Gesetzentwurf in Italien Meloni-Partei will englische Wörter unter Strafe stellen
Melonis Rechtsaußen-Partei ist die "Anglomanie" ein Dorn im Auge. Bis zu 100.000 Euro Strafe will sie verhängen, wenn in offiziellen Schreiben Englisch verwendet wird.
Wer in Italien englische Wörter benutzt, könnte bald in Schwierigkeiten geraten und hohe Strafen kassieren. Italiens nationalistische Regierungspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) will Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro gegen öffentliche und private Einrichtungen verhängen, die in offiziellen Schreiben ausländische Begriffe verwenden. Besonders englische Wörter sind der Partei von Regierungschefin Giorgia Meloni dabei ein Dorn im Auge.
"Erniedrigt und demütigt"
Die "Anglomanie" habe Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft, heißt es im Gesetzesentwurf, über den mehrere englischsprachige Medien übereinstimmend berichten. Die weite Verbreitung des Englischen erniedrige und demütige die italienische Sprache.
Alle öffentlichen und privaten Einrichtungen sollen in Zukunft nur noch Italienisch verwenden, um Waren und Dienstleistungen zu bewerben, heißt es demnach weiter. Auch Abkürzungen, Fremdwörter sowie Namen von Unternehmen und internationalen Institutionen sollen in Zukunft ins Italienische übersetzt werden. Auf Englisch sollen sie nur noch dann erlaubt sein, wenn sie nicht übersetzbar sind.
Auch in Büros, die mit Ausländern arbeiten, müsse Italienisch die Hauptsprache sein, fordert der Gesetzentwurf. Die Sprache sei für die Förderung öffentlicher Güter "auf dem nationalen Territorium obligatorisch". Bei Nichtbeachtung drohen Geldstrafen zwischen 5.000 und 100.000 Euro.
Unklar ist noch, ob und wann das Gesetz in Kraft tritt. Die Fratelli d'Italia haben den Gesetzesentwurf eingebracht, er muss nun aber noch von beiden Kammern des italienischen Parlaments gebilligt werden.
Meloni hätte früher wohl selbst zahlen müssen
Meloni, die sich bei Twitter mit "immer, überall und zuallererst Italienerin" beschreibt, steht für klar rechte Positionen: Sie will Migranten – vor allem aus Afrika – abwehren und Italien als Nationalstaat innerhalb der EU stärken. Sie kündigte an, hart gegen Kriminalität vorzugehen und neue Gefängnisse zu bauen. Ihr Wahlslogan war "Gott, Vaterland, Familie".
Das neue Gesetz, das sie auch persönlich unterstützt, würde aber auch ihre Partei zum Umdenken zwingen: Im Wahlkampf warb sie auf Englisch mit dem Slogan "Made in Italy" für einen ihrer Minister, wie Reuters berichtet. Meloni selbst bezeichnete sich in der Vergangenheit als "Underdog". Rückwirkend soll das Gesetz aller Voraussicht nach jedoch nicht gelten.
Verbot von Laborfleisch geplant
Es ist nicht das einzige Gesetz, mit dem sich Melonis Partei gegen Importe aus dem Ausland stemmt. Ein Gesetzentwurf, der von den Fratelli d'Italia initiiert und vom italienischen Kabinett gestützt wird, sieht ein Verbot vor, synthetische Futter- und Lebensmittel herzustellen, zu importieren oder zu vertreiben.
Laut "Agrarheute" wäre es das erste nationale Verbot für Laborfleisch weltweit. Das Landwirtschaftsministerium begründet den Vorstoß unter anderem mit dem Fehlen klarer EU-Vorgaben für künstlich erzeugte Lebensmittel. Der Vorschlag ist Teil des Vorhabens der Regierung, Italiens Küche und kulinarische Traditionen zu stärken.
- cnn.com: "Italian government seeks to penalize the use of English words"
- reuters.com: "Meloni's party looks to shield Italian language from foreign contamination"
- agrarheute.com: "Laborfleisch: Was Italiens Verbotspläne bedeuten"
- welt.de: "Italien will Herstellung von Laborfleisch verbieten"
- Mit Material von dpa