Verdacht gegen "Neue IRA" Nach Anschlag in Nordirland: Vier Männer festgenommen
Eine Autobombe explodiert im Zentrum einer nordirischen Stadt. Erinnerungen an dunkle Zeiten werden wach, in denen die IRA gewaltsam gegen probritische Protestanten kämpfte. Nun scheint eine neue, militante Generation zu übernehmen.
Nach der Explosion einer Autobombe vor einem Gericht im Zentrum der nordirischen Stadt Londonderry richtet sich der Hauptverdacht der Polizei gegen die militante Gruppierung Neue IRA. Dies sagte der stellvertretende Polizeipräsident Mark Hamilton der britischen Nachrichtenagentur PA. Am Sonntag nahmen die Ermittler im Zusammenhang mit dem Anschlag insgesamt vier verdächtige Männer fest. Am Morgen wurden zunächst zwei Männer festgesetzt, die zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, später am Tag noch ein 34-Jähriger und 42-Jähriger.
Der Sprengsatz war am Samstagabend um 20.10 Uhr Ortszeit (21.10 Uhr MEZ) in der Bishop Street in der Innenstadt detoniert. Verletzt wurde niemand. 15 Minuten vor der Explosion war eine Warnung eingegangen, daraufhin begann die Polizei mit der Räumung umliegender Gebäude. Hamilton berichtete, dass unter anderem Hunderte Hotelgäste und sehr viele Kinder eines Jugendklubs in Sicherheit gebracht werden mussten. Das Auto, in dem die Bombe platziert wurde, war demnach vermutlich kurz vorher in der Nähe gestohlen worden.
Die Polizei hatte bereits begonnen, das Gebiet abzuriegeln
Laut einer Mitteilung der Polizei hatten die Beamten vor der Explosion am Samstagabend eine Warnung erhalten, dass eine Bombe vor dem Gerichtsgebäude in der Bishop Street platziert worden sei. Das Fahrzeug sei vermutlich kurz vorher in der Nähe gestohlen worden, hieß es in der Mitteilung. Nach Medienberichten hatte die Polizei gerade begonnen, das Gebiet abzuriegeln, als es zur Explosion kam. Glücklicherweise sei niemand getötet oder verletzt worden. Die Polizei veröffentlichte auf Twitter ein Foto vom Tatort in der Bishop Street, auf dem ein großes Feuer zu sehen ist. Spätere Bilder zeigen das ausgebrannte Auto.
Immer wieder gibt es Auseinandersetzungen
Auch 20 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen, das den blutigen Konflikt in Nordirland beendete, kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen um die Zukunft der Region. Dabei stehen katholische Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland anstreben, protestantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zu Großbritannien gehören wollen. Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hatte im Nordirlandkonflikt gewaltsam gegen probritische Protestanten gekämpft.
Die britische Ministerin für Nordirland, Karen Bradley, wertete den Anschlag als einen Versuch, nach einem 20 Jahre währenden Friedensprozess "den Fortschritt in Nordirland zum Erliegen zu bringen". Die Vorsitzende der nordischen Unionisten, Arlene Foster, sprach von einem "sinnlosen Akt des Terrors".
Vize-Polizeipräsident Hamilton beschrieb die mutmaßlichen Täter so: "Wie die meisten republikanischen Dissidentengruppen in Nordirland ist die Neue IRA klein, weitgehend unrepräsentativ und darauf ausgerichtet, Menschen wieder dorthin zurückzubringen, wo sie nicht sein wollen."
Die 85.000-Einwohner Stadt Londonderry liegt im Nordwesten der Provinz an der Grenze zur Republik Irland. Irische Republikaner, die die britische Regierung Nordirlands nicht anerkennen, nennen die Stadt Derry.
- Nachrichtenagentur dpa