Reisen ohne Geschrei Scharfe Kritik an Idee von europäischer Airline
Wer kennt es nicht: Man sitzt im Flugzeug, hat den Sitz zurück gekurbelt und plötzlich fängt ein Kleinkind an zu schreien. Der Vorstoß einer Airline sorgt nun für Kritik.
Lange Flugreisen können schon für Erwachsene eine Qual bedeuten, erst recht aber für Kleinkinder. Im Flugzeug sind sie oft schwer zu bändigen, wackeln an den Sitzen und haben den Drang zu reden oder zu schreien, wenn es ihnen nicht gut geht. Ohrenstöpsel hin oder her: Das kann auf langen Strecken sowohl für Eltern als auch Mitreisende stressig werden. So dachte sich das wohl auch die türkisch-niederländische Fluggesellschaft Corendon Airlines, als sie verkündete, ab November auf einer ihrer Strecken eine kinderfreie Zone im Flieger zu testen.
Doch das Konzept der niederländisch-türkischen Airline ist umstritten. Der Vorstoß für die Zone "Nur für Erwachsene" sorgt in den sozialen Medien und Kommentarspalten von Artikeln für viele Kommentare und auch Kritik.
So bemerken einige Menschen, dass sie sich durch die Manieren anderer Erwachsener und nicht durch das Verhalten von Kindern auf Flügen gestört fühlten. "Vor Kurzem saß ich auf einem Flug neben einem dreizehnjährigen Jungen ... er war eines der nettesten und höflichsten Kinder, die ich je getroffen habe. Es sind die Erwachsenen, die ein paar Manieren im Flugzeug lernen müssen. Kann ich getrennt von ihnen sitzen?", schrieb eine Person auf X, vormals Twitter, zu dem Konzept.
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Andere Nutzer warfen die Frage auf, ob die Trennung des Abteils durch einen Vorhang ausreichend sei. "Ist das dann schallisoliert?", kommentierte etwa eine Person auf X. Sonst sei es ja wie der Versuch, Raucher nach hinten zu setzen.
Viele andere Menschen bezeichneten den Vorstoß für kinderfreie Abteile im Flieger aber auch als gute Idee. "Ich hoffe, die Restaurants haben die gleiche Idee, verlangen aber keine zusätzlichen Gebühren", schrieb ein Nutzer.
Erste EU-Airline, die das Konzept testet
Corendon ist die erste europäische Fluggesellschaft, die einen Teil des Kabinenraums ausschließlich für Erwachsene aufmacht. Sollte die Maßnahme erfolgreich sein, könnten künftig auch andere EU-Airlines auf den Zug aufspringen.
Andere internationale Fluggesellschaften haben bereits ähnliche Programme eingeführt, darunter AirAsia X, eine Billigfluggesellschaft mit Sitz in Malaysia. Seit dem Start im Jahr 2013 hat die Fluggesellschaft auf allen Strecken sieben Sitzreihen für Gäste ab zehn Jahren auf A330-Langstreckenflügen reserviert. Diese Option erfreut sich bei den Kunden nach wie vor großer Beliebtheit. Innerhalb der letzten drei Monate wurden mehr als 35.000 Sitze in der "Quiet Zone" (Ruhezone) gekauft, wie es von der Fluggesellschaft heißt.
Atilay Uslu, Gründer von Corendon, verteidigte im Pressetext der Airline das Konzept: "An Bord unserer Flüge sind wir stets bestrebt, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen." Die Airline wolle mit dem Angebot eine ruhebedürftige Zielgruppe direkt ansprechen.
- x.com
- washingtonpost.com: "This airline is offering a kid-free zone — for a fee" (englisch)
- spiegel.de: "Airline führt kinderfreie Bereiche ein – gegen Aufpreis"