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Attentat auf London Bridge: IS reklamiert Messerangriff für sich


Attentat in London
Terrormiliz IS reklamiert Messerangriff für sich

Von dpa
Aktualisiert am 01.12.2019Lesedauer: 4 Min.
Polizisten sichern die Umgebung um den Tatort in London: Zwei Menschen tötete ein bereitst als Terrorist verurteilter Attentäter.Vergrößern des Bildes
Polizisten sichern die Umgebung um den Tatort in London: Zwei Menschen tötete ein bereitst als Terrorist verurteilter Attentäter. (Quelle: Kirsty O'Conno/ap-bilder)

Sechs Jahre hatte der Attentäter von London bereits wegen Terrordelikten im Gefängnis verbracht. Nun tötete er in London zwei Menschen. Die IS-Terrormiliz reklamiert die Tat für sich.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag mit zwei Todesopfern in London für sich reklamiert. Der Angriff sei von einem "Krieger des Islamischen Staates durchgeführt" worden, teilte der IS über eines seiner Sprachrohre am Samstag mit.

Der Terrorexperte Peter Neumann vom Londoner King's College hält die Mitteilung für echt. Er gab aber zu bedenken, dass es sich lediglich um eine Behauptung der Terrormiliz handele. Sie beinhalte keine Details oder Täterwissen.

Täter war verurteilter Terrorist

Der Attentäter Usman Khan hatte am Freitag eine Frau und einen Mann nahe der London Bridge getötet und drei weitere Menschen verletzt. Der verurteilte Terrorist, der vorzeitig auf freien Fuß gekommen war, wurde von Passanten überwältigt und schließlich von der Polizei erschossen. Er trug einen Sprengstoffgürtel, der sich später als Attrappe herausstellte.

Der 28-jährige Attentäter war vor einem Jahr vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Wie der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu, am frühen Samstagmorgen mitteilte, sei K. im Jahr 2012 wegen Terror-Straftaten verurteilt und im Dezember 2018 vorzeitig zur Bewährung entlassen worden. Er hatte der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge Verbindungen zu islamistischen Terrorgruppen. Laut "Times" war der Attentäter aus der Haft entlassen worden, nachdem er zugestimmt hatte, eine elektronische Fußfessel zu seiner Überwachung zu tragen. Die Polizei rief die Öffentlichkeit auf, weiter wachsam zu sein.

Resozialisierungsprogramm für Ex-Häftlinge

Basu sagte, ein weiterer Täter werde nach dem Angriff derzeit nicht gesucht. Dennoch arbeite man schnell, um sicherzustellen, dass keine weiteren Menschen in den Angriff verwickelt gewesen seien und keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit bestehe. Usman K. habe in der Gegend von Staffordshire gelebt.

In der nahe der London Bridge gelegenen Fishmongers' Hall habe er vor dem Angriff an der Veranstaltung "Zusammen lernen" teilgenommen. Laut Medien handelt es sich dabei um ein Resozialisierungsprogramm für Ex-Häftlinge, organisiert von der Cambridge Universität. "Wir gehen davon aus, dass der Angriff innen begann, bevor er (der Täter) das Gebäude verließ und auf der London Bridge weitermachte, wo er festgehalten und schließlich von bewaffneten Polizisten gestellt und erschossen wurde", sagte Basu. Die "Times" berichtete, Usman K. habe in der Halle gedroht, das denkmalgeschützte Gebäude in die Luft zu jagen.

Bei den beiden Getöteten handele es sich um einen Mann und eine Frau, fügte Basu hinzu. Die drei Verletzten ein Mann und zwei Frauen – seien noch im Krankenhaus. Der Nationale Gesundheitsdienst (NHS England) teilte mit, der Zustand eines der Verletzten sei kritisch, aber stabil.

Risiko für die Öffentlichkeit

Ein Augenzeuge sagte der PA, ihm habe einer der Männer, die den Täter niedergerungen hätten, gesagt, dieser sei offenbar wegen Terrorismus im Gefängnis gewesen. "Einige der Typen, die auf ihm gewesen waren, waren Ex-Gefangene und sie alle waren in der Fishmongers' Hall."

Aufnahmen in sozialen Medien zeigten laut PA, dass die bewaffneten Polizisten einen Mann aufforderten, vom Attentäter wegzugehen, bevor er aus nächster Nähe erschossen wurde. Nach dem Schuss habe der Täter seine Arme in Richtung seines Kopfs erhoben – dabei habe man ein zweites Messer auf der Erde in der Nähe seines Körpers sehen können. Die Polizei twitterte, die umfangreichen Absperrungen würden wohl noch einige Zeit in Kraft bleiben. Die Öffentlichkeit solle die Gegend meiden.

Laut "Guardian" wurde Usman K. 2012 schuldig gesprochen, weil er Terrortaten geplant und Gelder dafür gesammelt habe. Er habe eine militärische Ausbildungseinrichtung für Terroristen in Kaschmir einrichten wollen. Der Richter habe seine Pläne als "ernsthaftes, langfristiges Projekt" bezeichnet und gewarnt, dass Usman K. ein anhaltendes Risiko für die Öffentlichkeit darstellen könnte.

"Ernstzunehmendere Dschihadisten"

Usman K. habe auch einen Angriff auf die Londoner Börse 2010 geplant. Er habe zu einer Gruppe von neun Extremisten gehört, die auch deswegen 2012 verurteilt worden seien, hieß es in dem Bericht weiter. K. sei mit damals 19 Jahren der jüngste in der Gruppe gewesen. Der Richter habe gesagt, K. und zwei weitere seien "ernstzunehmendere Dschihadisten" als die anderen. Ursprünglich sollte K. nicht wieder freigelassen werden, es sei denn, er werde nicht mehr als Bedrohung angesehen. Diese Bedingung sei später aufgehoben worden.


Im Juni 2017 starben in der britischen Hauptstadt acht Menschen, nachdem Terroristen mit einem Transporter erst drei Menschen auf der London Bridge umgefahren und anschließend fünf weitere am Borough Market erstochen hatten. Polizisten erschossen die drei Täter. Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fußgänger, vier Passanten starben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von der Polizei erschossen wurde.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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