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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Versunkenes Dorf Das Edersee-Atlantis soll schöner werden
Der Edersee ist ein Wander- und Wassersportparadies, er hat aber auch noch eine ganz andere Attraktion in petto. Bei niedrigem Wasserstand kommen die Ruinen eines versunkenen Dorfes ans Licht. Und genau die will eine Initiative jetzt wieder aufbauen. Sehen Sie das Edersee-Atlantis auch in unserer Foto-Show.
Normalerweise erscheinen die Grundmauern des Dorfes Berich im Herbst, wenn der Stausee wenig Wasser führt. Wegen der großen Sommerhitze kamen die Ruinen dieses Jahr sogar deutlich früher zum Vorschein.
Grundmauern sollen neu aufgebaut werden
Besucher kommen oft, um sich die Grundmauern Berichs anzusehen. Auch eine Brücke, ein Friedhof sowie ein Miniaturmodell der Edersee-Staumauer kommen dann zum Vorschein. Doch künftig soll es deutlich mehr zu sehen geben, wenn es nach Uwe Neuschäfer geht.
"Mir liegt daran, dass solche Dinge erhalten bleiben", sagt Uwe Neuschäfer. Der 58-Jährige gründete 2012 einen Förderverein zum Erhalt der Dorfstelle Berich. Mit Vereinsbeiträgen und Spendengeldern soll der teilweise Wiederaufbau gelingen. "Wir wollen mit den Grundmauern andeuten, dass hier mal ein Dorf stand", sagt er.
Vor mehr als 100 Jahren verschlang der neue Stausee die Überreste des Dorfes Berich. Es blieb nicht viel mehr als einige Steinhaufen. Die alten Häuser wurden zerstört. Ihre Kirche allerdings hatten die rund 50 Familien aus Berich nach Neu-Berich mitgenommen. Das liegt etwa 30 Kilometer entfernt.
Gemauert werden kann nur, wenn der Wasserstand niedrig ist
Bereits im Oktober 2013 begann der Förderverein damit, alte Grundmauern freizulegen. Eine Woche lang mauerten Lehrlinge der Kreishandwerkerschaft - mittlerweile stehen einige der 50 Zentimeter hohe Mauern. In diesem Jahr sollen die Grundmauern des größten Hofes der alten Dorfstelle komplett fertiggestellt werden, dazu gehören das Wohnhaus der Familie Heinrich Knüppel, ein Schweinestall, ein weiterer Stall und eine Scheune.
In 20 bis 30 Jahren sollen rund 20 Häuser fertig sein, wie Neuschäfer sagt. Dass es so lange dauert, hat unter anderem finanzielle Gründe.
Restaurierung sehr teuer
Der Aufbau eines Hauses kostet etwa 8000 bis 10.000 Euro. Und es hat mit dem Pegel des Edersees zu tun. Gemauert werden kann nämlich nur, wenn das 200 Millionen Kubikmeter fassende Gewässer zum Ende eines trockenen Sommers viel Wasser abgegeben hat.
2014 etwa konnte überhaupt nicht daran gearbeitet werden. Der Wasserstand des Edersees war nicht tief genug gefallen, um die Dorfstelle trockenzulegen. Und mit dem Bau allein ist es auch nicht getan. "Alle zehn Jahre muss neu gefugt werden", sagt Neuschäfer.
Besucher sollen in den Ruinen spazieren gehen können
"Wir wollen das Dorf erlebbar gestalten", sagt Neuschäfer. Wenn die Mauern stehen und vielleicht sogar Wege gepflastert sind, könnten Touristen wie vor mehr als 100 Jahren die Bewohner durch das Dorf laufen.
Die restaurierten Gebäude sollen noch mehr Besucher anziehen. Ein Standbein der Region sei nunmal der Tourismus am Edersee, sagt Neuschäfer. "Nach dem Sommer mit den Badegästen verlängert das im Herbst die Saison."
Das Edersee-Atlantis entwickele sich zum Touristenmagneten, sagt auch der Geschäftsführer der Edersee Touristic, Claus Günther. "Die Leute fragen schon, wo man was sehen kann."
Weitere Informationen:
- Anreise: Mit dem Auto über die A44 bis Diemelstadt, weiter Richtung Korbach zum Edersee. Oder mit der Bahn über Kassel ins Edertal.
- Kontakt: Edersee Touristik GmbH, (Hemfurther Str. 14, 34549 Edertal-Affoldern, Tel. 05623/9998-0, www.edersee.com)
- Edersee-Atlantis: Auf einer und dem aktuellen Wasserstand