Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Camping-Trends 2025 Weshalb Camper lieber frühzeitig buchen sollten
Das Jahr 2024 verzeichnete nahezu rekordverdächtige Übernachtungszahlen auf deutschen Campingplätzen. Warum Frühbuchen sich auszahlt und was die wichtigsten Trends sind.
Das vergangene Jahr war für die Campingplatz-Branche eines der erfolgreichsten der Geschichte: Auch wenn die finalen Zahlen noch ausstehen, kratzt 2024 wahrscheinlich knapp an der Rekordmarke aus dem Jahr 2023: 42 Millionen Übernachtungen zählten die Betreiber in Deutschland; jede elfte Übernachtung davon war auf einem Campingplatz. Allein im August 2024 gab es 9,7 Millionen Übernachtungen.
Camping ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor: In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Campingtourismus verdoppelt, erzählt Frank Schaal vom Bundesverband der Campingwirtschaft (BVCD): "Die Corona-Pandemie hatte einen Katalysatoreffekt, ist aber nicht der Auslöser für das Wachstum." Nicht nur die Zahl der Reisemobile habe zugenommen, sondern auch das Reiseverhalten habe sich verändert: Immer häufiger kommen spontane Wochenendtrips vor, die auch dank vieler neuer Vermieterfirmen möglich sind. "Wir merken, dass die Menschen reisen und neue Orte entdecken wollen", sagt Schaal.
Große Auswahl, gestiegene Standards
Wer mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen verreist, findet mittlerweile eine breite Auswahl an Plätzen vor. "Campingplatz ist nicht gleich Campingplatz", so Schaal: Vom naturverbundenen kleinen Platz über den streng geordneten Standplatz bis hin zum Luxusresort mit Pool und anderen Annehmlichkeiten bietet die Branche alle Standards an.
"Camping heute hat entsprechend wenig mit dem Camping der Achtzigerjahre zu tun", so Schaal. Das Qualitätsniveau sei auch auf günstigeren Plätzen massiv gestiegen; vor allem, was die Sanitäranlagen betrifft. Und auch die Auswahl der Möglichkeiten auf den Plätzen selbst: Während die Zahl der Zeltplätze in den Anlagen immer mehr abnimmt, gibt es unterschiedliche Produktthemen auf einem Platz, wie Schaal sie nennt: "Das können Wohnfässer sein, Ferienhäuser, Tiny Houses oder Möglichkeiten zum 'Glamping', also Luxus-Camping." Das ermöglicht den Campingplätzen, auch außerhalb der typischen Camping-Saison zu öffnen.
Zudem seien viele Wohnmobile mittlerweile auch gut isoliert und damit wintertauglich. Auch Fahrradcamping im Sommer nehme zu, also vornehmlich von E-Bikern, die auf ihren Touren statt in Zelten lieber in Tiny Houses und dergleichen unterkommen möchten.
"Dabei bieten die Plätze in Deutschland ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis", sagt Schaal. Das zeigen auch die Zahlen von Pincamp, dem Campingportal des ADAC: Deutschland und Schweden gehören europaweit zu den günstigeren Ländern, wie ein Vergleich im Sommer 2024 zeigte.
Frühbucher sind besser dran
Doch der Boom hat auch eine Schattenseite: Es wird immer schwieriger, spontan einen Stellplatz zu finden: Einfach loszufahren und auf dem Weg an einem Campingplatz anzuhalten, ist kaum noch möglich. Der Anteil der Frühbucher unter den Campern ist stark gestiegen. Laut Pincamp-Presseprecher Thomas Reimann buchen viele ihren Haupturlaub im Sommer schon weit im Voraus. Spätestens im Januar oder Februar schnellen die Buchungszahlen nach oben. Manche Plätze sind sogar schon über ein bis zwei Jahre im Voraus gebucht – vor allem, wenn sie eine besonders gute Aussicht oder andere Besonderheiten bieten.
Hinzu kommt, dass sich das Frühbuchen auch preislich lohnt: "Immer mehr Campingunternehmer gehen dazu über, ihre Preisgestaltung zu flexibilisieren und nicht mehr mit starren Saisonpreisen zu arbeiten. Das bedeutet, dass bei hoher Nachfrage und geringen Verfügbarkeiten die Übernachtungspreise deutlich steigen.", so Reimann. Das bedeutet: Schnell entscheiden und früh buchen lohnt sich – "vor allem bei bestimmten Ansprüchen an die Lage, zum Beispiel, wenn man einen bestimmten Stellplatz mit Meerblick haben möchte", so Frank Schaal. Viele Plätze lassen sich auch digital vorab buchen, die Digitalisierung hat vor allem bei touristisch ausgerichteten Plätzen ohne viele Dauercamper längst Einzug gehalten.
Apropos Dauercamper: Der Großteil der Plätze misst ihnen mittlerweile weniger Bedeutung bei. "Jüngere Camper sind mehr unterwegs und wollen mehr sehen als nur einen Platz", erläutert Schaal. "Außerdem lassen sich höhere Erträge mit touristischen Campern als mit Dauercampern machen, die eher geringe Standmieten zahlen."
Stimmung bei den Herstellern zuversichtlich
Etwas durchwachsener als bei den Campingplatzbetreibern ist die Lage bei den Herstellern von Wohnmobilen und Wohnwagen. Nach enormen Boom-Jahren und hoher Nachfrage während der Corona-Pandemie litten sie zunächst unter Teilemangel und kamen nicht mit der Produktion hinterher. Als dann die Teile wieder lieferbar waren, fielen die pandemiebedingten Reisebeschränkungen weg – die Deutschen stiegen nicht mehr nur in den Camper, sondern auch wieder ins Flugzeug. Das führte zu hohen Lagerbeständen, vor allem bei den kompakten Camping-Fahrzeugen. Der große deutsche Hersteller Knaus-Tabbert musste zwischenzeitlich seine Produktion in mehreren Werken stilllegen, der Aktienkurs rutschte massiv nach unten (lesen Sie hier mehr dazu).
Dennoch ist der Caravaning-Verband CIVD optimistisch, was die Zukunft betrifft: 96.392 neu zugelassene Reisemobile und Caravans bedeuten ein Wachstum von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und das drittbeste Gesamtergebnis generell. Nur in den Jahren 2020 und 2021, als jeweils die 100.000er-Marke geknackt wurde, führte die coronabedingte Sonderkonjunktur zu höheren Zulassungszahlen. Die Zahlen wurden bei der Campingmesse CMT in Stuttgart vorgestellt – hier sehen Sie die wichtigsten Neuheiten.
Embed
- Neue Gewichtsgrenzen bei Führerschein? Warum Besitzer der Klasse B hoffen können
Wie schon in den zurückliegenden Jahren waren 2024 erneut die Reisemobile die eigentlichen Wachstumstreiber. Mit 74.718 Neuzulassungen in den vergangenen zwölf Monaten haben sie das Vorjahresergebnis sogar um 9,1 Prozent übertroffen und damit auch das kleine Minus der Wohnwagensparte von 1,0 Prozent wettgemacht. Hier wurden 21.674 Einheiten registriert. Bei den Besitzumschreibungen gebrauchter Fahrzeuge gab es sogar einen neuen Rekord: 187.219 Caravans und Wohnmobilen fanden neue Besitzer.
Ähnlich zeigt sich die Entwicklung im europäischen Markt. Insgesamt wurden über 221.000 Freizeitfahrzeuge zugelassen, was einem Plus von 5,2 Prozent entspricht. Bei über 160.000 neu registrierten Reisemobilen betrug der prozentuale Zuwachs sogar 9,6 Prozent, während der Rückgang bei den Wohnwagen mit 60.865 Einheiten (minus 4,7 Prozent) stärker ausfiel. Nur die Niederlande konnte mit 7.192 Neuzulassungen bei den Wohnwagen ein Plus von 6,1 Prozent verzeichnen. Hinter dem mit großem Abstand stärksten Markt Deutschland belegen im Gesamtergebnis Frankreich und Großbritannien die Plätze zwei und drei.
- Telefonisches Interview mit Frank Schaal
- Schriftliches Statement von Thomas Reimann
- Mit Material der Presseagentur SP-X