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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der lange Weg durch die Südsee Mit dem Frachtschiff zu den entlegensten Inseln der Welt
Das Schiff "Aranui 3" ist eine Kombination aus Fracht- und Passagierschiff und beliefert die Marquesas-Inseln am Ende der Welt mit allem, was man zum Leben braucht: unter anderem Kühlschränke, Autos, Tiefkühlhähnchen, Bier, Schulblöcke und Kondome. 1600 Kilometer hat der alte Dampfer schon hinter sich, wenn er aus Tahiti kommend im ersten Hafen der Marquesas einläuft - in Taiohae, dem größten Ort der Hauptinsel Nuku Hiva. Und weitere 5000 Kilometer ist er unterwegs, bevor er nach 14 Tagen wieder in seinem Heimathafen Papeete anlegt. Der Schiffsname ist da Programm - Aranui bedeutet "langer Weg". Auch als Passagier kann man mit dem Frachtschiff auf die große Kreuzfahrt gehen. Ein paar Eindrücke von den paradiesischen Inseln präsentieren wir Ihnen in unserer Foto-Show.
Die Marquesas - die etwas anderen Südseeinseln
Die Marquesas sind anders, als man sich Südseeinseln gemeinhin vorstellt. Es sind keine flachen Atolle mit weiten Sandstränden. Hier ragen steile Berge in den Himmel, Überbleibsel vorzeitlicher Vulkane, bizarr geformt und von weitem sichtbar. Entsprechend führt der Weg nach Kamuihei steil und aussichtsreich nach oben. Von der einst größten Stadt der Inselgruppe sind nur noch Ruinen übrig geblieben. Etwa 10.000 Menschen wohnten vor Ankunft der europäischen Entdecker in dem engen Tal - das sind ebenso viele, wie heute insgesamt auf den sechs bewohnten Inseln der Marquesas leben. Von der Kultur dieser Ureinwohner weiß man wenig. Vieles bleibt im Reich der Legende und Spekulation.
Nachdem die "Aranui" auf Nuku Hiva ihre Fracht entladen hat, fährt sie weiter zur Nachbarinsel Ua Pou. Dort ist Moana Kohumoetini zu Hause. Der 36-Jährige arbeitet an Bord des Schiffes als Ober und tritt auch dann in Aktion, wenn sich einer der Kreuzfahrtgäste ein Tattoo stechen lassen will. Eigentlich ist Kohumoetini Tätowierer. Schwer zu erraten ist das nicht, denn sein Körper ist eine einzige Bildergalerie, sogar seine rechte Gesichtshälfte ist tätowiert. "Das sind die Symbole für Zukunft und Vergangenheit", erklärt der muskulöse Mann, dessen Shirt über dem Bizeps spannt. Nirgends auf der Welt haben Tattoos eine solche Tradition wie auf den Marquesas. Bevor die Weißen auf die Inseln kamen, waren sie die am Körper getragene Lebens- und Familiengeschichte. Junge Männer erhielten ihr erstes Tattoo, wenn sie einen Krieger eines gegnerischen Stammes getötet hatten. Mit jeder zusätzlichen Heldentat verdiente man sich eine weitere auf den Körper gestochene Auszeichnung. Je höher gestellt eine Person war, desto reichhaltiger war der Körperschmuck.
Jungfrau statt Penis
Ua Pou bedeutet die zackige Insel. Mit ihren steil in den Himmel ragenden Bergen, die aussehen wie riesige umgedrehte Zuckertüten, überdimensionale Füllfederhalter oder mahnende Zeigefinger von Riesen, macht sie ihrem Namen alle Ehre. Die Ureinwohner waren in der Namensgebung deutlicher - sie nannten die schönste Bucht der Insel, die Form der Berge durchaus treffend beschreibend, "Bucht der Penisse". Das aber trieb den Missionaren die Schamesröte ins Gesicht und da die Worte "Penis" und "Jungfrau" in der Sprache der Einheimischen ähnlich klingen, ordneten sie umgehend die Umbenennung in Jungfrauenbucht an. Oft umschmeicheln Wolken die Gipfel der Insel. Sie scheinen dankbar zu sein, mitten im unendlichen Pazifik Berge gefunden zu haben, an das sie sich anlehnen können. Und so als wüssten sie, dass sie sich auflösen werden, sobald sie die Insel verlassen, klammern sie sich mit besonderer Energie an den Felsen fest.
Vielen gilt Ua Pou als die schönste Insel der Marquesas. Die berühmteste dagegen ist Hiva Oa. Sie ist vor allem mit den Namen Paul Gauguin verbunden. Der weltberühmte französische Maler lebte hier vom Herbst 1901 bis zu seinem Tod im Jahre 1903. Auf die Inseln am Ende der Welt zog er sich enttäuscht zurück, nachdem er vorher einige Jahre in Tahiti gelebt und dort vergeblich seiner Vision eines unverfälschten Lebens in der Südsee, mit grandioser Natur und sinnlichen Frauen, nachgespürt hatte. In Atuona, dem größten Ort auf Hiva Oa, erinnern heute ein Museum, in dem allerdings ausschließlich schlechte Kopien seiner Werke zu sehen sind, und der Nachbau seines Hauses an Gauguin.
Fatu Hiva - die entlegenste Marquesas-Insel
Fatu Hiva ist die entlegenste Insel der Marquesas. Die wenigen Menschen, die hier leben, sind besonders davon abhängig, dass die "Aranui" regelmäßig vor ihrer Insel vor Anker geht. Das Schiff bringt Vorräte und Touristen. Und es holt die vollgestopften Säcke mit Kopra - getrocknetem Kokosfleisch - ab. Kopra ist die einzige Einnahmequelle für die Inselbewohner neben den Souvenirs: Bilder auf Taparinde, geschnitzte Holzfiguren, Statuen aus Walzahn und Kuhhorn oder ein Fläschchen Monoi sind die Verkaufsschlager. Monoi ist ein aus Kokosöl, Sandelholz und den Blüten des Tiarebaums hergestelltes Hautöl, das dem Reisenden den Duft der Südsee bis ins heimische Wohnzimmer trägt.
Weitere Informationen:
- Aranui: Das Schiff bricht alle drei Wochen von Papeete zu einer Rundfahrt über das Tuamoto Archipel (Rangiroa) zu allen bewohnten Inseln der Marquesas auf. Preis pro Person in der günstigsten Kabinenkategorie ab zirka 3800 Euro, Preis im Schlafsaal ab zirka 2300 Euro, jeweils inklusive aller Mahlzeiten und Ausflüge. Voraussichtlich im Oktober 2015 wird die "Aranui 3" durch die komfortablere "Aranui 5" ersetzt (eine "Aranui 4" gibt nicht, weil die Reedereifamilie chinesische Wurzeln hat und in China die Zahl vier für Unglück steht), www.aranui.com.
- Tahiti Tourisme: Repräsentanz für Deutschland, Österreich und Schweiz, c/o Eyes2market GmbH, Fasanenstraße 2, 25462 Rellingen, Tel.04101/6968802, www.tahiti-tourisme.pf.
- Anreise: Air Tahiti Nui fliegt mehrmals wöchentlich (in der Hochsaison täglich) von Paris nach Papeete auf Tahiti. Durch die Zusammenarbeit mit Air France können Gäste von Deutschland auf dem Air Tahiti Nui Ticket ab Frankfurt nach Paris anreisen. www.airtahitinui.com, Tel. 01805/40858574.