch solche Überlegungen sind derzeit mehr mathematische Spielerei als realistische Szenarien – und sie könnten sich ohnehin schon bald in Luft aufgelöst haben: Bereits Mitte März, kurz nach dem "Super-Tuesday", bei dem ein Gros der bevölkerungsreichsten Staaten seine Vorwahlen abhält, könnte Biden die Mehrheit der demokratischen Parteitagsdelegierten für sich gewonnen haben.

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Sollte Biden jedoch selbst seinen Rücktritt erklären, sähe die Lage anders aus: Dann wäre es denkbar, dass die von Biden gewonnen Delegierten auf dem Parteitag für einen anderen Kandidaten stimmen. Rechtlich sind diese nicht gebunden, für ihren Kandidaten zu stimmen, auch wenn sie sich normalerweise an die Vorwahlergebnisse halten. Doch auch das ist derzeit nur eine Spekulation. Es gibt in der US-Geschichte keinen Präzedenzfall, an dem sich die Demokraten orientieren könnten.

Derzeit sieht es danach aus, dass die Demokraten Biden im August zu ihrem offiziellen Kandidaten küren. Bidens Wahlkampf-Team hat die Zeichen der Zeit längst erkannt: Sie setzten in den vergangenen Wochen oft auf vorab gedrehte Videos. In diesen wirkt Biden wacher und agiler als bei seinen jüngeren öffentlichen Auftritten. Die Videos wecken Erinnerungen an seine Zeit als US-Senator: Damals galt Biden als schlagfertiger und gewiefter Rhetoriker. Qualitäten, die er jetzt umso mehr gebrauchen könnte.

Verwendete Quellen
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