"Saakaschwili wird langsam getötet" Selenskyj sorgt sich um Georgiens Ex-Präsident
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sorgt sich um das Leben von Michail Saakaschwili, dem ehemaligen Präsidenten Georgiens. Er spricht von einer De-facto-Hinrichtung.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fürchtet um das Leben des früheren georgischen Staatschefs Michail Saakaschwili, der in seiner Heimat inhaftiert ist und dort nach eigenen Angaben schwere gesundheitliche Probleme hat. Saakaschwili, der auch die ukrainische Staatsbürgerschaft hat, werde "dort langsam getötet", behauptete Selenskyj am Mittwochabend im Kurznachrichtendienst Twitter. "Die konkrete Tatsache, dass wir noch immer gegen einen solchen Versuch der de facto öffentlichen Hinrichtung einer Person im Europa des 21. Jahrhunderts zu kämpfen haben, ist eine Schande!" Selenskyj forderte die Freilassung des 55-Jährigen.
Saakaschwili, der viel Gewicht verloren hat, war zuvor zu einer Gerichtsverhandlung per Video aus dem Krankenhaus zugeschaltet worden. Selenskyj veröffentlichte Aufnahmen aus der Befragung. Sie zeigen Saakaschwili mit Bart und magerem Körper.
Der georgische Politiker hatte 2013 die Wahl in Georgien verloren, verließ das Land und wurde in Abwesenheit wegen Machtmissbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er kehrte trotz Haftbefehls 2021 nach Georgien zurück und wurde festgenommen. Selenskyj hatte die Inhaftierung immer wieder kritisiert.
Saakaschwili behauptete, dass er gefoltert werde und vergiftet worden sei. Er bat um Behandlung. Es gab keine Bestätigung der Behörden, dass sein Zustand lebensbedrohlich ist oder die Vorwürfe wahr sind. Im Dezember hatten Justizbehörden bereits solche Vorwürfe zurückgewiesen.
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Saakaschwili sagte mit Blick auf den Krieg in der Ukraine: "Ich bin absolut von unserem Sieg überzeugt. Aber wenn ich nicht bis zu dem sehr nahen Sieg überlebe, dann soll mein Herz in Kiew begraben werden. Es gehört der Ukraine."
Selenskyj warf dem ebenfalls in die EU strebenden Georgien vor, sich in Kriegszeiten nicht klar genug an die Seite der Ukraine zu stellen. Das Land, das unter Saakaschwili massiv von den USA unterstützt worden war, verlor 2008 einen kurzen Krieg gegen Russland und dabei auch die Kontrolle über seine abtrünnigen Gebiete Abchasien und Südossetien. Das Land trägt zum Ärger Selenskyjs etwa die Sanktionen des Westens gegen Moskau nicht mit.
Machtkampf in Georgien
Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident der an Russland grenzenden ehemaligen Sowjetrepublik. Er setzte prowestliche Reformen durch. Nach seiner Abwahl wurde er in Abwesenheit wegen Korruption und Anstiftung zur Körperverletzung zu mehreren Haftstrafen verurteilt. Zwischen ihm und dem ehemaligen Premierminister Bidsina Iwanischwili herrscht ein Machtkampf. Der Geschäftsmann hat zwar kein Amt mehr inne, hat aber noch einen großen Einfluss auf die Politik.
- Nachrichtenagentur dpa
- faz.net: "Ist Saakaschwili im Gefängnis in Lebensgefahr?"