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Reisen | Alaska: Der Bison-Flüsterer


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Alaska: Der Bison-Flüsterer

Mona Contzen

04.04.2014Lesedauer: 4 Min.
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Mike Miller kämpft für die Bisons in AlaskaVergrößern des Bildes
Mike Miller kämpft für die Bisons in Alaska (Quelle: 04.04.2014/Mona Contzen/srt)

Nach fast 100 Jahren kehren die mächtigsten Landsäugetiere Nordamerikas nach Alaska zurück - ein , das sich zu einer Touristenattraktion entwickelt hat. Der Begründer des Projekts gilt in Alaska als Mensch, der die legendären Tiere Amerikas versteht.

Der Bison steht nur wenige Meter entfernt von der alten Schwarzfichte, hinter der sich der Holikachuk-Indianer versteckt hat. Dieses Mal muss der Schuss sitzen. Seit Tagen schon sucht der Indianer nach einem Waldbison. Das Fleisch brauchen sie dringend. Er zielt auf die Lunge. Schuss.

Seit 80 Jahren ausgestorben

Der Abschuss des letzten Waldbisons in Alaska, er könnte so ausgesehen haben. Seit über 80 Jahren sind die Waldbisons, die größeren Verwandten der Präriebisons in Amerika ausgestorben. Eine Rettung in letzter Minute wie in Kanada kam in Alaska zu spät.
Mike Miller will das ändern und den Bisons mit dem "Alaska Wood Bison Reintroduction Program" wieder zu ihrem rechtmäßigen Platz in der Natur verhelfen. Es ist das Projekt seines Lebens und "Amerikas wohl bedeutendster Beitrag zum Tierschutz in diesem Jahrhundert", sagt Mike. >>

Aus gut 100 wilden Bisons, die aus Kanada nach Alaska gebracht wurden, soll eine neue Population erwachsen. Im "Alaska Wildlife Conservation-Center" nahe Portage, das Mike selbst gegründet und in nur wenigen Jahren zu einer der meistbesuchten Touristenattraktionen des Staates gemacht hat, bereitet der 57-Jährige die Tiere auf die Freiheit vor.

25 Jahre mit Bisons verbracht

Mike gilt als Robert Redford Alaskas: Der Bison-Flüsterer, den die Tiere schon an seinem leicht hinkenden Gang erkennen. "Ich habe 25 Jahre meines Lebens mit Bisons verbracht", sagt er. "Sie sind so etwas wie meine Religion geworden." Seine 130 Tiere lässt Mike kaum aus den Augen. Im April 2015 werden die ersten Bisons ausgewildert.

Seit zwei Jahren schon laufen medizinische Tests, um sicherzustellen, dass keine Krankheiten die Überlebenschancen der Population mindern. Nur etwa 50 Tiere machen den Anfang. >>

Die verbleibenden Kühe und Bullen müssen im Zuchtprogramm weiter für Nachwuchs sorgen. Seit das Bison-Programm ins Leben gerufen wurde, kämpft Mike um die öffentliche Aufmerksamkeit - und um Genehmigungen. "Die Planung muss alle Interessengruppen einbeziehen, wir brauchen die Unterstützung der Bevölkerung", sagt er. Dann erst folgt die logistische Meisterleistung: In Pferdeboxen werden die bis zu 1500 Kilo schweren Bisons ausgeflogen zum 725 Kilometer nordwestlich gelegenen Shageluk.

Die neue Heimat der Bisons: Das Innoko National Wildlife Refuge, so groß wie Schleswig-Holstein, abgelegen und isoliert - selbst für alaskische Verhältnisse. Eine einmalige Wildnis, die mit ihrem Reichtum an Elchen, Grizzlybären, Wölfen und nicht zuletzt den seltenen Waldbisons durchaus Touristen anlocken und Geld in die Kassen spülen kann.

Bison-Program umstritten

Zwei bis drei Millionen Dollar müssen in das Bison-Projekt investiert werden, schätzt Mike. An der Finanzierung beteiligen sich neben dem Staat auch zahlreiche private Vereinigungen. Trotzdem ist das Programm nicht unumstritten. Vor allem der Öl- und Gasindustrie sind die geplanten Auswilderungen in den Yukon und die Minto Ebenen, die ab 2017 stattfinden sollen, ein Dorn im Auge.

In gut 20 Jahren sollen die wilden Bisons trotzdem die 30.000er Marke sprengen, so hofft Mike. Ein ehrgeiziges Ziel angesichts der Entwicklung in Kanada, wo die Population nach all den Jahren auf gerade einmal 11.000 Tiere angewachsen ist. Doch in Alaska sind die Bedingungen für die gefährdete Art ideal, sind große Teile des Staates doch immer noch so, wie sich ein Europäer den Wilden Westen vorstellt.

Die wilde Natur macht Mike manchmal Sorgen - Hochwasser und schwerer Schneefall könnten seinen Bisons zu schaffen machen. Mit Signalhalsbändern will Mike die Bewegungsmuster der Tiere verfolgen. Doch schon jetzt ist er Tag und Nacht für seine Bisons da. >>

Auf fast 1,5 Millionen Quadratkilometern - einer Fläche so groß wie Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen - leben gerade einmal 710.000 Menschen. Wer in Alaska wohnt, das in der Sprache der Ureinwohner Alyeska, großes Land, heißt, der nennt sich selbst mit Stolz Alaskaner und nicht Amerikaner. Und wer sich für die Einsamkeit und die Natur entscheidet, der tut das mit der Leidenschaft desjenigen, der sich für sein Leben nichts anderes vorstellen kann.

Ob es der Goldgräber ist, der tagtäglich auf der Suche nach dem Glück ist, der Kapitän, der nichts mehr genießt als einem Wal in die riesigen Augen zu blicken, oder der Hundeschlittenführer, der sich über Tausende Kilometer durch die eisige Kälte ziehen lässt.

Mike Miller ist nur einer von vielen Amerikanern, die in Alaska ihren Traum leben. Der Bison steht nur wenige Meter entfernt. Das dichte, fast schwarze Fell verströmt einen herben Geruch. "Es ist faszinierend, wie viel Stärke sie daraus ziehen, nur Gras zu fressen", flüstert Mike in die Stille hinein. Einige Kilometer weiter zieht eine Herde an den Kuskowim Mountains vorbei. So könnte sie aussehen, die Zukunft der Waldbisons in Alaska.

Weitere Informationen:

Anreise: Mit Icelandair ab Frankfurt über Reykjavik (Tel. 069/29 99 78, www.icelandair.de) oder mit Condor über Seattle nach Anchorage (Tel. 01806/76 77 67, www.condor.com).
Veranstalter: Canusa Touristik bietet Busrundreisen ab 999 Euro bei eigener Anreise an. Auch Wohnmobile oder Autos werden hier vermietet (Nebendahlstr. 16, 22041 Hamburg, Tel. 01805/30 41 31, www.canusa.de).
Besonderheiten: Das Alaska Wildlife-Conservation Center ist täglich geöffnet: September bis Februar 10-17 Uhr, Februar bis Mai 10-18 Uhr, Mai bis September 8-18 Uhr (Mile 79 Seward Highway, Girdwood, 99587 Alaska, Tel. 001/907 783 2025, www.alaskawildlife.org).
Auskunft und Kontakt: Visit Anchorage (524 W. Fourth Avenue, Anchorage, 99501 Alaska, Tel. 001 / 907 257 2363, www.anchorage.net)

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