Wie betrunken fahren Digitale Ablenkung – Fakten zum Unfallrisiko Handy
Auf dem Rad laut Musik streamen, im Auto schnell noch die Familie anrufen oder beim Überqueren der Straße eine SMS schreiben – für viele sind Handys unverzichtbare Begleiter im Alltag. Doch die Gefahr lauert überall. Deswegen haben im Straßenverkehr Handys nichts zu suchen.
Trotz aller Mahnungen und dramatischen Ereignisse, Handys bleiben ein unterschätztes Risiko im Straßenverkehr. So dürfen Autofahrer ihr Handy am Steuer nicht in die Hand nehmen. Um die Versuchung zu minimieren, gibt es zwei Tipps, die Sie beachten können:
- Stellen Sie Ihr Handy vor der Fahrt aus oder stumm.
- Verstauen Sie das an einem Platz, wie Sie es vom Steuer aus nicht erreichen können.
Das alles helfe, dem Reflex entgegenzuwirken, bei jeder Nachricht aufs Display zu blicken. Wer bei laufendem Motor ohne Freisprechanlage telefoniert oder das Handy aufnimmt, muss mit einem Bußgeld ab 100 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Das Verbot gilt sowohl für Handys als auch für alle elektronischen Geräten, die der Kommunikation, Information oder Organisation dienen und vom Fahrer mit der Hand aufgenommen werden. Hierunter fallen demnach auch Tablets, E-Books, Navigationsgeräte und Diktiergeräte.
Auch wenn Autofahrer die Geräte in einer Halterung montiert haben, gilt: Sie dürfen nur kurz darauf schauen. Und nur dann, wenn es die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnisse erlauben. Tabu zum Beispiel: SMS lesen oder Fernsehen schauen..
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Fünf Dinge, die wir über Ablenkung wissen sollten:
1. Ablenkung ist eine der Hauptunfallursachen
Ablenkung am Steuer wird als Unfallrisiko chronisch unterschätzt, sagt Heinz Albert Stumpen von der Hochschule der Polizei in Münster. Wie oft fehlende Aufmerksamkeit in Deutschland eine Rolle spielt, lässt sich aus den Statistiken nicht ablesen – anders als überhöhte Geschwindigkeit oder Alkohol wird es nicht erfasst.
Andere europäische Länder weisen es aus: In Österreich spiele Ablenkung etwa bei jedem dritten tödlichen Unfall eine Rolle, sagt Stumpen. Internationale Studien zeigten, dass mehr als die Hälfte der Unfälle damit in Zusammenhang stehen.
2. Handytippen ist so gefährlich wie betrunken zu fahren
Besonders gefährlich sind die digitalen Helfer am Steuer. "Elektronische Geräte wie Navigationssysteme oder Handys während der Fahrt bedienen, ist das Gefährlichste, was man am Steuer machen kann", sagt Stumpen. Das Risiko, einen Unfall zu bauen, steige um das Vierfache. Eine Nachricht beim Fahren zu lesen oder zu tippen, sei so gefährlich wie mit 0,8 bis 1,0 Promille Alkohol zu fahren.
Der Grund: Man fährt beim Blick aufs Handy im sogenannten Blindflug. Bei Stadtfahrten mit Tempo 50 bedeutet eine Sekunde auf das Handy gucken schon 14 Meter Weg blind zurücklegen. Außerorts mit Tempo 130 sind es 36 Meter – jede Sekunde. Gefahren werden später oder zu spät erkannt, die Reaktion ist verzögert.
3. Autofahrer sind keine Kinderbetreuer
Nicht nur das Mobiltelefon ist ein unterschätzter Ablenker. Lkw-Fahrer etwa lesen Zeitung, kochen Kaffee oder gucken Filme, während sie auf den Fernstraßen unterwegs sind. "Was man da so tagtäglich auf den Landstraßen und Autobahnen erlebt, ist der Wahnsinn", sagt Nadine Raabe-Goldermann aus dem Innenministerium Sachsen-Anhalt.
Doch während dieses Risiko auf der Hand liegt, werden andere Gefahren vergessen. Eltern wollen, dass ihre Kinder in Sicherheit sind – aber auch, dass sie auf der Fahrt nicht unzufrieden mitfahren. Fällt der Teddy oder der Nuckel in den Fußraum oder rufen sie nach Essen oder Trinken, sollten Eltern darauf verzichten, bei laufender Fahrt vom Fahrersitz einzugreifen.
4. Nicht nur am Steuer ist Ablenkung gefährlich
Stumpen von der Hochschule der Polizei spricht auch die "Smombies" an: Menschen, die scheinbar mit ihrem Smartphone verwachsen mit gesenktem Blick durch Innenstädte und U-Bahnhöfe laufen oder sich mit lauter Musik über Kopfhörer beschallen. "Immer wieder gibt es betrübliche und dramatische Vorgänge, wo Menschen mit Musik in den Ohren und Blick aufs Handy vor die Straßenbahn laufen."
Raabe-Goldermann mahnt, jeder glaube immer, er habe das Geschehen dennoch im Blick, vergesse aber, dass andere Verkehrsteilnehmer genauso nachlässig unterwegs seien. "Man muss immer auch mit der Ablenkung der anderen rechnen", sagt sie.
5. Verstöße werden verstärkt kontrolliert – und sind teuer
Seit Herbst 2017 müssen Handysünder am Steuer deutlich mehr Bußgeld berappen: Statt 60 Euro und einem Punkt belasten 100 Euro und ein Punkt die Geldbörse und das Verkehrskonto in Flensburg. Auch Radfahrer sind nicht von Strafe frei: Sie müssen statt 25 Euro inzwischen 55 Euro hinblättern.
Allerdings wird die Strafe nur fällig, wenn die Polizei auch aktiv Verstöße kontrolliert und ahndet. Zumindest in Sachsen-Anhalt ist das der Fall: Wurden im Jahr 2015 noch knapp 5.200 Fälle sanktioniert, waren es voriges Jahr bereits 6.000. Tendenz steigend: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es schon fast 4.300. Die Verstöße erfasst jedes Land separat.
- Nachrichtenagentur dpa