"Vermächtnis für Europa" Varoufakis fordert eine Merkel-Doktrin
Gerüchte um seine angebliche Entmachtung, Fotos in einem Klatschmagazin, die er lieber nicht gemacht hätte: Über zu wenige Schlagzeilen kann sich Griechenlands Finanzminister Gianis Varoufakis kaum beschweren. In Zusammenhang mit seinem Hauptproblem, der griechischen Schuldenkrise, nimmt er sich jetzt einmal mehr die Bundesregierung vor. Die solle eine Art "Marshallplan" für Europa vorlegen.
"Wir brauchen eine neue Doktrin, die Europa vereinigt", sagte Varoufakis im griechischen Fernsehen. "Frau Merkel könnte in den nächsten Jahren, bevor sie ihre Karriere beendet, ein Vermächtnis für Europa hinterlassen, an das sich alle als Merkel-Plan erinnern würden, so wie man sich heute an den Marshallplan erinnert." Ein solcher Plan sei dringend notwendig.
Keine klare Strategie
Athen muss bis zum 20. März in zwei Raten 842 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen und hätte damit die 1,5 Milliarden Euro IWF-Verpflichtungen für März erfüllt. Ökonomen vermissen jedoch eine klare Strategie. In den vergangenen Tagen war es insbesondere zwischen den Regierungen in Athen und Berlin zu mehreren Irritationen gekommen.
Unter anderem fordert Griechenland Hunderte Milliarden Entschädigung für die während des Zweiten Weltkriegs verübten Verbrechen und eine Zwangsanleihe, die Nazi-Deutschland Griechenland abgepresst hatte. In diesem Zusammenhang drohen die Griechen, deutsches Staatseigentum zu beschlagnahmen.
Auch Verteidigungsminister Panos Kammenos von der kleineren Koalitionspartei Unabhängige Griechen (ANEL) attackierte Deutschland scharf. Kürzlich drohte er, Athen werde zehntausenden Migranten, die in Griechenland sind und nach Deutschland wollen, die "Papiere" ausstellen.
Varoufakis wiederum fühlte sich von seinem deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble aufgrund eines Übersetzungsfehlers beleidigt, woraufhin der griechische Botschafter beim Auswärtigen Amt einen förmlichen Protest einreichte.
Gerüchte um Entmachtung
Mitten in diesem Chaos kursierten in Athen zudem Gerüchte, wonach dem Finanzminister die Entmachtung drohe. Die wurden in Regierungskreisen inzwischen aber dementiert. Einige Medien verwandelten hier "Wunschträume" in Nachrichten, hieß es.
Auch eine Foto-Serie im Magazin "Paris Match" brachte Varoufakis in Erklärungsnot. Das Blatt hatte mehrere Fotos des Ministers und seiner Frau in ihrem Penthouse in einem der teuersten Stadtviertel Athens unterhalb der Akropolis veröffentlicht.
"Ich bereue es", sagte Varoufakis nun zu der Aktion. "Der Text, der diese Reportage begleitet, hat für uns (Griechenland) politisch sehr viel Gutes in Frankreich gebracht (...) Ich wünschte nur, es gäbe diese Fotos nicht", so der Minister.