"Sehr besorgniserregend" Pentagon: China beschleunigt Ausbau von Atomwaffen
Die US-Regierung hat China zum wichtigsten Sicherheitsproblem erklärt – auch wegen der Spannungen mit Taiwan. Ein Pentagon-Bericht macht nun deutlich: Peking rüstet schneller auf als erwartet.
China rüstet sein Atomarsenal einem Pentagon-Bericht zufolge schneller auf als erwartet. Die Volksrepublik könnte bis 2030 über mehr als 1.000 atomare Sprengköpfe verfügen, heißt es in dem am Mittwoch vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Bericht. Im vergangenen Jahr war das Pentagon noch von einer möglichen Steigerung auf 400 Sprengköpfe bis 2030 ausgegangen.
Die Regierung in Peking "investiert in die Anzahl ihrer land-, see- und luftgestützten nuklearen Trägersysteme und baut die notwendige Infrastruktur, um diese bedeutende Erweiterung ihrer Nuklearstreitkräfte zu unterstützen", heißt es in dem Bericht. Diese Entwicklung "ist für uns sehr besorgniserregend", sagte ein Pentagon-Vertreter. Es stelle sich die Frage nach Chinas "Absichten".
Spannungen zwischen China und Taiwan
Die US-Regierung hat China zum wichtigsten Sicherheitsproblem erklärt. Peking rüstet seit einiger Zeit massiv auf und schließt zunehmend zur bislang konkurrenzlosen militärischen Macht der USA auf. Die Rivalität verstärkt die Furcht vor einer möglichen Konfrontation der beiden Länder insbesondere in Bezug auf Taiwan.
Die Spannungen zwischen China und Taiwan haben in den vergangenen Jahren wieder zugenommen. Peking sieht Taiwan als abtrünnige Provinz an, die notfalls auch mit militärischer Gewalt wieder mit dem Festland vereinigt werden soll. Die USA haben der Regierung in Taipeh auch militärische Unterstützung zugesichert.
Dem Bericht des Pentagons zufolge zielt Chinas rasche militärische Modernisierung darauf ab, bis zum Jahr 2027 die Fähigkeit zu erlangen, jeglichen Widerstand gegen eine Rückeroberung Taiwans zu überwinden – sei es durch Druck und Abschreckung oder militärische Gewalt.
Das sind die Spitzenreiter bei den Atomwaffen
Auch die USA hatten im vergangenen Monat erstmals seit Jahren die Zahl ihrer Atomsprengköpfe veröffentlicht. Nach Angaben des US-Außenministeriums gab es am 30. September 2020 einen Bestand von 3.750 Atomsprengköpfen - 55 weniger als im Jahr zuvor. Seit 1994 haben die USA diesen Angaben zufolge 11 683 Atomsprengköpfe abgebaut.
Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri schätzte die Zahl der Atomsprengköpfe Chinas in einer Mitteilung vom Juni auf 350. Spitzenreiter in der Sipri-Liste war Russland mit 6.255 Sprengköpfen.
Hinter Russland, den USA und China lagen in der Sipri-Schätzung Frankreich (290), Großbritannien (225), Pakistan (165), Indien (156) und Israel (90). Im Fall von Nordkorea schätzt Sipri auf Basis des produzierten spaltbaren Materials, dass das Land 40 bis 50 Atomsprengköpfe bauen oder gebaut haben könnte.
- Nachrichtenagenturen dpa und afp