Großer Europa-Check Ganz einfacher Grund: Hier gibt's fast keine E-Autos
Jeder sechste Neuwagen in Deutschland ist ein Elektroauto. In manchen Ländern Europas sieht es ganz anders aus: Dort gibt's nämlich kaum Stromer. Und das ist der Grund.
In Nordeuropa sind Stromer beim Autokauf häufig die erste Wahl. Im Süden hingegen spielen sie kaum eine Rolle. Die Zahlen des europäischen Herstellerverbandes ACEA zeigen, wie extrem ungleich das E-Auto in Europa verbreitet ist. Aber warum?
Norwegen ist klarer Spitzenreiter
Die Kaufprämie brachte den Durchbruch: Nicht zuletzt durch die staatliche Umweltprämie ist das Elektroauto auf den Straßen Deutschlands inzwischen weitverbreitet. Der Anteil an den Zulassungen liegt derzeit bei 18,4 Prozent. Jeder sechste Neuwagen fährt also bereits abgasfrei.
Ähnlich sieht's beispielsweise in Großbritannien (16,6 Prozent) und Frankreich (16,8 Prozent) aus; teils deutlich höher sogar sind die Anteile in Dänemark (36,3 Prozent), den Niederlanden (30,8 Prozent), Schweden (38,7 Prozent) und – mit einem enormen Vorsprung – Norwegen (82,4 Prozent).
Ein gänzlich anderes Straßenbild zeigt sich in Italien, Spanien, Polen – und ganz besonders im Südosten Europas:
- In Italien werden jährlich 1,3 Millionen Neuwagen zugelassen (Europa-Platz vier). Allerdings fuhren im vergangenen Jahr nur 4,2 Prozent davon elektrisch. Das ist gerade einmal jedes 24. neue Auto.
- Spanien (813.000 Neuzulassungen pro Jahr, Platz fünf) kommt auf 5,4 Prozent.
Und in einigen Ländern Südosteuropas ist das Elektroauto teilweise noch weniger verbreitet.
Das sind die Schlusslichter
Absolute Schlusslichter sind aber Kroatien (2,8 Prozent) und die Slowakei (2,7 Prozent): Gerade einmal jeder 37. Neuwagen hat dort einen Elektroantrieb.
Die Folge: Im gesamten EU-Durchschnitt erreichen reine Elektroautos nur einen Anteil von 14,6 Prozent an allen Neuzulassungen. Der Rest aller Neuwagen hat weiterhin einen Verbrenner unter der Motorhaube (inklusive Hybride).
Woran liegt's?
Fehlende Kaufanreize können nicht als Pauschalerklärung herhalten: In vielen Ländern mit geringer Stromer-Quote gab es ähnliche Förderungen wie in Deutschland, teils sogar höhere Kaufprämien. In Tschechien und der Slowakei allerdings gibt es keinen Cent.
Vielmehr dürfte das Ladenetz eine Rolle spielen: Griechenland etwa wird 2024 rund 2.000 öffentliche Ladepunkte haben. Die meisten davon im Süden des Landes. Bulgarien hat 1.600 Ladepunkte, Rumänien 2.700. Zum Vergleich: Die kleinen Niederlande haben 144.000 Ladepunkte. So lässt sich leicht erklären, wo die E-Mobilität vorankommt und wo sie noch im Stau steht.
- acea.auto: "Electric vehicles: tax benefits & purchase incentives" (englischsprachig)
- statista.com: Anteile der E-Autos an den Neuzulassungen von Personenkraftwagen in europäischen Ländern in den Jahren 2022 und 2023
- statista.com: Anzahl der Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Europa nach Ländern im Jahr 2024
- adac.de: Ladestationen in Europa: Strom laden in Italien, Kroatien & Co.
- Zeitschrift "Auto Straßenverkehr" (Ausgabe 7/2023)
- Nachrichtenagentur dpa