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Gefängnis-Sightseeing: Touren der etwas anderen Art


Gefängnis-Sightseeing
Sieben Orte, an denen schwere Jungs einsaßen

Kaum ein Ort verursacht so viel beklemmendes Gruseln wie ein Gefängnis. Wir stellen sechs Kittchen vor, wo einst schwere Jungs ihre Strafen absaßen. Und eine Gefängnisinsel, auf der es heute noch zu Begegnungen von Touristen und Insassen kommt. Ein paar Eindrücke der Gefängnisse sehen Sie auch in der Foto-Show.

Aktualisiert am 15.04.2016|Lesedauer: 4 Min.
srt, Brigitte von Imhof
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Alcatraz: Hollywood der Schwerverbrecher

Die berühmteste Gefängnisinsel der Welt gehört gleichzeitig zu den größten Besucherattraktionen von San Francisco mit über einer Million Besuchern pro Jahr. Auf der 8,5 Hektar großen Insel in der Bucht von San Francisco saßen "America's Most Wanted", ihre Strafen ab, von Al Capone über George "Machine Gun" Kelly bis Alvin "Creepy" Karpis. Den Ruhm von Alcatraz haben auch die Hollywoodfilme "Der Gefangene von Alcatraz", "Die Flucht von Alcatraz" oder "The Rock" befeuert. Nach einem spektakulären Fluchtversuch im Juni 1962 ordnete der damalige Justizminister Robert F. Kennedy die Schließung des Hochsicherheitsgefängnisses an.

Einst Staatsgefängnis, heute eine nationale Gedenkstätte und Besuchermagnet - das Kilmainham Gaol in Dublin.Vergrößern des Bildes
Einst Staatsgefängnis, heute eine nationale Gedenkstätte und Besuchermagnet - das Kilmainham Gaol in Dublin. (Quelle: Tourism Ireland/SRT-bilder)

Gefängnisinsel Gorgona: Leichte Weine, schwere Jungs

Die nördlichste und kleinste Insel des Toskanischen Archipels ist die letzte Gefängnisinsel in Europa mit "echten" Insassen. Rund 70 Gefangene verbringen auf dem 2,2 Quadratkilometer großen Eiland die letzter Phase ihrer Strafe. Im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms arbeiten sie auf dem Bauernhof, auf den Feldern – oder im Weinberg: Fast 3000 Flaschen des leichten, fruchtigen Weißweins "Gorgona" werden jährlich abgefüllt, die reißenden Absatz finden. Die Insel ist für kleine Wandergruppen geöffnet, die mit dem Schiff für einen Tag auf Gorgona festmachen. Die Guides würzen den Spaziergang mit allerhand Anekdoten von der Gefängnisinsel. Von spektakulären Ausbruchversuchen etwa oder der Schwärmerei mancher Häftlinge für eine attraktive Gefängnisärztin.

Nürnbergs Lochgefängnisse: Foltern auf Fränkisch

Nur wenige Schritte vom Hauptmarkt entfernt befinden sich in den Kellergewölben des prächtigen Rathausbaus aus Nürnbergs großer Zeit die sogenannten Lochgefängnisse. Sie wurden bereits im 14. Jahrhundert eingerichtet und dienten als Verwahrungsort der Angeklagten bis zur Urteilsvollstreckung. Zwölf kleine Zellen und eine größere, ihrer Ausmaße wegen "Kapelle" genannte Folterkammer vermitteln ein bedrückendes Bild des schaurigen Rechtsgebarens früherer Zeiten.

Kilmainham Gaol: Mutter aller Gucklöcher

Das frühere Staatsgefängnis Kilmainham Gaol in Dublin ist heute eine nationale Gedenkstätte und Besuchermagnet. Erbaut 1795, war es bis zu seiner Schließung im Jahr 1924 das Gefängnis, in dem so ziemlich jeder bedeutende irische Freiheitskämpfer irgendwann einmal einsaß – und so mancher auch hingerichtet wurde. Kilmainham Gaol gilt als Hochburg des viktorianischen Strafvollzugs. Königin Viktoria (1837 bis 1901) vertraute sehr auf den erzieherischen Effekt der Inhaftierung. Entsprechend viel Zeit und Ideen flossen in Planung und Bau der Gefängnisse. Erstmals kam hier das Guckloch zum Einsatz, das "never sleeping eye", durch das die Wärter die Insassen jederzeit kontrollieren konnten.

Berlin-Hohenschönhausen: Erst Sowjets, dann Stasi

Von Ende 1946 an diente Schönhausen der sowjetischen Besatzungsmacht als zentrales Untersuchungsgefängnis für Deutschland. Zu den prominentesten Häftlingen der Sowjets gehörte der Theater- und Filmschauspieler Heinrich George, dem unter anderem die Beteiligung an NS-Propagandafilmen vorgeworfen worden war. Nach Gründung der DDR übernahm das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) das sowjetische Kellergefängnis und nutzte es von nun an als seine zentrale Untersuchungshaftanstalt. 1960 wurde der Neubau in Betrieb genommen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden über 11.000 Menschen inhaftiert, die der kommunistischen Diktatur im Weg standen. In der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, die auf dem Gefängnisgelände erreichtet wurde, erhalten Besucher einen Einblick in dieses Stück deutscher (Un-)Rechtsgeschichte.

Tower of London: Königliche Endstation

Der letzte Gefangene, der im Tower of London hingerichtet wurde, war der deutsche Spion Josef Jakobs. Das war am 15. April 1941, und damit endete die Geschichte des berüchtigt-gefürchteten Kerkers. Im Laufe ihrer langen, im Jahr 1101 beginnenden Geschichte diente die Festung auch als königliche Residenz, Waffenkammer, Zoo, Garnison, Museum, Münzprägestätte und Archiv. Rund 2,5 Millionen Besucher zählt der Tower pro Jahr. Hauptattraktion sind die Britischen Kronjuwelen, von denen ein kleiner Teil ausgestellt ist.

Robben Island: Zelle mit Ausblick

Zwölf Kilometer vor Kapstadts Küste gelegen, gab es für die Gefangenen von Robben Island kein Entkommen. Nelson Mandela und andere Apartheid-Gegner saßen hier viele Jahre ein und mussten von früh bis spät im Steinbruch arbeiten. Heute ist die Haftanstalt eine Gedenkstätte, die Insel Weltkulturerbe. Die Fremdenführer sind zum Teil ehemalige Gefangene und erwecken dieses traurige Kapitel in der Geschichte Südafrikas auf bewegende Weise zum Leben. Im ehemaligen Gefängnis gibt es unter anderem die fünf Quadratmeter große Zelle zu besichtigen, in der Mandela einsaß. Durch einen Fensterschlitz konnte er nach Kapstadt und zum Tafelberg sehen – ein traumhafter Ausblick, den der Freiheitskämpfer wahrscheinlich nicht wirklich genießen konnte.

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