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Knigge zu Weihnachten: Tipps für Gastgeber an den Feiertagen


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Ärger vermeiden
Knigge-Experte: Gute Gastgeber haben eine "stille Reserve"

  • T-Online
InterviewVon Jennifer Buchholz

21.12.2024 - 18:59 UhrLesedauer: 3 Min.
Festtafel: Auch Fisch essen viele an Weihnachten.Vergrößern des Bildes
Festliche Tafel: Einige Gäste greifen gerne mehrfach zu. (Quelle: gpointstudio/getty-images-bilder)
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Für Festtagsessen benötigen Gastgeber besondere Vorkehrungen, um jeden Gast zufriedenzustellen. Wie kluge Planung dabei hilft und weshalb eine "stille Reserve" essenziell ist.

An den Festtagen wird gerne und viel gegessen. Gäste freuen sich auf ein üppiges, wohlschmeckendes Mahl und eine gute Atmosphäre. Für Gastgeber sind die Festlichkeiten jedoch oft stressig: Sie müssen alles vorbereiten, kochen und darauf achten, dass stets genug Essen und Getränke vorhanden sind. Problematisch wird es dann, wenn beispielsweise bestimmte Speisen bereits aus sind, weil ein Gast besonders großen Appetit hat. Wie sollten sich Gastgeber in der Situation verhalten? Und können sie diese unangenehme Situation vermeiden? Das hat t-online den Knigge-Experten Jonathan Lösel, den Vorstand des Deutschen Knigge-Rats, gefragt.

t-online: Herr Lösel, sollten sich Gäste aus Höflichkeit kleinere Portionen vom Festtagsessen nehmen, um sicherzustellen, dass andere Gäste ebenfalls genug bekommen?

Jonathan Lösel: Ja, das ist in der Tat eine höfliche und rücksichtsvolle Geste. Gerade beim ersten Servieren empfiehlt es sich, moderate Portionen zu wählen. Dies zeigt nicht nur Wertschätzung für die anderen Gäste, sondern auch Respekt vor der Planung des Gastgebers. Wenn später sichtbar wird, dass noch genügend Speisen übrig sind, kann man sich selbstverständlich gerne nachholen.

Einfach so, kommentarlos?

Ein dezenter Hinweis wie: "Darf ich mir noch etwas nehmen, oder möchte jemand anderes zuerst?" unterstreicht Ihre Rücksichtnahme und Ihre guten Manieren. Eine charmante und zuvorkommende Variante, die den Blick auf andere richtet, könnte lauten: "Wem darf ich noch etwas Salat anbieten?" – bevor man selbst zugreift, sollte niemand Interesse zeigen. Solche kleinen Gesten tragen zu einer angenehmen Tischatmosphäre und Feierkultur bei.

Wie häufig darf oder sollte man sich (als Gast) nachnehmen? Ab wann wird es unangenehm, weil man zur gierig ist?

Das Nachnehmen ist grundsätzlich erlaubt und wird sogar als ein Zeichen der Wertschätzung für die Kochkünste des Gastgebers angesehen. Doch auch hier gilt: Achtsamkeit ist entscheidend und eine höfliche Rückfrage wichtig.

Zudem ist es ratsam, die verbleibende Menge im Blick zu behalten und zu bedenken, ob andere Gäste ebenfalls noch Appetit haben könnten. Dabei hilft ein Blick auf das Besteck: Ein auf "20 nach 4" abgelegtes Besteck zeigt, dass der Gast mit dem Essen fertig ist.

Gibt es für Gastgeber einen angemessenen Weg, darauf hinzuweisen, dass ein Gast zu großzügig mit seiner Portionierung war und dadurch andere Gäste nicht satt wurden?

Eine solche Situation erfordert Fingerspitzengefühl, um niemanden in Verlegenheit zu bringen. Statt den Gast direkt darauf hinzuweisen oder zu kritisieren, kann der Gastgeber die Situation charmant lenken, etwa mit einem Kommentar wie: "Unsere Gans ist heiß begehrt! Wenn wir alle zunächst mit einer kleineren Portion starten, kann jeder ein Stück davon genießen."

Noch eleganter ist es, als Gastgeber solche Situationen durch vorausschauendes Handeln gar nicht erst entstehen zu lassen. Indem Sie beispielsweise die Gans selbst portionieren und servieren, stellen Sie eine faire Verteilung sicher – dezent und souverän, ohne dass es zu Engpässen oder gar unangenehmen Hinweisen kommen muss.

Jonathan Lösel, Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rats
Jonathan Lösel, Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rats (Quelle: Rainer Waelde, Deutscher Knigge-Rat)

Jonathan Lösel, Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rats, setzt sich für die Renaissance der Werte und Tugenden ein. Zusammen mit seinem Team gibt er hierzu Empfehlungen für zeitgemäße, moderne Umgangsformen.

Welche Vorbereitungen können Gastgeber treffen, um auch bei unerwartet großem Appetit ihrer Gäste nicht in Verlegenheit zu geraten?

Ein vorausschauender Gastgeber ist auf Eventualitäten vorbereitet und sorgt durch kluge Planung dafür, dass unerwartete Situationen entspannt gemeistert werden können. Zwei bewährte Strategien bieten hier besondere Sicherheit:

1) Klare Kommunikation und Führung: Beginnen Sie das Essen mit einleitenden Worten, die nicht nur Freude auf das gemeinsame Festessen wecken, sondern auch Orientierung bieten: "Ich freue mich, dass ihr alle hier seid! Heute haben wir ganz traditionell einen Gänsebraten vorbereitet, der zunächst portioniert wird, damit er schön warm bleibt. Wenn später noch jemand Lust auf einen Nachschlag hat, meldet euch einfach." Solche kurze Anleitungen nehmen Unsicherheiten und fördern eine entspannte Atmosphäre, in der sich alle Gäste gut aufgehoben fühlen.

2) Vorräte einplanen: Halten Sie zusätzliche Beilagen oder leicht zuzubereitende Speisen wie Brot, Salate oder Aufläufe bereit, um flexibel auf den Appetit Ihrer Gäste reagieren zu können. Diese "stillen Reserven" sind eine ideale Lösung, falls die Hauptspeisen nicht ausreichen sollten. Gleichzeitig empfiehlt es sich, maßvoll zu planen, um unnötige Reste zu vermeiden.

Vielen Dank, Herr Lösel.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Jonathan Lösel, Vorstand des Deutschen Knigge-Rats
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