Tote und Verletzte in Afghanistan IS bekennt sich zu Anschlag auf Sikh-Tempel in Kabul
Bei einem Attentat in der afghanischen Hauptstadt wurden mindestens zwei Menschen getötet. Nun hat der IS die Tat für sich reklamiert – die Terrormiliz führt einen blutigen Kampf gegen die regierenden Taliban.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Anschlag auf einen Sikh-Tempel in der afghanischen Hauptstadt Kabul bekannt. Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums stürmten mit Handgranaten und Gewehren bewaffnete Männer den Tempel am Samstagmorgen während der Gebetsstunde und zündeten mindestens eine Granate. Mindestens ein Besucher wurde demnach im Zuge des Anschlags getötet, sieben wurden verletzt.
Der Angriff sei die Rache für herabwürdigende Kommentare, die ein indischer Politiker über den Propheten Mohammed geäußert habe, teilte der IS auf seinem Telegram-Kanal mit. Die militant-islamistische Gruppe bezog sich dabei vermutlich auf eine umstrittene Äußerung einer Sprecherin der hindu-nationalistischen Partei BJP von Indiens Premierminister Narendra Modi Anfang Juni, die Unruhen in mehreren mehrheitlich muslimischen Ländern ausgelöst hatten.
Taliban riegelten das Viertel ab
Laut afghanischem Innenministerium detonierte nur Minuten nach dem Angriff nahe dem Sikh-Tempel eine Autobombe, Menschen seien dadurch aber nicht zu Schaden gekommen. Taliban-Mitglieder töteten demnach zwei der Angreifer, auch ein Taliban-Kämpfer wurde bei dem Angriff getötet.
Im Internet veröffentlichte Videos zeigten die zerstörte Gebetshalle des Kabuler Tempels. Auch ein benachbartes Gebäude wies laut einem AFP-Reporter Brandspuren auf. Durch die Wucht der Autobombenexplosion gingen Fensterscheiben zu Bruch, die Straßen waren mit Scherben übersät. Einsatzkräfte der Taliban riegelten das gesamte Viertel ab. Andere Sikh-Tempel in Kabul wurden sicherheitshalber geschlossen.
Die meisten haben das Land verlassen
Sikhs sind im vorwiegend muslimischen Afghanistan eine kleine religiöse Minderheit. Die Religionsgemeinschaft wurde wiederholt Opfer von Gewalt. Zuletzt waren im März 2020 bei einem Angriff des IS auf einen anderen Sikh-Tempel in Kabul 25 Menschen getötet worden. Heute leben in Afghanistan nur noch rund 200 Anhänger der Religion. In den 70er Jahren waren es noch rund eine halbe Million.
Seit der Machtübernahme der Islamisten im vergangenen August ist die Zahl der Bombenanschläge im ganzen Land zwar zurückgegangen. Während des Fastenmonats Ramadan wurde das Land allerdings erneut von einer Serie von Anschlägen erschüttert, bei denen dutzende Menschen getötet wurden – viele von ihnen muslimischen Glaubens. Zu einigen der Attentate bekannte sich der IS.
Der IS ist mit den seit August vergangenen Jahres erneut in Afghanistan herrschenden Taliban verfeindet. Vertreter der Taliban versichern immer wieder, den IS besiegt zu haben. Politischen Experten zufolge stellt die Dschihadistenmiliz jedoch nach wie vor ein großes Sicherheitsproblem in dem Land dar.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP