Salzwiese zum Anschauen Das ist Deutschlands Naturwunder des Jahres 2024
Sie müssen nicht nach Asien oder Amerika reisen, um außergewöhnliche Naturerscheinungen zu erleben. Es gibt sie auch in Deutschland – und sie können besichtigt werden.
Unterirdische Labyrinthe, seltene Gesteinsformationen oder einzigartige Fauna – man muss gar nicht weit reisen, um faszinierende Naturerscheinungen erleben zu können. Spektakuläres gibt es womöglich ganz in Ihrer Nähe zu bestaunen und ist es wert, gesehen, aber auch geschützt zu werden. Die Heinz-Sielmann-Stiftung und der Deutsche Wandererverband rufen jedes Jahr zur Wahl des erstaunlichsten Naturphänomens Deutschlands auf.
Aus den neun zur Wahl stehenden Kandidaten ist nun ein Sieger bestimmt worden. Das sind die beliebtesten Naturphänomene:
Platz 1: Der Langwarder Groden
Der Langwarder Groden auf der Halbinsel Butjadingen (Niedersachsen) hat die diesjährige Wahl zum Naturwunder des Jahres knapp für sich entschieden. Mit 10.530 Stimmen (31,9 Prozent) landet er auf Platz eins. Groden bezeichnet dabei ein mit Gras bewachsenes Deichvorland.
Die im Groden gelegenen Salzwiesen vor dem nördlichen Hauptdeich wurden ab 1930 auf rund vier Kilometer Länge durch einen Sommerdeich vom Gezeiteneinfluss abgetrennt, um die Fläche für die Landwirtschaft besser nutzbar zu machen. Damit ging allerdings auch die natürliche Entwicklung des Watts und der Salzwiesen verloren.
2014 startete im Langwarder Groden ein umfassendes Renaturierungsprojekt, bei dem der Sommerdeich teilweise geöffnet und eine große Fläche wieder dem Einfluss der Gezeiten ausgesetzt wurde, schreibt die Heinz-Sielmann-Stiftung. Seitdem entstanden dort neue Salzwiesen und Lebensräume für Tiere und einzigartige Pflanzen. Von Robben über zahlreiche typische Küstenvögel bis hin zu Krebsen, Muscheln und dem berühmten Wattwurm findet eine enorme Vielfalt an Tieren eine Heimat. Im Frühjahr und Herbst dient der Groden als Rastgebiet für Zugvögel.
- Tipp: Wer die Natur hier vorsichtig und nachhaltig beobachten will, kann das tun. Ein vier Kilometer langer Rundwanderweg sowie ein zwei Kilometer langer, barrierearmer Naturlehrpfad ermöglichen es, diese Entwicklung hautnah mitzuverfolgen.
2. Platz: Rochlitzer Berg in Sachsen
In Sachsen liegt das zweitbeliebteste Naturwunder 2024 – 10.254 Menschen (31 Prozent) haben dafür gestimmt. Es handelt sich um den etwa 350 Meter hohen Rochlitzer Berg. Seit über 900 Jahren wird hier der Rochlitzer Porphyrtuff abgebaut. Das rote Gestein entstand vor 290 Millionen Jahren durch die Ablagerungen eines Supervulkans und wurde für den Bau vieler Kirchen, Gebäude, Stadtmauern und Alltagsgegenstände verwendet.
Heute dienen die alten Gebäude aus der Zeit des Steinbrechens sowie die mit Wasser gefüllten Gruben und Gänge als Lebensraum unter anderem für Fledermausarten, Waldvögel sowie Waldbewohner wie Lurche und Siebenschläfer.
- Tipp: Fernwanderwege wie der Lutherweg Sachsen oder die Via Porphyria führen über den Rochlitzer Berg. Dort erwartet Naturliebhaber ein Zusammenspiel aus altem Buchenwald und rötlichen Felswänden. Entlang des 2,7 Kilometer langen Porphyrlehrpfads erfahren Besucher die Geschichte des Berges.
3. Platz: Vogelsberger Bergmähwiesen in Hessen
Wiesen als Naturwunder? Ja! Wer einmal die Bergmähwiesen des Vogelsbergs in Hessen besucht hat, hat hier Pflanzen gesehen, die es anderswo in Deutschland nicht gibt. Die Wiesenlandschaft verdankt ihren Artenreichtum dem vulkanischen Ursprung der Mittelgebirgslandschaft.
Dank extensiver Bewirtschaftung prägen seltene Pflanzen wie der gefährdete Weichhaarige Pippau oder der Wald-Storchenschnabel die kühl-feuchte Landschaft. Auch Vogelarten wie Wiesenpieper, Wachtelkönig und Braunkehlchen finden auf den nach Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützten Biotopen der Bergmähwiesen optimale Brutbedingungen.
- Tipp: Der Bergmähwiesen-Pfad bei Grebenhain-Herchenhain im Vogelsberg führt als neun Kilometer langer Rundweg durch die Kulturlandschaft des Hohen Vogelsbergs. Acht Stationen mit Stelen informieren über Besonderheiten der Bergmähwiesen und Themen wie "Artenvielfalt und Bedrohung".
Diese Naturphänomene standen außerdem zur Wahl
- Das Fuchslabyrinth der unterirdischen SchandtauberDas Fuchslabyrinth als Teil der Unterirdischen Schandtauber in Baden-Württemberg zählt mit über 14 Kilometern Länge zu den längsten Höhlen Deutschlands. Es beeindruckt durch ein scheinbar endloses, bisher nicht vollständig erforschtes Netzwerk von Passagen.
- Die Rosselhalden mit der Mörschiede BurrDie Mörschieder Burr im Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist ein fast 650 Meter hoher, für den Hunsrück-Hochwald (Rheinland-Pfalz) typischer Höhenrücken. Eine Besonderheit sind die in dem Gebiet und auch an der Burr gelegenen Rosselhalden. Die Gesteinshalden entlang abgeneigter Hänge entstanden durch Verwitterungsvorgänge wie Frostsprengung während der letzten Eiszeit.
- Der Orchideenpfad im UNESCO-Biosphärenreservat BliesgauDer im Südwesten des Saarlandes gelegene Orchideenpfad führt durch das Orchideengebiet Gersheim, das fast die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Orchideenarten beherbergt. Das mediterrane Klima und die nährstoffarmen Böden fördern seltene Lebensgemeinschaften. Teile des Gebiets stehen seit 1957 unter Naturschutz.
- Der Geißkopf bei WölferbüttDer Geißkopf bei Wölferbütt in Thüringen ist einer der beiden Gipfel des Dietrichsbergs im Biosphärenreservat Rhön. Seit 1979 gilt die Blockhalde, die beim Zerfall großer Basaltsäulen entstanden ist, als "geologisches Naturdenkmal". Dahinter befindet sich ein Vulkanschlot aus dem Miozän.
- Die Region EderseeDie Qualitätswanderregion Edersee liegt in der Mittelgebirgsregion der Grimm-Heimat Nordhessen. Zwei Großschutzgebiete erstrecken sich über 70.000 Hektar, in deren Herzen der 27 Kilometer lange Edersee liegt, einer der längsten Stauseen Europas. Rund um den Edersee besticht der Naturpark Kellerwald-Edersee mit wertvollen Naturschutzgebieten. Die werdende Wildnis mit majestätischen Baumriesen ist in Hessens einzigem Nationalpark zu bestaunen.
- Der Hohle Stein im LörmecketalMitten im Naturschutzgebiet Lörmecketal in Nordrhein-Westfalen steht ein 380 Millionen Jahre altes Kalksteinmassiv. Das Wasser des Baches Lörmecke hat das Massiv so lange ausgehöhlt, bis das Kluft- und Höhlensystem über eine längere Strecke einstürzte und die Höhle "Hohler Stein" entstand. Archäologische Funde belegen, dass es sich um eine Kulturhöhle handelt, die von der End-Altsteinzeit bis zur vorrömischen Eisenzeit vom Menschen genutzt wurde.
Das Naturwunder des Jahres 2023 war das sogenannte "Ewige Eis" im Westerwald – ein einzigartiges, lokales Permafrost-Phänomen.
- sielmann-stiftung.de: "Deutschland hat das Naturwunder 2024 gewählt"
- wanderverband.de: "Naturwunderwahl 2024"