Mindestens 19 Tote Iran verurteilt US-Luftangriff in Syrien als "Terrorismus"
Nach dem Tod eines US-Bürgers in Syrien durch eine iranische Drohne tötete das US-Militär bei einem Luftangriff mindestens 19 Menschen. Iran spricht von "Terrorismus".
Der Iran hat Luftangriffe des US-Militärs im Osten Syriens mit mindestens 19 Toten als "terroristischen Angriff" angeprangert. Teheran verurteile den "kriegerischen und terroristischen Angriff der amerikanischen Armee auf zivile Ziele" in der ostsyrischen Region Deir Essor, erklärte das iranische Außenministerium am Samstagabend. US-Präsident Joe Biden versicherte indes, dass sein Land nicht an einem Konflikt mit dem Iran interessiert sei.
Teheran verurteilt jedoch nicht nur amerikanische Angriffe. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanani, bezeichnete die Präsenz der US-Truppen in Syrien als "illegal" und als "Verletzung des Völkerrechts und der nationalen Souveränität" Syriens. Die iranischen "Militärberater" hingegen seien im Auftrag von Damaskus in Syrien.
Bei US-Angriffen starben 19 Menschen
Bei den Luftangriffen des US-Militärs im Osten Syriens wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in der Nacht zu Freitag mindestens 19 Menschen getötet. Wie die Organisation mit Sitz in Großbritannien am Samstag mitteilte, handelt es sich um 16 pro-iranische Kämpfer, die meisten von ihnen Syrer, sowie drei Soldaten der syrischen Regierungstruppen.
Die US-Angriffe seien nach Angaben der NGO unter anderem auf ein Waffenlager in Deir Essor erfolgt. Nach den Luftangriffen der USA kam es laut der Beobachtungsstelle zu weiteren Raketenangriffe durch vom Iran unterstützte Milizen. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Bei iranischem Angriff starb ein Mensch
Bei dem Drohnenangriff auf den Militärstützpunkt Hassake im Nordosten Syriens waren am frühen Donnerstagnachmittag ein US-Bürger getötet und sechs weitere verletzt worden. Bei dem Getöteten handelte es sich nach US-Angaben um einen Mitarbeiter eines für die US-Armee arbeitenden Subunternehmens, bei den Verletzten um fünf US-Soldaten und einen weiteren Subunternehmer.
Bei zehn Raketenangriffen pro-iranischer Milizen auf eine Militärbasis der USA und ihrer Verbündeten am Freitagabend wurde innerhalb des Lagers niemand verletzt – eine der Raketen traf allerdings ein Haus in fünf Kilometern Entfernung und verletzte zwei Frauen und zwei Kinder, wie das US-Zentralkommando mitteilte.
Biden: Nicht an Konflikt mit Iran interessiert
Die USA hatten am Donnerstag und Freitag mit mehreren Luftangriffen auf den tödlichen Drohnenangriff sowie mehrere Raketenangriffe reagiert. Nach Angaben des Pentagons wurden "Präzisionsangriffe" auf Stellungen von "mit den iranischen Revolutionsgarden verbündeten Gruppen" ausgeführt.
Indes versicherte US-Präsident Joe Biden, dass sein Land nicht an einem Konflikt mit dem Iran interessiert sei. Die USA "suchen keinen Konflikt mit dem Iran, sind aber vorbereitet, kraftvoll zu handeln, um unser Volk zu schützen", erklärte Biden am Freitag. Washington erklärte, es habe die Vergeltungsangriffe nach dem Tod eines US-Bürgers durch eine Drohne "iranischen Ursprungs" eingeleitet.
Die Beziehungen zwischen dem Iran und den USA sind seit Jahrzehnten schwierig. Im Jahr 1980 brachen die USA die diplomatischen Beziehungen zu Iran ab. Iranische Studenten besetzten damals bei der sogenannten "Geiselnahme von Teheran" die US-Botschaft in der iranischen Hauptstadt und hielten vom 4. November 1979 bis zum 20. Januar 1981 52 US-Diplomaten als Geiseln. Seitdem gibt es keine offizielle diplomatische Beziehung zwischen den beiden Ländern.
Iran und Russland wichtige Verbündete Assads
Der Iran gilt als einer der wichtigsten Verbündeten Assads. Der Krieg in Syrien begann 2011 als Bürgerkrieg und entwickelte sich durch den Einfluss mehrerer Länder und Großmächte zu einem Stellvertreterkrieg. Neben dem Iran gilt auch Russland als wichtigster Verbündeter des syrischen Regimes. Auf der anderen Seite schlossen sich die USA damals unter anderem mit einigen westlichen Staaten – darunter auch Deutschland – zu einer sogenannten Anti-IS-Koalition zusammen. Sie schrieben sich den Kampf gegen die terroristische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf die Fahnen.
Der IS hatte 2014 inmitten des Bürgerkrieges in Syrien große Teile Syriens und des Iraks unter seine Kontrolle gebracht, diese Gebiete aber nach und nach wieder verloren. Nachdem die US-geführte Koalition mithilfe kurdischer Kämpfer im März 2019 den IS aus den letzten Bastionen in Syrien vertrieben hatte, zogen sich die meisten verbliebenen IS-Kämpfer in die syrische Wüste zurück. Aktuell sind in Syrien noch rund 900 US-Soldaten als Teil der Koalition stationiert, die gegen noch verbliebene IS-Kämpfer in dem kriegszerstörten Land vorgehen.
- Nachrichtenagentur AFP
- eigene Recherche