t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandUSAUS-Wahl 2024

Donald Trump im Betrugsprozess: Wie er seine Anklagen zu Geld macht


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Betrugsverfahren gegen Trump
Ein Imperium zerbröckelt, ein anderes entsteht


Aktualisiert am 07.11.2023Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump: Ihm droht eine Strafe von 250 Millionen US-Dollar. (Quelle: Glomex)

Trumps Image als erfolgreicher Geschäftsmann zerfällt immer mehr. Doch geschickt schlägt er sogar daraus wieder Profit – wirtschaftlich und politisch.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Der berühmte Trump Tower in New York, Trumps Hotels in Chicago, Las Vegas und Washington sowie seine zahlreichen Golfklubs im ganzen Land und sein Wohnsitz, der Club Mar-a-Lago, sollen alle deutlich weniger wert gewesen sein, als Trump einst angegeben hat.

Es handelt sich um eine Liste mutmaßlicher Betrugsfälle im Zusammenhang mit mehr als 20 Immobilien, die die Generalstaatsanwältin von New York, Letitia James, in den vergangenen Monaten zusammengetragen hat. Trump soll sich demnach mit dreist gefälschten Angaben unter anderem günstige Kredite von der Deutschen Bank erschlichen haben.

Am Montag wurde diese Liste mit Donald Trump als geladenem Zeugen vor Gericht in New York über mehr als drei Stunden hinweg abgearbeitet. Das Ergebnis war ernüchternd: Trump beantwortete die Fragen kaum, stattdessen schwang er Wahlkampfreden, erklärte sich für nicht schuldig im Sinne der Anklage. Er nutzte seinen Auftritt, um die Staatsanwältin und den Richter zu attackieren und vor allem, um weitere wichtige Punkte gegen US-Präsident Joe Biden zu sammeln. Zuletzt lag Trump laut Umfragen der "New York Times" und des TV-Senders CBS in fünf entscheidenden Bundesstaaten vor Biden.

Alle Aufmerksamkeit für Trump

Ein Jahr vor den nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA ist es eine Tatsache, dass nicht der amtierende, sondern der ehemalige Präsident die Schlagzeilen im Land bestimmt. Obwohl dies eine immer gleiche Dynamik ist, scheint sich ihr niemand entziehen zu können. Immerhin steht mit Trump nicht nur ein Ex-Präsident vor Gericht, sondern auch der mögliche nächste Amtsinhaber. Den Fall einfach zu ignorieren, das geht also nicht. Aber die Intensität der Berichterstattung bleibt rekordverdächtig.

Ein Heer von Reportern strömte ins New Yorker Gericht, begleitet von einer stundenlangen Live-Berichterstattung in den großen Fernsehkanälen – stets unterbrochen von Werbung –, um das Thema am Laufen zu halten. Hinzu kommen Trumps eigene Wahlkampf- und Social-Media-Aktivitäten, mit denen seine Anhänger rund um die Uhr gefüttert werden.

Zum Vergleich: US-Präsident Joe Biden sprach heute in New Castle County, im Bundesstaat Delaware, vor Eisenbahnarbeitern über sein Wirtschafts- und Investitionsprogramm, die sogenannten Bidenomics. Es blieb eine kleine Randnotiz. Ein Termin, zu dem das Weiße Haus die Presse eigentlich zahlreich eingeladen hatte. Zu lesen und zu hören ist davon aber so gut wie nichts. Dabei kündigte Biden an, dass er 16 Milliarden Dollar in die Verbesserung des nordöstlichen Eisenbahnkorridors investieren werde. Das sei die größte Investition in diese Strecke, seit die Gleise einst im Jahr 1850 verlegt wurden.

Politischer Zirkus statt sachliche Verhandlung

Als Trump am Nachmittag schließlich das Gericht verließ, nutzte er die Gelegenheit für ein politisches Statement: "Menschen auf der ganzen Welt sterben", zielte er auf die Kriege in Israel und der Ukraine ab, "und dieses Land könnte das beenden". Stattdessen werde Zeit und Geld für dieses Verfahren gegen ihn verschwendet.

Auch seine Anwältin Alina Habba impfte die Medien konsequent mit politischen Attacken und ging in keiner Weise auf die tatsächlichen Vorwürfe gegen ihren Mandanten ein. In Richtung der von Trump verhassten demokratischen Staatsanwältin Letitia James sagte sie: "Sie behaupten, Zahlen würden nicht lügen. Ich habe eine Botschaft für Sie, Miss James, Zahlen logen auch nicht bei ihrer Kandidatur als Gouverneurin. Darum haben Sie die auch zurückgezogen. Und Zahlen werden auch nicht lügen, wenn Präsident Trump im Jahr 2024 bei den Präsidentschaftswahlen antreten wird."

Raunend schob sie hinterher: "Sei wachsam, Amerika! Denn was wird Ihnen passieren, wenn Sie vor Gericht gezogen werden und Sie keine Anwältin mit einem Mikrofon haben." Aggressiv und rhetorisch gewieft trägt Alina Habba hier eine Erzählung Trumps vor, die besagt: Sie klagen zwar mich an, aber sie sind in Wahrheit hinter euch her. Ich opfere mich für euch, um euch vor ihnen zu schützen.

Trumps bewährte Strategie, um an Geld zu kommen

Geschickt arbeiten Trump und seine Anwälte so mit dem Wahlkampfteam zusammen. Sein Gerichtstermin in New York wird umrahmt von E-Mails, in denen er seine Anhänger massenhaft zu Spenden aufruft.

In einer Erklärung heißt es im Namen von Trump: "Wir sind Zeugen davon, wie die regierende Partei das Rechtssystem als Waffe missbraucht, um ihren Hauptgegner mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu vernichten – sei es durch die Streichung meines Namens vom Stimmzettel, durch finanziellen Ruin oder sogar durch eine Inhaftierung. So entstehen Diktaturen." In einer späteren E-Mail war zu lesen: "Das Schicksal unseres Landes steht im Jahr 2024 auf dem Spiel. Entweder wir gewinnen oder wir verlieren unsere glorreiche Nation für immer."

Das milliardenschwere Trump-Imperium mag inzwischen deutlich weniger imposant erscheinen als von Trump angegeben. Sein Spendenaufkommen für das Wahlkampfjahr 2024 wächst jedoch immer weiter an. Im dritten Quartal hat Trumps Kampagne laut seinem Wahlkampfsprecher Steven Cheung 45,5 Millionen US-Dollar eingesammelt. Vieles davon sind Kleinspenden seiner Millionen Anhänger.

Die zahlreichen Anklagen dienen dabei als willkommener Anlass, um Trump erneut gegen ein vermeintlich korruptes System zu unterstützen. Der sprunghafte Anstieg seines Spendenaufkommens wird in den USA bereits als "Indictment Boost", also als Anklage-Schub beschrieben.

Das Schein-Imperium von Donald Trump wird immer größer. Egal, was ihm im realen Leben widerfährt. Selbst wenn er im schlimmsten Fall Hunderte Millionen Dollar Strafe zahlen müsste und seine Geschäftslizenz für New York verlieren würde, könnte seine Präsidentschaftskandidatur selbst ein Schuldspruch nicht verhindern.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • ag.ny.gov: Background on Trump Organization Properties and Fraudulent Schemes (Englisch)
  • ap.news: "Trump lashes out from the witness stand at judge, NY attorney general as he testifies in fraud trial" (Englisch)
  • nytimes.com: "Trump Indictments Haven’t Sunk His Campaign, but a Conviction Might" (Englisch)
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website