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Mit dem Rad entlang der deutsch-deutschen Grenze


Radeln auf dem "Todesstreifen"
Mit dem Rad entlang der deutsch-deutschen Grenze

Zu Zeiten der deutschen Teilung lief die innerdeutsche Grenze wie eine Narbe durch die ganze Republik. Heute sind auf den ersten Blick die Übergänge zwischen den Ländern oft kaum mehr zu erahnen. Doch gerade für Radwanderer hat der ehemalige "Todesstreifen" eine Faszination: Vielerorts machte sich die Natur breit, und auch Relikte der Teilung gibt es überall zu entdecken. Sehen Sie die ungewöhnliche Radtour durch Deutschland auch in unserer Foto-Show.

25.06.2014|Lesedauer: 4 Min.
Von dpa
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Dampf von Regen auf warmem Boden, der Himmel wolkenverhangen - die Stimmung passt zu dem Ort, den es nicht mehr gibt: Billmuthausen in Thüringen. Ein geschleiftes Dorf - alle Menschen umgesiedelt, die Häuser abgerissen. In Billmuthausen erinnern Informationstafeln an dieses Schicksal, das etwa 30 Dörfern im ehemaligen Sperrgebiet zwischen der Bundesrepublik und der DDR widerfuhr. So wird der Radurlaub auf dem südlichen Teil der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zur Lehrstunde. Die gut 700 Kilometer vom Dreiländereck Bayern - Sachsen - Tschechische Republik bis in den Harz konfrontieren die Deutschen mit ihrer jüngsten Vergangenheit.

Radeln an der früheren Grenze: Bei Heinersdorf stehen noch Original-Teile der Mauer.Vergrößern des Bildes
Radeln an der früheren Grenze: Bei Heinersdorf stehen noch Original-Teile der Mauer. (Quelle: Frankenwald Tourismus)

Grenze verschwimmt, aber Relikte überall

Wer die ehemalige Grenze per Rad erkundet fragt sich immer wieder, in welchem Bundesland er sich gerade befindet. Eine Grenze ist oftmals nicht mehr auszumachen. Relikte der Teilung gibt es aber zuhauf: Wachtürme, Beobachtungsposten, Erinnerungsstätten, Zaun- und Mauerreste, Kunstwerke und die Erzählungen der Einheimischen.

40 Jahre lang eroberte die Natur die Grenzlinie. Nach der Wende dann begann eine intensive Naturschutzarbeit. Ein Schutzgebiet reiht sich an das nächste, angefangen beim Naturpark Frankenwald und dem Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale über das Biosphärenreservat Rhön und den Nationalpark Hainich bis zum Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal und den Nationalpark Harz.

Radtour an der Grenze ist anstrengend

Eine Radreise entlang der ehemaligen Grenze ist auch eine körperliche Herausforderung: Der Thüringer Wald wartet mit Steigungen von bis zu 15 Prozent, Abfahrten und einzelnen Serpentinenstrecken. Die Rhön ist ein ständiges Auf und Ab. Im Harz kämpft sich der Radfahrer von 300 auf 600 Höhenmeter, um sofort wieder hinunterzusausen.

Radurlauber werden zu dauerhaften Grenzgängern. Das beginnt schon am Dreiländereck Bayern - Sachsen - Tschechische Republik. Es gibt keine Zäune, keine Kontrollen. Stattdessen plätschert ein Bach munter dahin, und wer ein Schild passiert, ist schon drüben. Auch in Mödlareuth am Rande des Frankenwaldes wechselt man zwischen Bayern und Thüringen, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Zu Besuch in "Little Berlin"

Hier stand einst eine Mauer und teilte das Dorf, das die Amerikaner daraufhin "Little Berlin" nannten. Anstatt nach der Wende das Zeugnis der Teilung dem Erdboden gleichzumachen, erhielten die Dorfbewohner einen Teil der Mauer im Original. Sie ist nun zentraler Blickfang des deutsch-deutschen Museums Mödlareuth.

Nach der Geschichtsstunde folgen bergige Etappen voller Naturerlebnisse. Bis auf etwa 700 Meter Höhe führt der Weg in steilen Anstiegen und rasanten Abfahrten durch den Frankenwald und den Thüringer Wald.

Auch in der Rhön gibt es Geschichte zum Anfassen

Erst nach rund 380 Kilometern erreichen die Radler ein neues Bundesland: Hessen und damit die Rhön. Doch hier führte die ehemalige Grenze über viele Kilometer in der Nähe der naturbelassenen Ulster und später der Werra entlang, so dass die Etappen entspannt sind.

Auch die deutsche Geschichte holt die Reisenden in Form eines modernen Museumsgeländes am Point Alpha nahe Geisaein, wo die Amerikaner einen wichtigen Beobachtungsposten hatten. Dort saßen sich die Bediensteten der US-Armee und die Wachhabenden auf DDR-Seite tagtäglich fast Aug in Aug gegenüber.

Es fällt schwer, nach den gemütlichen Strecken an der Werra wieder in die Berge abzubiegen. Doch der Grenzweg will es so: Hinter Bad Sooden-Allendorf im nördlichen Hessen verlief die Grenze hinauf durch das Eichsfeld bei Duderstadt und nahm Kurs auf den Harz. Also heißt es für Radurlauber, einen Hügel nach dem anderen zu erklimmen und wieder hinunterzurollen - anstrengend, aber kein Vergleich zum Thüringer Wald.

Auf den Brocken besser ohne Gepäck

Auf dem Weg in den Harz gesellt sich nun auf westlicher Seite das Bundesland Niedersachsen zu Bayern und Hessen hinzu, zunächst weiterhin mit dem Nachbarn Thüringen an der Ostseite. Hier kann, wer will, den letzten großen Aufstieg wagen: zum Brocken. Den 1141 Meter hohe Gipfel des Harzes im Bundesland Sachsen-Anhalt zu erklimmen, wagen meist Rennrad- oder Mountainbike-Fahrer ohne Gepäck.

Und für wen die letzte Etappe eine Plackerei war, der darf sich mit der Abfahrt belohnen - auf der Brockenstraße nach Schierke zwölf Kilometer rollen lassen. Ab hier kann, wer will, auf die zweite Hälfte des deutsch-deutschen Grenzweges nach Norden starten - es ist ja erst die Hälfte geschafft. Gegenwind statt Gebirge dürfte es dann heißen.

Weitere Informationen

Strecke: Der südliche Teil des deutsch-deutschen Grenzwegs führt vom Dreiländereck Bayern - Sachsen - Tschechische Republik bis in den Harz. Der Brocken liegt nach rund 700 Kilometern etwa auf der Hälfte der gesamten ehemaligen innerdeutschen Grenze. Die Route wechselt immer wieder die Bundesländer - zunächst Sachsen, Bayern und Thüringen, später auch Hessen, Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. In den Waldgebieten Thüringer Wald, Rhön und Harz sind teils 15-prozentige Steigungen und Abfahrten zu bewältigen, an der Werra verläuft die Tour flach.

Übernachten: Meist gibt es auch in den kleineren Dörfern einen Gasthof, in dem Zimmer gebucht werden können. Hotels oder Campingplätze stehen nicht überall zur Verfügung.

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