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US-Wahlen 2020 – Donald Trump und Joe Biden im TV-Duell: "Der Totalschaden"


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TV-Duell Trump gegen Biden
Der Totalschaden

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold

Aktualisiert am 30.09.2020Lesedauer: 3 Min.
Donald Trump beim TV-Duell: Stören, Pöbeln, Provozieren.Vergrößern des Bildes
Donald Trump beim TV-Duell: Stören, Pöbeln, Provozieren. (Quelle: Julio Cortez/ap)

Es war ein Debakel statt einer Debatte: Das TV-Duell mit Joe Biden zeigt, was Donald Trump anrichten kann. Einem düsteren Ziel ist er mit dem Skandalauftritt sogar näher gekommen.

Nein, eines war die sogenannte TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden ganz gewiss nicht: eine Debatte. Sie war kein Streitgespräch, denn dafür müsste man ja miteinander sprechen.

Sie war ein einziges Stören, Pöbeln und Provozieren. Die Veranstaltung entsetzte die Kommentatoren auf CNN ("eine Schande"), sie schmerzte Zuschauer. Sie war ein Konjunkturprogramm für Politikverdrossenheit.

Das 90-minütige TV-Duell an der Case Western University in Cleveland, Ohio, zeigte das Wesen der Präsidentschaft Donald Trumps wie unter einem Brennglas. Trump kannte auf der Bühne keinen Anstand und keine Regeln, keinen Plan und kein Niveau. Das TV-Duell verdeutlichte somit, was das Publikum so anwidert an der US-Politik im Zeitalter Trumps.

Trump war einfach Trump

Joe Biden, der sich als Kontrast zu Trump präsentieren wollte, verlor rasch die Geduld: "Hältst du mal die Klappe, Mann?", schnauzte er Trump nach einem von dessen Störmanövern an. Später nannte er den Präsidenten noch einen "Clown" und begann nun auch dazwischenzuquatschen.

Der Moderator Chris Wallace, eigentlich einer der besten politischen Interviewer des Landes, wurde von Trumps Bulldozer-Taktik plattgewalzt. Er brauchte gut 50 Minuten, um einmal zu sagen, was ist: Dass Trump sich unbotmäßig verhielt und eben nicht beide Kandidaten gleich viel zum Scheitern der Debatte beitrugen, sondern Trump das Ganze sabotierte.

Ein unkontrollierbarer Präsident

Der Präsident zog Biden auf sein Niveau herab und beschädigte Wallace. Trump konnte wieder einmal alle überrumpeln, weil er einfach Trump war:

  • Die Debatten-Regeln, auf die sich der Kandidat eigentlich verpflichtet hatte, missachtete er von Anfang bis Ende. So, wie er auch im Regierungsalltag meint, für ihn würden die üblichen Regeln nicht gelten.
  • Er war unkontrollierbar, so wie er sich auch im Weißen Haus jeglicher Kontrollinstanzen entledigt hat.
  • Er lenkte ab, zielte unter die Gürtellinie und log, bis sich die Balken bogen. So, wie er es auch sonst täglich tut.

Es war also nichts überraschend an Trumps Auftritt. Seine Fans lieben ihn dafür und werden ihn deshalb auch für diese zweifelhafte Darbietung feiern.

Die perfekte Metapher für die Ära Trump

Das TV-Duell in Cleveland war erschöpfend und aufreibend und blieb ohne Ergebnis. Für einen beträchtlichen Teil der Amerikaner wirken nicht nur die anderthalb Stunden so, sondern die gesamte Präsidentschaft Trumps – mit nicht enden wollenden Attacken, permanentem Chaos und rasendem Stillstand. Der deprimierende Abend geriet somit zur perfekt-traurigen Metapher für die Ära Trump.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über den Wahlkampf, seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Die beunruhigende Nachricht ist, dass Trump mit diesem Auftritt einem Ziel näher gekommen ist. Nicht etwa, neue Wähler zu gewinnen. Dafür hätte er den wenigen Unentschlossenen, die zuschauten, etwas anbieten müssen. Die Mühe macht er sich nicht, obwohl er in den Umfragen hinten liegt, so wie er auch sonst nur auf seine Wählerbasis schaut.

Zweifel an der Demokratie

Nein, Trump hat auch diesen Auftritt genutzt, um weitere Zweifel am Ablauf der Wahl und an der US-Demokratie im Ganzen zu säen. Er tat dies indirekt, aber unübersehbar, weil dieser Totalschaden einer Debatte die Politikverdrossenheit befördert.

Und er tat dies ganz konkret, indem er sich weigerte zu versprechen, dass er eine Wahlniederlage anerkennen und einen friedlichen Machtwechsel ermöglichen werde. Er verbreitete stattdessen weiter falsche Angaben über die Briefwahl und unkte, dass die "Wahl nicht gut enden" werde.

Das zeigt, dass die Trump-Show noch größere Opfer fordern könnte: nicht nur die Institution der altehrwürdigen TV-Debatte, sondern auch die einer funktionierenden Demokratie.

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