Wegen Protest in Deutschland Deutscher Staatsbürger wird offenbar im Iran festgehalten
Im Iran hat der Geheimdienst die Festnahme mehrerer Männer mit ausländischer Staatsbürgerschaft gemeldet. Darunter war wohl auch ein bekannter Deutsch-Iraner.
Der iranische Geheimdienst hat offenbar einen deutschen Staatsbürger festgenommen. Das staatliche Justizportal Misan veröffentlichte ein Video, das angebliche Geständnisse mehrerer Männer zeigen soll. Sie seien in den USA, Deutschland und Großbritannien als angebliche "Anführer" von Demonstrationen in Erscheinung getreten, hieß es in dem Bericht.
Wann und wo der Geheimdienst die Männer festnahm, wurde nicht gesagt. Die Echtheit der Geständnisse lässt sich wie üblich in diesen Fällen nicht unabhängig verifizieren.
Deutsch-Iraner war wohl unter den Festgenommenen
Einer der festgenommenen Männer soll laut übereinstimmenden Berichten der bekannte Mannheimer Friseur und Deutsch-Iraner Reza Shari sein. Das meldet unter anderem der deutsch-iranische Journalist Bamdad Esmaili mit Verweis auf Staatsmedien. Mittlerweile sei Shari auf Kaution wieder frei, so Esmaili.
Nächste Woche beginne sein Prozess im Iran. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen allerdings um Scheinprozesse. Der Deutsch-Iraner musste laut Esmaili im iranischen Fernsehen gemeinsam mit zwei weiteren Doppelstaatlern gestehen, dass es falsch war, bei den Demos gegen das Regime dabei gewesen zu sein. Welche Strafe ihm nun droht, ist unklar.
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Auswärtiges Amt bestätigt Kenntniss des Falls
Auf einem von Misan auf der Plattform X (vormals Twitter) geteilten Video ist Shari mittels Bildabgleichs trotz Unkenntlichmachung seines Gesichts zu erkennen. Das Video zeigt ihn offenbar in seinem Mannheimer Friseursalon. Darin hält Shari einen Pullover mit einem regierungskritischen Aufdruck und sagt: "Meine Stimme für meine Landsleute im Iran."
Überprüfen lassen sich die Videoaufnahmen derzeit nicht. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es auf Anfrage von t-online, dass dem Ministerium die Berichte über den Fall bekannt seien. Den Fall an sich bestätigt das Ministerium aber nicht. Auch, ob Maßnahmen vonseiten der deutschen Behörden geplant seien, lässt das Auswärtige Amt offen.
Baerbock telefonierte mit Außenminister
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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock telefonierte am Mittwoch mit dem iranischen Außenminister Hussein Amirabdollahian. Das Auswärtige Amt teilte auf der Plattform X, mit, es sei dabei um eine Reihe von Themen gegangen, bei denen "unterschiedliche Haltungen" besprochen worden seien. "Der Austausch war offen, deutlich und klar." Besonderer Fokus des Gesprächs von Baerbock, die gerade die USA bereist, habe auf "deutschen Konsularfällen" gelegen. Nähere Angaben machte das Auswärtige Amt nicht.
Der Bericht des iranischen Justizportals zu den aktuellen Festnahmen wurde kurz vor dem ersten Todestag der Protestikone Jina Mahsa Amini veröffentlicht. Die junge Frau war am 16. September 2022 in Polizeigewahrsam gestorben, nachdem Sittenwächter sie zuvor wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs festgenommen hatten. Aminis Tod löste die schwersten Proteste seit Jahrzehnten aus. Rund um den Jahrestag des Protestbeginns vom Herbst vergangenen Jahres ist die Lage im Iran angespannt.
Anmerkung der Redaktion: Die Redaktion hat den Absatz zu den Angaben des Auswärtigen Amts korrigiert. Der Behörde sind lediglich die Berichte über die Festnahme eines deutschen Staatsbürgers im Iran bekannt. t-online hatte zuvor geschrieben, dass dem Auswärtigen Amt der Fall an sich bekannt sei. Dies trifft jedoch nicht zu.
- Nachrichtenagentur dpa
- twitter.de: @besmaili
- Eigene Recherche
- Anfrage an das Auswärtige Amt