Washington Der Kind-Präsident und seine Aufpasser
Ausgerechnet auf drei Generälen ruht die Hoffnung, dass Donald Trump keine Dummheiten anstellt. Keine dankbare Aufgabe, einer von ihnen hat dem Präsidenten gerade die Reife eines Dreijährigen bescheinigt. Aber was haben die Drei politisch im Sinn?
Eigentlich wollte Rex Tillerson gar nicht Außenminister werden. Aber seine Frau, die Patriotin, wollte es, hat er erzählt, und tat ihm damit keinen Gefallen. Wie es aussieht, wird er bald entlassen; der Präsident dringt darauf.
Niemand wird ihn vermissen, denn das große, stolze Ministerium ist nur noch ein Torso. Tillerson hat sich nicht gegen drastische Kürzungen am Etat gewehrt, die Diplomaten sind in Scharen geflohen und deshalb sind wichtige Posten unbesetzt. Der Minister, der einmal Vorstandsvorsitzender von ExxonMobil gewesen ist, wirkt lustlos und ehrgeizlos. Was bleibt von ihm? Ein Fluch. Tillerson nannte seinen Präsidenten einen Schwachkopf. Der hat das nicht vergessen.
Damit fiel Tillerson als einer der "Erwachsenen" aus, die Donald Trump wie ein Kind vor den größten Dummheiten bewahren sollen. Das ist schade, denn davon kann es gar nicht genug geben.
"Die Erwachsenen" nennen die großen Zeitungen in Amerika die Leute im Weißen Haus und in der Regierung, von denen sie sich mäßigenden Einfluss auf den Präsidenten erhoffen. Auf Tillerson hatten sie gesetzt. War aber nichts. So fällt die undankbare Aufgabe drei Generälen zu, mit denen sich der Präsident umgibt. Sie sind für Stabilität in dem Irrsinn zuständig, der Trumps Lebenselixier ist. Sie sollen das Schlimmste verhüten und dem Präsidenten dem Anschein von Seriosität schenken. Und wir? Wir hoffen auch auf die "Erwachsenen" im Weißen Haus.
Das ist schon komisch: Wir vertrauen auf Generäle im Zentrum der Weltmacht, die wenig politische Erfahrung haben. Sie sind keine Insider, sie kommen von außen, aus der militärischen Welt. In Washington sind sie Anfänger wie der Präsident und dennoch trauen wir ihnen zu, das Unmögliche zu tun – The Donald zu zügeln?
Was sie vom Präsidenten halten, hat General H.R. McMaster (so nennt er sich, militärisch sparsam) gerade privat gesagt, was aber so schön war, das es jemand ausplauderte, der dabei war: Trump habe die geistige Reife eines Dreijährigen. McMaster muss es wissen, er ist der Nationale Sicherheitsberater und sieht seinen Chef jeden Tag.
Dreijährige kann man auf den Arm nehmen und beruhigend auf sie einreden, wenn sie außer Rand und Band sind. Aber was macht man mit einem Präsidenten, der herumtobt und lügt und beleidigt und rachsüchtig ist – ein Angeber, der sich auch noch für maßlos intelligent ausgibt und die Fake News seines Haussenders Fox für Wahrheit hält?
Man zieht eine Grenze, man unterscheidet zwischen harmlosem Schwachsinn und gefährlichem Schwachsinn. Was bleibt den Generälen sonst übrig?
Harmlos ist es, weltpolitisch gesehen, wenn Trump ein Video der obskuren Gruppe "Britain First", in dem Muslime als Mörder und Folterer dargestellt werden, für wahr hält und auf Twitter verbreitet. "Britain First" ist eine rechtsradikale Kleinorganisation, die sich über die prominente Aufmerksamkeit diebisch freute. Das Video war frisiert, weshalb sogar die britische Premierministerin ihre Pressesprecherin sagen ließ, sie wundere sich über so viel Beachtung für Schwachsinn drüben in Amerika. Worauf sich Trump, das unreife Kleinkind, heftig über Theresa May aufregte. Hat der Mann nichts Wichtigeres zutun?
Gefährlich wird es, wenn es um die Nato, den Nahen Osten, Nordkorea und die Rolle Amerikas in der Welt geht. Ein Nationaler Sicherheitsberater muss dabei beachten, wer auf den Präsidenten außer ihm Einfluss ausübt. Zum Beispiel Jared Kushner, der Schwiegersohn, den sie "Mini-Zar" nennen: Er soll den Nahen Osten befrieden, was ja schon mal eine Sisyphusaufgabe ist, aber er tritt auch noch in Sondermissionen in China oder Mexiko auf. Für McMasters muss das ein Gräuel sein, weil Kushner unkontrollierbaren Sonderzugang zum Präsidenten hat. Damit relativiert er die Zuständigkeit des Nationalen Sicherheitsberaters, die eigentlich ziemlich umfassend ist.
Der zweite Erwachsene in Trumps Umgebung ist General John Kelly. Er ist Stabschef, er regelt die Binnenkommunikation im Weißen Haus. Er sorgt für Ordnung und geregelte bürokratische Abläufe.
Kelly ist seit Juli 2017 dabei, er kam für Reince Priebus, unter dem fröhliches Durcheinander geherrscht hatte. Jeder durfte ins Oval Office spazieren, jeder, der wollte, konnte mit Trump über Footballl plauschen oder Wünsche bei ihm vorbringen. Damit ist es jetzt vorbei. Der größte Triumph für Kelly war die Entfernung von Steve Bannon aus dem inneren Kreis. Bannon ist Trumps Mephisto, er träumt davon, das ganze etablierte System Washingtons in die Luft zu sprengen. Er versucht das jetzt von außen, als Chef von "Breitbart", einer Meinungs- und Nachrichtenwebsite, die auch so eine Maschine zur Verbreitung wilder Nachrichten und wüster Gerüchte ist.
Kelly und Mc Masters sind die Erwachsenen im Weißen Haus. Der dritte im Bunde ist James Mattis, der Verteidigungsminister. Er ist beliebt, führt das riesige Pentagon mit eiserner Hand, was auch nötig ist, und hat sogar Rückhalt im Kongress.
Die Drei kennen sich seit langem. Mattis war Chef des Central Command in Florida, das für die Kriege in Afghanistan und im Irak zuständig war. McMasters und Kelly waren seine Kommandeure in den Kriegen. Alle drei schätzen sich und können sich aufeinander verlassen. Sie haben vereinbart, das immer einer von ihnen in Washington bleibt, wenn die anderen mit dem Präsidenten reisen müssen.
Was sie sollen, ist klar: den Präsidenten beruhigen, wenn es gefährlich wird. Aber was wollen die Drei außerdem erreichen? Auch wenn sie keine Washingtoner Insider sind, sind sie doch keine unpolitischen Generäle. Ihnen liegt zweierlei am Herzen: die Interessen der Streitkräfte, aus denen sie kommen, und die Rolle Amerikas als Weltmacht, die sie nicht preisgeben möchten.
Zu Generälen stiegen sie in der Zeit nach 9/11 auf. Die beiden Kriege haben sie geprägt; Kellys Sohn Robert starb 2010 in Afghanistan. Es waren damals Zivilisten der Regierung Bush, die diese Kriege unbedingt führen wollten und als sich die beiden Länder nicht umstandslos in Demokratien verwandelten, zogen dieselben Zivilisten die amerikanischen Truppen ab.
Ob die Generäle und Kommandeure wollten oder nicht, sie mussten beide Kriege führen. Was den Dreien aber widerstrebt, war der der Rückzug, der da wie dort ein Vakuum zurückließ, das der IS und die Taliban füllten, so dass Amerika seinen Ruf als Weltmacht schmälerte, wenn nicht verspielte.
So ist nur konsequent, dass die drei Generäle den Präsidenten, der die Zahl der Soldaten in Afghanistan verkleinern wollte, dazu überredeten, noch mehr Soldaten dort hinzuschicken, um wenigstens für ein Minimum an Sicherheit vor den Taliban zu schaffen. Auch der Luftschlag auf die IS-Stellungen in Syrien kam zumindest mit dem Einverständnis der Drei zustande, wenn nicht auf ihren Vorschlag.
Ja, so ist das mit Erwachsenen. Sie verhüten manches, aber sie verfolgen auch eigene Interessen. Ungefährlich ist das nicht. Und deshalb bleibt es seltsam, dass ausgerechnet drei Generäle so viel Einfluss auf den Präsidenten haben.