Brexit bremst Briten Wirtschaftswachstum in Großbritannien bricht ein
Die britische Wirtschaft spürt zunehmend die Folgen des Brexit-Votums. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) hat sich Anfang 2017 mehr als halbiert, wie das nationale Statistikamt ONS mitteilte.
Das Plus lag zwischen Januar und März zum Vorquartal überraschend nur bei 0,3 Prozent. Dies ist der geringste Anstieg seit einem Jahr. Ökonomen hatten mit plus 0,4 Prozent gerechnet. Ende 2016 hatte die Wirtschaft noch um 0,7 Prozent zugelegt. "Die britische Wirtschaft fängt an sich zu verlangsamen, da die Verbraucher ihre Ausgaben zurückfahren", sagte Analyst James Smith von der Großbank ING. Dies bremst bereits die Geschäfte im Einzelhandel und in der Hotellerie.
Die Daten kommen für Premierministerin Theresa May eher ungelegen. Denn sie will sich bei vorgezogenen Wahlen Anfang Juni stärkere Rückendeckung im Parlament für die Verhandlungen zum EU-Austritt holen. Nun zeigt sich aber, dass der Brexit die Konjunktur bremsen dürfte. Finanzminister Philip Hammond sagte nach den BIP-Daten zwar, die Wirtschaft sei widerstandsfähig. Aber viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Konjunktur sich in den nächsten Monaten weiter abkühlen dürfte.
Pfund eingebrochen
Nach dem Volksentscheid zum EU-Austritt vom Juni 2016 war das Pfund eingebrochen. Die Währungsschwäche beflügelt zwar die Exporte, hat aber die Inflation spürbar nach oben getrieben. Die Verbraucherpreise kletterten im März auf das höchste Niveau seit September 2013 und verharrten im April bei 2,3 Prozent. Dies setzt die Kaufkraft der Briten unter Druck.
ING-Experte Smith geht nicht davon aus, dass mehr Ausfuhren dies ausgleichen können. Die Einzelhändler mussten im ersten Quartal bereits den größten Umsatzrückgang seit sieben Jahren wegstecken. Auch in der Hotellerie lief es den Statistikern zufolge nicht mehr so gut. Der gesamte Service-Sektor, der für die britische Wirtschaft enorm wichtig ist, legte im ersten Quartal nur um 0,3 Prozent zu und damit so schwach wie seit zwei Jahren nicht mehr. Ende 2016 waren die Dienstleister mit 0,8 Prozent fast drei Mal so stark gewachsen.
Auch der Immobilienmarkt signalisierte eine Abkühlung. Die Häuserpreise sanken im April zum zweiten Mal in Folge zum Vormonat, wie die Hypothekenbank Nationwide mitteilte. Zudem war der Preisanstieg von 2,6 Prozent binnen Jahresfrist so gering wie seit fast vier Jahren nicht mehr.