Studienergebnisse zeigen E-Fuel-Autos kaum klimafreundlicher als Benziner
In der EU sollen nach dem Jahr 2035 auch Neuwagen zulässig sein, die synthetische Kraftstoffe nutzen. Doch eine Analyse zeigt: Der Umwelt bringt das wenig.
Lange wurde gerungen, nun haben sich Bundesregierung und EU im Streit über ein Verbrenner-Aus geeinigt: Autos, die mit synthetischen Kraftstoffen – sogenannten E-Fuels – fahren, sollen auch nach 2035 neu zugelassen werden können.
Die künstlichen Kraftstoffe, die mit Ökostrom erzeugt werden, gelten als klimaneutral. Dennoch: Über ihre gesamte Lebensdauer betrachtet sorgen mit E-Fuels betriebene Fahrzeuge im Vergleich zu herkömmlichen Benzin- oder Dieselfahrzeugen nur für minimale Einsparungen an CO2-Emissionen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von der Expertenrunde "Transport and Environment" (T&E) im Sommer 2022 veröffentlicht wurde.
T&E ist die Dachorganisation von 53 nicht-staatlichen europäischen Organisationen, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen, darunter auch der Verkehrsclub Deutschland.
Wie viel CO2 spart der E-Fuel?
In der Studie wurden die Emissionen eines kompletten Lebenszyklus von Autos berechnet, die im Jahr 2030 gekauft werden, inklusive Herstellung und Betrieb. Ein Fahrzeug, das mit einer Mischung aus E-Fuels und Benzin angetrieben wird, würde seine Emissionen im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen nur um fünf Prozent reduzieren.
Ein Elektrofahrzeug, das nur mit einer Batterie und Elektromotoren angetrieben wird, würde dagegen über seinen Lebenszyklus 78 Prozent weniger Emissionen verursachen als ein Verbrenner. Berechnungsgrundlage für den CO2-Abdruck bei Herstellung und Betrieb der Batterieautos war der durchschnittlichen EU-Strommix, der für 2030 vorhergesagt wird.
Elektrofahrzeug ist umweltfreundlicher
Auch ein Fahrzeug, das mit reinem E-Fuel betrieben wird, der mit erneuerbarem Strom hergestellt wird, würde über seinen Lebenszyklus mehr emittieren als das Elektroauto, zeigt die Analyse. Ein Elektrofahrzeug wäre 53 Prozent sauberer als ein Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen. Dies sei vor allem auf Verluste in der E-Fuel-Herstellung und den ineffizienten Verbrennungsmotor zurückzuführen.
Ein batterieelektrischer Volkswagen ID.3 kommt der Analyse zufolge mit derselben Menge erneuerbarer Energie fünfmal weiter als ein VW Golf, der mit E-Fuel betrieben wird. Ein BMW i4 könnte sechsmal weiter fahren als ein BMW 4er mit Verbrennungsmotor.
FDP lehnte Verbrennerverbot ab
T&E trat damit den Befürwortern künstlich hergestellter E-Fuels entgegen, die gegen ein komplettes Aus des Verbrennermotors kämpfen. Diese sehen den Einsatz von E-Fuels insbesondere für Regionen ohne genug Ökostrom zum Betrieb und ohne genug Einkommen zum Kauf neuer E-Autos als brauchbare Alternative an.
Europaparlament und EU-Staaten hatten sich bereits im Oktober darauf geeinigt, dass in der EU ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden dürfen. Für Deutschland hatte sich aber Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) dafür stark gemacht, dass weiterhin Neuwagen mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden können, wenn sie E-Fuels tanken.
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Eine für Anfang März vorgesehene Bestätigung der Einigung durch die EU-Staaten war daher von Deutschland zunächst verhindert worden.
- Nachrichtenagentur dpa